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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Schlaf, die Erschöpfung zeigten Wirkung.
Auf einmal durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag, sie wurde hellwach. Der 30. April. Die Seite war an den Rändern mit lauter kleinen roten Herzchen vollgemalt, die Schrift geschwungener denn je. Sie schrieb von A. Schrieb, wie er endlich, endlich, endlich auf sie aufmerksam geworden sei, sie zum Essen eingeladen hatte. Von seinen feinen Manieren, seiner distinguierten Art. Von seinen blauen Augen, die ihren Körper und ihre Seele mit durchdringendem Blick in wilden Aufruhr versetzten, seiner braunen Haut, seinen starken Händen, seinem muskulösen Körper. Ein Mann, nicht zu vergleichen mit Andreas. Wie lange habe ich mich nach diesem Moment gesehnt! Er hat mich endlich beachtet. Er, der Apoll meiner Träume, der schönste Mann auf dieser Erde, das göttlichste Wesen, das jemals in diese Welt geboren wurde! Wenn er mich nur ansieht, schmelze ich dahin wie Eis in der Sonne, und wenn ich härtestes Eis wäre, ich wäre nicht fähig, seinem magischen Blick standzuhal ten. Er ist ein Gott, ja, wenn es einen Gott gibt, dann muß er wie A. aussehen. A., A., A., wie sehr ich Dich liebe! Ich liebe Dich, ich liebe Dich, ich liebe Dich! Wenn Du jetzt nur hiersein könntest, hier in meinem Bett, wenn Deine Hände mich halten und streicheln könnten! Das erste Mal, es war tausend Mal schöner, als ich es mir erträumt hatte! Wie soll ich es nur bis morgen aushalten ohne Dich?! Wie soll ich diese Nacht in diesem kalten, leeren Bett überstehen?! Du hast mir die Liebe gezeigt, und ich werde alles tun, mich ihrer auf immer würdig zu erweisen. Ich liebe Dich, ich liebe Dich, ich liebe Dich! Ich würde alles für Dich tun, alles, alles, alles!
Die Eintragungen setzten sich in dieser Form die ganzen nächsten Wochen fort. Offensichtlich war dieser A. der erste Mann, zu dem Sabine intimen Kontakt hatte. Doch nirgends nannte sie seinen vollen Namen, sein Alter, seinen Beruf, ob er verheiratet war. Das änderte sich im Juli. Wenn er sonst immer nur für einige Tage beruflich unterwegs war, so mußte er diesmal für zwei Wochen wegfahren. A., Du verfluchter Verräter! Mußtest Du ausgerechnet sie mitnehmen?! Ich denke, Du haßt sie? Belügst Du mich nur, oder ist es Dir doch ernst mit mir? Ich weiß nicht mehr weiter, ich sterbe, wenn ich daran denke, daß Du mit ihr in einem Bett liegst, vielleicht sogar mit ihr schläfst! Bastard, verdammter! Merkst Du denn nicht, wie sehr ich mich nach Dir verzehre? Merkst Du nicht, daß ich nur einen einzigen Wunsch habe, nämlich Dir ganz allein zu gehören? Du verlangst von mir, daß ich keinen anderen Mann ansehe, aber Du, was machst Du? Wenn ich nur glauben könnte, was Du mir gestern geschworen hast, daß Du nicht mit ihr schlafen wirst! Aber ich weiß jetzt, wie Frauen fühlen, wie heiß und grausam sie sein können. Sie wird Dich umschmeicheln und alles daran setzen, daß Du mit ihr schläfst. Bitte, bitte, tu es nicht! Denk an mich, denk daran, um wieviel jünger und begehrenswerter ich bin. Ich stelle keine For 75 derungen, ich würde mit Dir sogar auf eine einsame Insel gehen, wenn Du mit mir allein sein willst. Spürst Du nicht mein Verlangen, dieses Brennen? Oh, ich liebe Dich! Wie soll ich nur die nächsten zwei Wochen überstehen? Wie soll ich lachen und fröhlich sein können, wenn Du nicht da bist? Bitte, komm zurück, ich warte auf Dich. Ich werde alles für Dich tun, nur für Dich dasein. Und ich weiß, eines Tages werden wir nur uns selbst gehören, wirst Du die Fesseln Deiner unglückseligen Beziehung durchtrennen, wir werden in Sphären eintauchen, die kein Mensch vor uns erkundet hat. Ich warte auf Dich, mein Herz zerreißt. Zwei Wochen lang Herzschmerz, Wut, Beleidigt sein. Dann eine Pause von einer Woche, heiße Liebeserklärungen, dann plötzlich, Anfang September, wurden die Eintragungen nüchterner, kühler. Schließlich die letzte, datiert vom vergangenen Mittwoch, 22.48 Uhr. Die Schwangerschaft. Die Verzweiflung, die Not, die Hoffnung. Warum behandelte er sie auf einmal so reserviert, warum war er überhaupt nicht mehr zärtlich? Warum ließ er sich am Telefon verleugnen?
Morgen abend werden wir uns aussprechen. Wir werden einen Spaziergang machen und unsere Zukunft planen. Ich bin sicher, er ist nur überarbeitet, es ist einfach zuviel für ihn in der letzten Zeit. A. ist ein wundervoller, begnadeter Mensch mit so vielen Fähigkeiten, so viele Menschen lieben ihn, er wird noch zu einem Segen für die Menschen werden. A.,

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