Julia Extra Band 348
Barbie-Kleid?“
„Barbie war meine Lieblingspuppe.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Das sagst du nur, um mich zum Lachen zu bringen.“
„Nicht nur.“ Er nahm ihre Hand und drückte sie. „Meine Mum und ich sind oft umgezogen. Als ich acht Jahre alt war, gab es ein Mädchen in meiner Klasse. Sie war blond, genau wie du, und trug lange Zöpfe. Das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen hatte. Und sie hatte einen rosa Ranzen mit einem Bild von Barbie.“
„Du musst sie sehr gemocht haben.“
„O ja.“
Als sie ihn sich als verliebten Achtjährigen vorstellte, musste sie lächeln. „Hast du ihr kleine Liebesbriefe geschrieben?“
„Nein, aber sie hat mich zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Auch die Einladungskarte war rosa, mit lauter Barbies darauf.“
„Und was passierte auf der Geburtstagsfeier?“
„Ich war nicht da. Wir sind wieder umgezogen.“
Sie stellte sich vor, wie er sich damals gefühlt haben musste. „Es tut mir leid, dass du nicht bei ihrer Feier sein konntest.“
„Vermutlich hätte es mir dort sowieso nicht gefallen. Rosa Girlanden und rosa Ballons. Pah! Und womöglich wäre ich der einzige Junge gewesen.“
„Wie schlimm“, ging sie auf das Spiel ein.
Ihr riesiges Kinderzimmer mit den Bergen von Spielsachen fiel ihr plötzlich ein. Zwar hatte sie ein eigenes Kindermädchen gehabt, aber dennoch unter Einsamkeit gelitten. Dabei hatten sie, bevor ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, ein ganz normales Leben geführt.
In den letzten Jahren hatte sie versucht, diese Einsamkeit zu bekämpfen, indem sie sich ins Leben gestürzt hatte. Allerdings hatte ihr das nichts als Kummer und Herzschmerz eingetragen.
„Eines habe ich jedenfalls gelernt“, sagte er. „Man will immer das, was man nicht bekommen kann. Obwohl es, bei Lichte betrachtet, nicht unbedingt erstrebenswert ist.“
„Aber vielleicht ist es ja doch erstrebenswert“, erwiderte sie.
„Dieser Gedanke hilft einem nicht weiter. Später bereut man, dass man dem falschen Glück hinterhergelaufen ist.“
Sie schaute aus dem Fenster. Unter ihnen lag das glitzernde Meer. In wenigen Stunden würden sie in Aliz landen. „Ich bereue so vieles, dass es für mein ganzes Leben reicht.“
Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. Wenn sie ihn jetzt ansah, würde sie diese vermutlich nicht zurückhalten können. Warum nur hatte sie das Bedürfnis, ihm ihr Herz auszuschütten? Nervös kaute sie am Daumennagel. Wieso hatte sie so schnell Vertrauen zu ihm gefasst? Schließlich kannte sie ihn kaum.
„Lass deinen Tränen ruhig freien Lauf“, forderte er sie sanft auf.
Woher wusste er es? Sie schluckte die Tränen hinunter und wandte ihm den Kopf zu. „Wie kommst du darauf? Ich habe bloß nachgedacht.“
Skeptisch musterte er sie. „Es ist ein langer Flug. Warum schläfst du nicht ein bisschen?“
„Unsinn. Es sind nur drei Stunden. Wir sollten lieber überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.“ Sobald sie in Aliz gelandet waren, musste sie alles Nötige veranlassen. Sie musste die Situation unter Kontrolle bringen, sonst wäre alles verloren, was sie in den letzten zwei Wochen für ihr Land erreicht hatte.
Wenn sie nicht für Recht und Ordnung sorgte, würde Giancarlo Zarella ganz gewiss kein Urlaubsresort in Aliz errichten.
„Ich kümmere mich darum“, sagte er bestimmt.
Sie packte die Wut. „Ich bin kein Kind! Ich habe ein Anrecht, in deine Pläne eingeweiht zu werden.“
Er sprang vom Sitz auf und stand gebieterisch vor ihr. Dann fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, und sie erkannte, dass es auch ihm an Schlaf mangelte. Was eindeutig ihre Schuld war.
„Ich erkläre es dir kurz vor der Ankunft “, versprach er.
Veronica schluckte ihren Ärger hinunter. Vielleicht feilte er noch an seinem Plan und wollte sie deshalb noch nicht einweihen. Eine Stunde konnte sie noch warten. Sie hatte ihm bisher vertraut, und er hatte sie nicht enttäuscht.
„Gut, aber dann will ich alles wissen.“
Verwirrt fuhr Veronica aus dem Schlaf hoch. Richtig, sie saß in einem Flugzeug und war auf dem Rückflug nach Aliz. Nur für einen Moment hatte sie die Augen schließen wollen, war aber dann in einen tiefen Schlaf gefallen.
Ein Flugbegleiter stand vor ihr und fragte, ob sie etwas essen wolle.
Sie lehnte ab, merkte aber im selben Moment, dass ihr der Magen knurrte. Da sie bestimmt gleich in Aliz landen würden, wollte sie mit dem Essen warten. Sie schob die Fensterverdunkelung hoch, die jemand
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