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Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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nicht wie seine Hand aus. Erschrocken wandte er den Blick wieder ab.
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, sagte er leise. Doch die Arzthelferin stand bereits da, hielt ihm mit unbewegtem Gesichtsausdruck die Schale vor den Mund, in die er sich erbrach.
    »Geht’s wieder?«
    Julian nickte und wischte sich mit dem Papiertuch den Mund ab.
    »Es ist hier offensichtlich zu einer Infektion gekommen, Julian. Deswegen ist die Hand so angeschwollen, und daher hast du auch die starken Schmerzen. Man kann momentan kaum noch die Naht erkennen. Haben dir die Ärzte in New York gesagt, daß du die Hand wahrscheinlich nie mehr so nutzen kannst wie früher?«
    Julian nickte wieder schwach. Die Hand . Daß er nicht lachte! Diesen breiigen Klumpen als Hand zu bezeichnen, war wirklich ein Witz. Und zwar ein verdammt schlechter.
    »Ich habe solche Schmerzen. Können Sie mir etwas anderes verschreiben als das?« Mit der gesunden Hand zog Julian das Fläschchen mit den Tabletten aus seiner Hosentasche. Anderson nahm es entgegen. Er schüttelte überrascht den Kopf.
    »Wie lange nimmst du das schon?«
    »Weiß nicht, eineinhalb Wochen vielleicht.«
    »Ich kann dir wirklich nichts stärkeres verschreiben, Julian. Und dieses Medikament darfst du auch nicht länger, als höchstens noch ein paar Tage nehmen. Ich gebe dir eine Spritze gegen die Schmerzen, und dann müssen wir uns über einen Termin für eine weitere Operation unterhalten. So etwa in einer Woche möchte ich die Hand noch einmal öffnen. Es gibt leider keine andere Möglichkeit. Ich werde mir die Röntgenbilder aus New York bestellen und gleich noch eines machen.«
    Julian nickte müde. Er ließ sich von einer geduldigen Helferin zum Röntgenraum führen. Seine Hand lag in einer Schiene, die aussah wie ein Tablett. Ja, er wußte, daß er die Hand nicht bewegen durfte. Aber das konnte er auch gar nicht. Ja, o.k., ein Bild nur. Zurück in das Behandlungszimmer.
    »Ich bestreiche die Hand jetzt mit einem Mittel, das die Entzündung ein wenig herauszieht. Merkst du das hier eigentlich?«
    »Nein.«
    »Du hast kein Gefühl in der Haut. Ich hoffe nicht, daß zu viele Nerven beschädigt wurden.« Anderson legte keinen neuen Gipsverband an, sondern nur eine Schiene, die er mit einer festen Mullbinde befestigte. Dann die Spritze. Julian haßte Spritzen, aber er war zu müde, sich zu wehren. Zu müde, um ärgerlich zu sein. Hoffentlich brachte die Spritze Linderung.
    »Bitte komm morgen wieder.«
    Julian nickte. Dann verließ er das Behandlungszimmer, Claudia wartete bereits auf ihn. Zurück nach Hause. Bloß raus hier. Was für ein gräßlicher Geruch. Noch eine Operation, ist das denn notwendig? – Weiß nicht, vielleicht sieht’s danach wieder wie ‘ne Hand aus ...?
    Claudia machte ihm ein schönes Frühstück. Er wollte erst nicht, aber der Geruch von Kaffee und frischen Brötchen weckte schließlich doch seine Lebensgeister und so aß er ein wenig. Die Spritze betäubte, oder waren es die Tabletten?
    Nach dem Frühstück legte er sich mit einem Liegestuhl, den George ihm brachte, in den Garten und schlief. Er schlief über Mittag, bis in den Nachmittag hinein. Niemand störte ihn. Die Träume, die ihn heimsuchten, waren grauenvoll – er wollte Virginia nicht mehr sehen, er konnte ihr doch auch nicht helfen! Nein, ich muß hierbleiben. Ich kann nicht zurück zu Monica. Brian ist mein Vater, und ich bleibe hier. Die Sonnenstrahlen, die ihre Hitze auf ihn herabsandten, wurden von einem großen gelben Sonnenschirm gebremst, den George aufstellte. Julian bemerkte es nicht.
    Es war kurz vor fünf, als Julian schließlich aufwachte. Er blinzelte verwirrt, brauchte einen Moment, bis er sich reorientiert hatte. Er drehte sich ein wenig in seinem Liegestuhl, und in diesem Moment rutschte seine geschiente Hand von der Lehne des Stuhls und baumelte mit einer Pendelbewegung gegen das Gestell.
    Schmerz explodierte in seinem Arm und verbreitete sich rasend schnell in seinem ganzen Körper. Der Schrei, der sich aus seiner Kehle lösen wollte, blieb in seinem Hals stecken. Einen Augenblick dachte er, daß er die Besinnung verlieren müßte. Aber er blieb bei Bewußtsein. Saß wie erstarrt da und wartete, bis sich der Schmerz legen würde. Ein leises Wimmern kam über seine Lippen. Zitternd erhob er sich schließlich aus seinem Stuhl. Die verletzte Hand instinktiv an seinen Körper gepreßt. Wenn der Schmerz nicht aufhörte, würde er wahnsinnig werden. Oder war er das schon?
    Er betrat den Salon

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