Julia Extra Band 361
Anfang sehr gut“, berichtete Caro. „Vor allem, wenn seine Mutter nicht in der Nähe war. Aber dann versuchte er, mich immer mehr zu kontrollieren. Zuerst dachte ich, er wäre nur um mich besorgt, aber als mein Kummer allmählich nachließ, bekam ich es bald mit der Angst zu tun.“ Sie schluckte, doch dann fuhr sie fort: „Ich fragte mich, ob ich nicht einen großen Fehler begangen hatte. Doch dann kam Cabot auf die Welt. Damals war ich fest entschlossen, die Familie zusammenzuhalten. Nicht nur für meinen Sohn, sondern auch meinetwegen. Die Vorstellung einer gescheiterten Ehe konnte ich nicht ertragen.“
„Das Gefühl kenne ich“, sagte Jake. Er hatte Miranda damals gebeten, mit ihm zur Eheberatung zu gehen. Das war gewesen, bevor er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. „Warum haben Sie ihn dennoch verlassen?“
„Es gab nicht nur einen bestimmten Grund. Es gab verschiedene Gründe, und als seine Mutter bei uns einzog, wurde alles nur noch schlimmer.“
Er sah sie von der Seite an. „Das war bestimmt kein Zuckerschlecken, oder?“
„Nein, Susan hat ziemlich bald das Regiment im Haus übernommen. Und wenn ich mich beschwerte, hielt Truman immer zu ihr.“
„Wird sie denn jetzt ausziehen?“
„Meine Schwiegermutter?“ Caro sog die Luft scharf ein.
„Haben Sie sich deshalb bereit erklärt, zu Ihrem Mann zurückzukehren?“ Jake ließ nicht locker.
Die Glöckchen am Geschirr des Pferdes erklangen im Takt der gedämpften Huftritte. Über ihren Köpfen schrie eine Krähe. Caro saß nur da, den Kopf gesenkt, und starrte auf ihre Hände in den Fäustlingen.
„Wollen Sie diese Frage auch nicht beantworten?“, erkundigte er sich leise.
„Ich gehe nur wegen Cabot zurück.“
Sie hob den Kopf, und da sah Jake die Tränen. Sie liefen ihr die Wangen hinunter. Ich kann es nicht mit ansehen, dass sie so traurig ist, dachte er.
„Brrr!“
Bess blieb sofort stehen. Caro schluchzte.
„Scht … Ist schon gut“, versuchte Jake sie zu trösten. Aber ihre Tränen wollten nicht versiegen. „Bitte hören Sie auf zu weinen“, sagte er etwas rauer als gewollt. Einerseits fühlte er sich hilflos, andererseits schuldig, weil er ihr Antworten entlockt hatte, die ihr offensichtlich Kummer bereiteten.
Wie am Abend zuvor legte er die Arme um sie und zog sie an sich. Ihr Kopf kam an seinem Herzen zu liegen. An seinem Herzen, das ebenfalls gelitten hatte.
„Ich weiß doch, dass Sie alles für Ihre Ehe getan haben. Und ich finde auch, dass Kinder mit beiden Elternteilen unter einem Dach leben sollten. Das gilt aber nur, solange niemand darunter zu leiden hat. Wenn Sie Ihren Mann nicht lieben und er Sie so unglücklich macht, Caro, dann wird Ihr Sohn eines Tages auch ein unglücklicher Mensch sein.“
„Ich weiß.“
„Warum wollen Sie dann zurück?“
„Wenn ich nicht zurückgehe, dann werde ich meinen Sohn nicht mehr jeden Tag sehen können. Dann wird er bei Truman bleiben. Und Trumans Mutter. Und ich werde nicht zulassen, dass mein Sohn von dieser sauertöpfischen, engstirnigen Frau ergezogen wird.“
„Über das Sorgerecht hat aber doch ein Richter zu entscheiden.“
Caro schüttelte den Kopf. „Jeder Richter in der Stadt kennt die Wendells. Und sie alle haben in den letzten Jahren von den großzügigen Spenden der Familie profitiert.“
„Aber das Gericht lässt sich davon nicht beeindrucken“, warf Jake ein, obwohl er wusste, dass das nicht immer zutraf. Wer eine dicke Brieftasche besaß, hatte häufig auch das Recht auf seiner Seite.
Auch Caro schien das zu wissen. „Ich verfüge nicht über das Geld, einen Rechtsstreit mit ihm anzufangen, Jake.“
„Nun, ich schon.“
Jakes Worte schienen in der verschneiten Winterlandschaft widerzuhallen. Caro sah ihn mit großen Augen an.
„Meine Abfindung bei der Polizei ist mehr als großzügig ausgefallen. Außerdem habe ich das Geld gut angelegt.“ Nachdenklich legte er den Kopf schief. „Nun, ja, abgesehen von dem Gasthof. Da wird es sich noch zeigen müssen, ob das eine gute Idee war.“
„Ganz bestimmt. Sie werden ihm wieder zu neuem Glanz verhelfen.“ Caro richtete sich auf. Jake meint seine Worte wirklich ernst, schoss es ihr durch den Kopf. Er wollte wirklich ihre Anwaltskosten übernehmen. Sie hatte tausend Fragen im Kopf, sagte aber nur: „Warum wollen Sie das tun?“
„Ich weiß, wie schlimm es ist, ein Kind zu verlieren.“
Seine Antwort überraschte Caro. „Das wusste ich nicht. Sie und Miranda hatten also
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