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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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zeigt mir, wie man die Maschine anlässt, und wir drehen hintereinander auf dem Acker unsere Runden. Ich glaube, mir hat noch nie etwas so viel Spaß gebracht. Manfred packt sich voll Karacho auf die Seite, es sieht so aus, als würde er sich jeden Moment hinlegen, aber dann behält er doch das Gleichgewicht. Die Motorräder haben keinen Tacho, ich schätze, dass wir mindestens Tempo hundert draufhaben.

    Und dann passiert’s: Wie aus dem Nichts kommt mit einem Affenzahn der Trecker angerast. Herr Holzapfel hält voll auf Manfred zu, der verzweifelt versucht, dem Ungetüm auszuweichen, was ihm aber nur knapp gelingt. Der Trecker wendet und jagt erneut auf Manfred zu. Wieso ist der so schnell? Der muss einen Supermotor eingebaut haben, sonst wäre ein so sperriges Fahrzeug doch niemals so schnell wie ein Motorrad! Ist er aber. Wieder fehlt nur eine Haaresbreite, und es wäre aus gewesen mit Manfred. Herr Holzapfel meint es ernst. Wie irre geht das noch mehrere Male hin und her, bis Manfred endgültig das Gleichgewicht verliert und sich hinpackt. Als Herr Holzapfel dann vom Trecker springt und mit Riesensätzen auf seinen wimmernden Sohn zuläuft, möchte man meinen, er wollte ihn mit bloßen Händen totschlagen. Er packt ihn mit einer Hand am Kragen und lässt ihn am ausgestreckten Arm zappeln. Herr Holzapfel ist bestimmt einen Meter fünfundneunzig groß und wiegt hundert Kilo. Er hat einen Eierkopf und Glatze.
    «WAS IST LOS MIT DIR?», schreit der Bauer. Selbst wenn Manfred antworten wollte, ginge das gar nicht bei der Schüttelei.
    «GLEICH HAST DU GEBURTSTAG!», schreit Herr Holzapfel wieder. Ich verstehe nicht, was er meint. Wieso hat Manfred Geburtstag? Morgen? Dann gesellt sich auch Wilfried junior dazu, sichtlich zufrieden, dass sein Bruder eine ordentliche Abreibung kriegt. Manfred gurgelt etwas, das nach einer Entschuldigung klingt. Aber sein Vater kann sich gar nicht mehr beruhigen. «WILLST DU AUFMUCKEN? MUCK BLOSS NICHT AUF, DU EDDEL!»
    Er schüttelt Manfred so sehr, dass man Angst um sein Genick haben muss, der Kopf schlackert hin und her, als würde er jeden Moment abfallen. Manfred verdreht die Augen und röchelt. Viel fehlt nicht mehr, und er fällt in Ohnmacht, denke ich. Endlich lässt ihn Herr Holzapfel los, wechselt schlagartig die Richtung und geht auf mich zu. Das halte ich nicht länger aus! Manfred wird sicher dauernd so behandelt, aber ich bin das nicht gewohnt. Obwohl ich gerade noch starr war vor Angst, gelingt es mir, in letzter Sekunde wegzustratzen. Wie ein Hase renne ich, so schnell ich kann, über den Acker. Doch kurz bevor ich die Straße erreicht habe, versperrt mir Wilfried junior den Weg und packt mich am Schlafittchen. Wo kommt der denn auf einmal her? «Hiergeblieben, Freundchen.» Er hält mich fest, bis sein Vater angestapft kommt.
    «Wer bist du?», fragt Herr Holzapfel mich.
    «Mathias. Von Frau Beuger der Enkel.» Enkel, na ja, so ungefähr.
    «Und was hast du hier zu suchen? Was macht ihr hier für eine Scheiße?»
    «Ich wusste das nicht. Manfred hat gesagt, dass man auf dem Acker keinen Führerschein braucht.»
    Jetzt kommt auch Manfred angekrochen, und Herr Holzapfel schreit ihm volles Brett ins Ohr, dass ihm fast das Trommelfell platzen muss:
    «UND WENN DEM EUMEL HIER WAS PASSIERT WÄRE? WER HÄTTE DAS GEZAHLT? DU, ODER WAS? LOS, AUFS ZIMMER, UND DA BLEIBST DU, BIS ICH DIR DAS SAG.»
    Dann wendet sich der Bauer erneut an mich:
    «Und du haust besser ab zu deiner Oma.»
    Ich mache eine leichte Verbeugung und laufe davon. Je weiter ich mich vom Hof entferne, desto schneller werde ich.

    Oma Emmi verschweige ich die Angelegenheit, sonst denkt sie noch, wenn ich komme, gibt’s gleich Ärger. Und das stimmt ja auch nicht. Lexi ist gleich wieder außer Rand und Band, er winselt und jault und verdreht die Augen. Ob Manfred wohl gleich noch eine richtige Abreibung bekommt? Ich will’s gar nicht wissen.
    Zum Abendbrot gibt es Leberwurstbrot, hartgekochte Eier und Hagebuttentee. Eine ganz abscheulich dünne heiße Plörre. Daran kann man schon sehen, wie weltfremd sie ist. Welcher Junge in meinem Alter mag schon Tee trinken, und vor allem abends! Ich stelle mir vor, dass Oma Emmi ihn mit dem abgestandenen Geschirrspülwasser zubereitet hat, und bekomme keinen Schluck hinunter. Als sie sieht, wie ich mich herumquäle, hat sie ein Einsehen und holt eine Flasche gelber Brause. Die Brausesorte habe ich nie gesehen, sie heißt Zintos und schmeckt ganz anders als die mir

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