Julia Extra Band 370
sich Ihre Lügen, sie interessieren mich nicht“, fuhr er sie an. „Mich interessiert nur, dass einer unserer Angestellten Ihnen unbefugt eine unserer Wohnungen vermietet hat. Deshalb verlange ich, dass Sie ausziehen!“
„Einer Ihrer … Angestellten?“, wiederholte Roxy, während sie sich zu erinnern versuchte, ob Martin Murray Titus Alexanders Namen jemals erwähnt hatte. Titus war ein ungewöhnlicher Vorname, der ihr bestimmt nicht entfallen wäre. „Ich habe nie von Ihnen gehört, Mr Alexander. Warum sollte ich Ihnen glauben?“
„Nun, vielleicht überzeugt Sie ja das hier.“ Er zog eine Visitenkarte aus seiner Manteltasche und hielt sie ihr hin.
Roxy nahm die Hand aus der Hosentasche und griff nach dem Kärtchen, das von genauso auserlesener Qualität war wie alles an ihm. Auf aufwendigem Grund prangten stolz erhabene schwarze Buchstaben, und als diese sich in ihrem Kopf zu Worten formten, wurde ihr plötzlich ganz schwummrig.
Titus Alexander, Duke von Torchester.
Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen; gleichzeitig bekam sie weiche Knie. Sie hatte nichts im Magen, weil sie sich angewöhnt hatte, kurz vor einem Auftritt nichts mehr zu essen. Unter anderen Umständen wäre sie jetzt vielleicht schockiert auf einen Stuhl gesunken, aber ihr Instinkt warnte sie, sich etwas anmerken zu lassen. Immer noch mit Herzklopfen, schaute sie ihm in die kalten Augen. „Sie sind … Sie sind der Duke von Torchester?“
„Richtig“, bestätigte er knapp. „Und Ihr Geliebter Martin Murray war bei meinem verstorbenen Vater als Verwalter tätig. Klingelt es jetzt bei Ihnen, Miss Carmichael?“
Natürlich klingelte es! Roxy zwang sich, ganz ruhig zu bleiben. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren, auch wenn ihr wieder einfiel, was sie über den jungen Duke gehört hatte.
Dass er ein Dreckskerl sein sollte.
Ein Mann, der mit größter Selbstverständlichkeit davon ausging, dass ihm jedes Privileg der Welt zustand.
Und ein gewissenloser Herzensbrecher.
Roxys konnte den Blick nicht von den perfekt geschwungenen Linien seines Mundes und den stahlgrauen Augen losreißen. Ja. Bestimmt lagen ihm die Frauen scharenweise zu Füßen. Kein Wunder, bei seinem Äußeren. Und dann auch noch diese Herkunft …
„Ich verstehe nicht“, sagte sie matt.
„Nein?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Was genau verstehen Sie nicht?“
„Das Penthouse gehört Martin .“
„Haben Sie das schriftlich?“
Roxy zögerte, während ihr langsam zu dämmern begann, dass hier irgendetwas nicht stimmte … und dass es da immer Dinge gegeben hatte, die im Dunkeln geblieben waren. Warum war es Martin so wichtig gewesen, dass sie die Miete stets bar bezahlt hatte? Und warum hatte er sie gebeten, jedem, der sie fragte, zu sagen, dass sie die Wohnung nicht gemietet hatte, sondern nur hütete? Sie starrte Titus in das grimmige Gesicht und erkannte bestürzt, dass sie diesem hochfahrenden Aristokraten mehr glaubte als einem Mann, den sie seit Jahren kannte. „Er behauptet es.“
„Schön, dann lügt er eben“, stellte er eisig fest. „Martin Murray ist ein erbärmlicher Schwindler, dem mein Vater bedauerlicherweise vertraut hat, sonst gar nichts. Aber mein Vater ist tot, und Martin Murray arbeitet nicht mehr für meine Familie. Jetzt ist es an mir, den Saustall auszumisten.“
Seine Augen glitzerten gefährlich. „Und ich bin nicht bereit, fragwürdige Existenzen unter meinem Dach zu dulden. Deshalb verlange ich, dass Sie die Wohnung bis Ende der Woche geräumt haben.“
Roxy spürte, wie eine lähmende Angst in ihr aufstieg, aber gleich darauf hatte sie sich wieder im Griff. Weil Angst ein Gefühl war, das sie nur allzu gut kannte. Sie räusperte sich, bemüht, einen ähnlich kühlen Ton anzuschlagen wie er. „Ich glaube nicht, dass Sie mich von einem Tag auf den anderen einfach an die Luft setzen können. Immerhin hat man als Mieter in unserem Land auch gewisse Rechte.“
Titus presste verärgert die Lippen zusammen. Was fiel ihr ein, ihm zu widersprechen? Diese Art Frauen kannte er. Dreist und skrupellos.
„Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht allzu sehr auf das Gesetz verlassen“, warnte er sie mit gefährlich sanfter Stimme. „Weil Sie es nämlich gebrochen haben.“
Jetzt schaute sie ihn fast flehend an. „Aber das wusste ich doch nicht.“
„Mich interessiert nicht, was Sie wussten oder nicht“, bellte er und wappnete sich gegen das Glitzern in ihren Augen. „Außerdem wüsste ich auch gar nicht, warum
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