Julia Extra Band 370
wahrscheinlich eher nicht.“
„Ich habe nachgedacht und würde mich gern mit deinen Eltern über diese Geschichte unterhalten.“
Entsetzt sah sie ihn an. „Auf gar keinen Fall!“
„Aber so kann es doch nicht weitergehen, Natalie.“
„Ich will nicht, dass du irgendetwas unternimmst.“ Eindringlich schaute sie ihm in die Augen. „Was geschehen ist, lässt sich sowieso nicht rückgängig machen.“
„Das ist mir klar. Aber es ist einfach nicht fair, ganz allein dir die Schuld am Tod deines Bruders zu geben, wenn eigentlich deine Eltern die Verantwortlichen sind.“
Natalie stellte die Tasse so heftig ab, dass der Kaffee überschwappte, stand auf, zog sich einen Morgenmantel über und warf Angelo einen warnenden Blick zu. „Wehe, wenn du meine Eltern darauf ansprichst! Das würde ich dir nie verzeihen. Meine Mutter hat es sowieso schon schwer genug. Wahrscheinlich würde es sie umbringen, wenn jetzt diese Tragödie wieder aufs Tapet kommt. Und wenn dann auch noch die Presse Wind davon bekommt, kannst du Lachlans Therapie vergessen.“
„Mir geht es um dich, cara , nicht um deine Mutter oder deinen Bruder.“
„Dann tu bitte, was ich sage.“
Frustriert schüttelte Angelo den Kopf. „Warum bist du so entschlossen, für etwas die Schuld auf dich zu nehmen, was du gar nicht zu verantworten hast?“
„Weil es meine Schuld war. Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen.“
„Du warst noch ein Kind, Natalie. Man hätte dir niemals die Verantwortung für ein Kleinkind übergeben dürfen. Schon gar nicht in der Nähe eines Pools. Selbst wenn du Liam rechtzeitig entdeckt hättest, wie hättest du ihn denn aus dem Wasser ziehen sollen?“
Der Schmerz über den Verlust ihres Bruders stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich wäre hineingesprungen und hätte ihm geholfen.“
„Dann wärst du höchstwahrscheinlich auch ertrunken. Du hättest gar nicht die Kraft gehabt, Natalie.“
„Ich hätte ihm etwas zugeworfen, an das er sich hätte klammern können, bis Hilfe eingetroffen wäre“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Cara.“ Er wollte sie tröstend an sich ziehen.
„Komm mir nicht zu nahe!“
Das überhörte er geflissentlich und zog sie an sich. Als sie sich wehren wollte, flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich bin auf deiner Seite, piccola mia . Bitte kämpf nicht gegen mich.“
„Das tue ich ja gar nicht“, wisperte sie an seiner Brust. „Ich bekämpfe mich selbst.“
Behutsam strich er ihr über die bebenden Lippen. „Das dachte ich mir.“
„Ich kann nicht anders“, gab sie zu.
„Weißt du was? Ich auch nicht.“ Und dann küsste er sie.
9. KAPITEL
Einige Tage später verschaffte Natalie sich einen Überblick in Angelos frisch umgebautem Hotel. Eifrig machte sie sich Notizen und fotografierte. Die Mischung aus Boutique-Hotel und luxuriöser Wellness-Anlage gefiel ihr. Gold und Marmor, wohin man auch blickte. Und erst die Aussicht durch die hohen Bogenfenster auf das Meer, auf Zitronenhaine und steile Anhöhen. Einfach spektakulär. Und wer hatte den Auftrag erhalten, die Inneneinrichtung zu übernehmen? Sie, Natalie Armitage! Sie konnte ihr Glück noch immer kaum fassen. Dieser Traumjob stellte ihr Sprungbrett zum ganz großen Erfolg dar!
Angelo, der gerade mit seinem Vorarbeiter gesprochen hatte, kam zu ihr herüber. „Bist du so weit?“
„Machst du Witze? Ich habe ja kaum angefangen. Dieser Ort ist unglaublich inspirierend. Die Ideen fliegen mir nur so zu.“
Zärtlich streichelte er ihren Nacken. „Ich möchte aber nicht, dass du dich überarbeitest. Schließlich sind wir in den Flitterwochen.“
Ja, das hatte sie nicht vergessen. Ihr Körper stand noch ganz unter dem Einfluss des leidenschaftlichen Liebesspiels früh am Morgen.
In den vergangenen Tagen war Angelo unendlich zärtlich gewesen. Es fiel ihr immer schwerer, ihre Gefühle in Schach zu halten. Die Beziehung, die bisher von Sex geprägt gewesen war, hatte sich verändert. Angelo und sie gingen viel liebevoller miteinander um. Trotzdem war Natalie noch immer nicht bereit zuzugeben, dass sie ihn liebte. Nicht einmal vor sich selbst.
Warum auch? Über kurz oder lang würden sie sowieso auseinandergehen, denn sie war nicht bereit, Angelo zu geben, was er sich sehnlich wünschte: einen Erben.
„Du denkst auch immer nur an das Eine“, zog sie ihn nun auf.
Er grinste provokant und küsste sie auf die nackte Schulter. „Willst du etwa leugnen, dass du auch gerade daran gedacht hast, was wir heute
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