JULIA VALENTINSBAND Band 19
schnappte nach Luft. Sie schmiegte die Stirn an seine muskulöse Brust, und ihr Atem strich stoßweise über seine Haut.
Plötzlich piepste es. Der schrille Ton zerriss den Nebel, der ihn immer noch einhüllte. Er verzog das Gesicht. Das Geräusch kam ihm irgendwie bekannt vor.
„Ist das ein Handy?“, fragte Lacey verwirrt.
Handy. Das Geräusch stammte von seinem Business-Handy. Evan fiel aus allen Wolken und schlug hart auf dem Boden der Wirklichkeit auf. Was zum Teufel hatte er hier gerade getan? Er hatte Sex gehabt. Mit einer Pächterin. Noch nie hatte er Sex mit einer Pächterin gehabt – das gehörte zu seinen eisernen Prinzipien. Aber ein einziger Blick auf Lacey hatte seine eisernen Prinzipien dahinschmelzen lassen und ihm harten und schnellen Sex beschert.
Evan trat zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Mein Business-Handy.“
Sie starrte ihn kurz an. „Business? Um diese Zeit? An einem Wochenende?“
„Mein Chef. Er ist dieses Wochenende in London. Wochenende oder nicht, das spielt keine Rolle. Er arbeitet sieben Tage in der Woche.“
Lacey verkniff sich zwar eine Antwort, aber ihr Gesichtsausdruck gab zu verstehen, dass sie ihn gerade in die Schublade mit der Aufschrift „Geklontes Herz“ einsortiert hatte. Wortlos reichte sie ihm einen Stapel Papierservietten und rutschte vom Tresen hinunter.
„Hör zu“, begann sie und ordnete ihr Kleid, während er seine Boxershorts wieder hochzog. „Ich weiß auch nicht recht, was gerade in mich gefahren ist. Das, was gerade zwischen uns passiert ist … normalerweise mache ich so was nicht.“
„Ob du es glaubst oder nicht, ich auch nicht.“
„Uns ist einfach alles … über den Kopf gewachsen.“ Lacey schaute ihn an, und er unterdrückte ein Stöhnen. Mit ihren durcheinandergewirbelten Haaren und ihren feuchten Lippen verkörperte sie die reine Sünde. „Ich mache mildernde Umstände geltend. Vorübergehende geistige Umnachtung.“
„Da sind wir schon zwei.“
„Es wird nicht wieder passieren.“
Er wusste, dass er eigentlich hätte zustimmen müssen. Aber die Worte blieben ihm im Halse stecken.
„Ich finde“, fuhr sie fort, „dass wir schnellstens vergessen sollten, dass es überhaupt passiert ist.“
Bevor er antworten konnte, klopfte es an der Tür, und er sprang erschrocken ein paar Schritte zurück. Ein uniformierter Mann vom Pannenservice pochte gegen die Scheibe.
Das nächtliche Zwischenspiel mit Lacey war offiziell beendet.
Und Evan beschlich der Verdacht, dass tatsächlich ein übler Fluch auf ihm lastete.
7. KAPITEL
Am Dienstagabend um zehn schloss Lacey das Constant Cravings ab und eilte über den Hof. Seit Sonntag war das Geschäft ungewöhnlich schleppend gewesen. Sie hatte sich die Zeit damit vertrieben, in aller Ruhe das Gebäck für die Party-Bestellungen zu backen. Keine gute Idee. Denn sie hatte ausgiebig Gelegenheit zum Nachdenken gehabt, und worauf auch immer sie sich zu konzentrieren versuchte, ihre Gedanken landeten früher oder später bei ihm.
Evan Sawyer.
Nein, nicht nur bei ihm. Bei Evan Sawyer und dem fantastischsten Sex, den sie gehabt hatten.
Seit Samstagabend – genau genommen war es schon Sonntagmorgen gewesen – hatte sie ihn nicht mehr gesehen. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ sollte es doch heißen, aber weit gefehlt. Stattdessen hatte sie alle fünf Minuten an ihn denken müssen. Manchmal sogar noch öfter. Lacey spürte immer noch seine Hände auf ihrem Körper, seinen Mund auf ihrem, sie spürte, wie er tief in sie eingedrungen war, roch den würzigen Duft seiner Haut, die sich an ihre schmiegte … all das hielt sie immer noch gefangen. Und all das hatte dazu geführt, dass sie die Sterne wie ein Feuerwerk auf sich herabregnen sah … Sogar drei Tage danach flammte ihre Lust immer wieder auf.
Es war mehr als ein Feuerwerk gewesen. Evan hatte sie nicht nur scharf gemacht, er hatte sie überrascht. Und mit seiner Offenheit entwaffnet. Weil er ihr von seiner Familie und seinem Hund erzählt hatte, der kein Englisch verstand. Er war amüsant und unterhaltsam gewesen. Und liebenswert. Sehr liebenswert. Auf beunruhigende Weise liebenswert.
Lacey hatte nicht erwartet, ihn am Sonntag zu sehen. Aber als er gestern und heute nicht im Café aufgekreuzt war, war klar, dass er es ernst meinte und die Angelegenheit tatsächlich vergessen wollte. „Ich finde, dass wir schnellstens vergessen sollten, dass es überhaupt passiert ist“, hatte sie gesagt, und er schien ihr und dem
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