JULIA VALENTINSBAND Band 19
rieb mit seinem Daumen über die weiche Haut ihrer Finger. In den letzten Minuten hatte er sein Verlangen zügeln können, aber plötzlich erwachte es in ihm aufs Neue.
Spürte sie es auch? Diese erotische Atmosphäre, die die Luft förmlich knistern ließ? Immerhin atmete sie hastig, und ihr Gesicht wirkte erhitzt. Evan war sich sicher, dass sie es auch bemerkt haben musste. Aber er hatte noch Fragen, bevor er sich der Atmosphäre überließ.
„Was ist mit dir?“, wollte er wissen. „Hast du einen Freund?“
„Nein. Auf die Gefahr hin, dass ich deine Worte wiederhole, es hätte den Kuss nicht gegeben, wenn ich einen Freund hätte. Kann sein, dass ich ziemlich unausstehlich bin, aber ich würde ihn nie betrügen.“
„Auf die Gefahr hin, dass ich deine Worte wiederhole, aber mit deinem Aussehen sollte es dir doch gelingen, dir wenigstens ein Date für einen Abend zu organisieren.“
„Es kommt mir vor, als hätte ich mit mindestens der Hälfte der Männer in Los Angeles Dates gehabt. Und ich kann ein Lied davon singen, was eine schlechte Beziehung ist. Aber ich bin auch überzeugt, dass man jede Menge Katastrophen durchlaufen muss, bevor man seinem Glück begegnet“, erklärte Lacey. „Rein statistisch gesehen, bin ich langsam dran. Obwohl die Männer, mit denen ich zu tun habe, leider sehr oft meinem Vater und meinem Schwager ähnlich sind. Nur Arbeit, niemals Spaß und Erfolg um jeden Preis. Für mich sind das alles nur geklonte Herzen. Mir geht’s genau wie dir, ich habe keine Lust mehr auf diese Spielchen. Ich bin jetzt so erwachsen, dass ich keinen Wert mehr darauf lege, die Männer reihenweise zu beeindrucken. Viel lieber würde ich ein und demselben Mann für den Rest meines Lebens den Atem rauben.“
„Sollte dir nicht schwerfallen. Du bist ziemlich atemberaubend. Besonders in diesem Kleid.“
„Aha. Wahrscheinlich sagst du das nur, weil du noch einen Keks haben willst.“
„Wenn du mich einlädst, sage ich nicht Nein.“
Evan machte keinen Hehl daraus, dass es ihm um mehr ging als nur um einen Keks. Ein paar Sekunden lang starrten die beiden einander an. Obwohl Lacey kein Wort sprach, konnte er förmlich hören, wie sie innerlich mit sich stritt, ob sie ihm antworten sollte oder nicht. Würde sie auf Nummer sicher gehen? Oder sich auf das Spiel einlassen?
„Noch ein Keks, kommt sofort“, murmelte Lacey und erhob sich langsam. Er schaute zu, wie sie bedächtig zum Tresen hinüberging. Der Anblick ihres Rückens ließ ihn ein paar Mal tief durchatmen. Auch am Tresen kehrte sie ihm den Rücken zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und beugte sich vor … ihm blieb beinahe das Herz stehen … und griff in das Glas mit dem Gebäck. Dann drehte sie sich herum und lehnte sich mit den Hüften gegen den Tresen. Ihr verschwommener Blick jagte ihm einen heißen Schauder über die Haut.
„Hier ist er“, hauchte sie mit rauchiger Stimme und winkte ihm mit dem Keks in der Hand zu. „Bite me.“
Es war fast so, als ob die Szene aus dem Schaufenster zum Leben erwacht wäre: Er war in den Morgenmantel geschlüpft, während sie das rote Kleid der Schaufensterpuppe trug und ihm einen Keks anbot … ganz so, wie er es sich vor ein paar Stunden erträumt hatte. Er zögerte keine Sekunde, obwohl er sich zwingen musste, sich langsam zu erheben, anstatt sich ihr überstürzt in die Arme zu werfen. Ungefähr einen halben Meter vor ihr blieb er stehen und stützte sich mit den Händen rechts und links von ihr auf dem Tresen ab, sodass sie gefangen war.
„Ein Angebot, dass ich nicht ablehnen kann.“ Er beugte sich vor und knabberte mit den Zähnen vorsichtig ihren Nacken entlang.
Lacey stöhnte auf und neigte den Kopf zur Seite. Er nutzte die Gelegenheit und bahnte sich seinen Weg hinauf zu ihrem Ohrläppchen.
„Schön“, murmelte er mit den Lippen dicht an ihrer empfindlichen Haut. „Aber ich finde, der Keks sollte ‚Kiss me‘ heißen.“
Sie seufzte tief auf vor Lust. „Okay.“
„Plötzlich bist du mit allem einverstanden.“
„Natürlich. Wenn ein Mann, den ich ziemlich sexy finde, meinen Nacken anknabbert. Du hast kein Recht, dich zu beklagen. Ich habe dich gewarnt.“
„Einverstanden.“ Er drückte die Lippen an die Stelle, wo ihr Puls schlug. „Aber bilde dir bloß nicht ein, dass du mich damit einschüchtern kannst.“
„Hoffentlich nicht.“
Lacey wandte ihm das Gesicht zu. Er stöhnte auf und bedeckte ihren Mund mit seinem. Wenn er überhaupt einen Gedanken daran
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