Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
wären es?«
»Na, das habe ich gern!«, brüllte die korpulente Frau.
»He, Lady, verschwinden Sie«, sagte Bernie. »Wir reden hier übers Geschäft.«
»Sie da!«, schrie die Frau und zeigte auf Sam. »Ich habe Sie beauftragt, ihn von den Toten zurückzuholen! Wenn Sie nicht tun, wofür ich Sie bezahlt habe, möchte ich das Geld vollständig rückerstattet haben und besorge mir dann einen anderen, der seine Zusagen auch einhält.«
»Lady, das ist mir auch recht so«, sagte Sam. Er zeichnete ein mystisches Symbol in die Luft, und die Frau erstarrte und muckste sich nicht mehr. Sam holte einen Zwanzig-Dollar-Schein aus einer versteckten Tasche, ging zu der Frau hinüber und steckte ihn ihr zwischen die Lippen. Dann drehte er sich wieder zu Bernie um. »Soll der arme Kerl tot bleiben. Wer kann ihm daraus einen Vorwurf machen?«
»Das finde ich gut«, sagte Bernie. »Komm, ich zahle die erste Runde.«
Die beiden Magier schlenderten Arm in Arm davon. Als sie einen Ausgang erreichten, drehte sich Sam um, schnippte mit den Fingern, und die Frau wurde wieder lebendig. Sie zog sich den Geldschein aus dem Mund, starrte Horace’ Leiche kurz an, fluchte und schüttelte die Faust. »So leicht kommst du mir nicht davon, du nichtsnutziger Versager! Ich komme mit einem anderen Magier wieder und dann noch einem, bis einer von ihnen schließlich das macht, wofür ich ihn bezahle. Aber so oder so wirst du, Horace Neiderkamp, den Hof fegen und die Wandschränke streichen, und mehr ist dazu nicht zu sagen.« Sie funkelte ihn an. »Falls du denkst, mit einer Kleinigkeit wie dem Tod wärst du vom Haken ...«
Sie spazierte davon und brummte dabei weiter Flüche und Verwünschungen. Mallory blickte sich weiter die Leichen an, von denen manche still auf ihren Tischen lagen, andere das Blaue vom Himmel herunterfluchten und wiederum andere in einem verwirrten Zustand auf halbem Weg zwischen Leben und Tod zu existieren schienen.
»Dass sich der Junge auch am Vorabend von Allerheiligen umbringen lässt!«, beklagte er sich und bemerkte nicht mal, dass er laut sprach. »Natürlich konnte es nicht irgendein normaler Abend sein, an dem man nur ein Dutzend Leichen oder so in diesen Laden schleppt.«
»Vielleicht können wir am Vorabend von Mancherheiligen wiederkommen, wenn nur halb so viel los ist«, schlug Felina hilfreich vor.
»Danke für den Tipp«, sagte Mallory sarkastisch. »Spring jetzt mal auf einen dieser Tische und sieh, ob du McGuire entdeckst. Sag mir Bescheid, ob er Fortschritte macht.«
Felina sprang lässig auf einen Tisch, blickte durch den Saal und kicherte schließlich.
»Was gibt es?«, wollte Mallory wissen.
»Er dachte, er würde einer echten Frau in den Hintern zwicken, aber es war eine Hexe«, erklärte Felina. »Jetzt verprügelt sie ihn mit dem Besen.«
»Der kleine Mistkerl sollte wirklich besser auf seine Gelüste achten«, bemerkte Mallory. »Du bist Rupert Newton nie begegnet, nicht wahr?«
»Nein.«
»Dann hat es auch keinen Sinn, dich zu fragen, ob du ihn siehst, oder?«
»Doch, hat es«, sagte Felina.
»Okay, siehst du ihn?«
»Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Wie sieht er aus?«
Mallory widerstand dem Bedürfnis, ihr zu sagen, dass er genau wie ein Rupert Newton aussah. Stattdessen deutete er auf den Fußboden. »Runter da!«
Sie sprang vom Tisch, und zusammen setzten sie ihren Weg fort, bis sie ihn durch einen glatzköpfigen Mann in religiöser Gewandung versperrt fanden. Etliche schwarz gekleidete Ministranten standen um ihn herum, als er über der gut gekleideten Leiche eines toten Mannes einen Singsang anstimmte.
»Danke!«, sagte die Leiche und setzte sich unvermittelt auf. »Ich fühle mich gleich viel besser.«
»Sei still!«, verlangte der Gewandete. »Ich bin noch nicht fertig damit, deine Seele den Händen Satans anzuempfehlen.«
»Na ja, das brauchst du jetzt auch nicht mehr«, erklärte die Leiche. »Die Kraft und Reinheit deines Glaubens haben mich zurückgebracht.«
»Verdammt, Mann«, sagte der Gewandete, »die Schwarze Messe sollte dich gar nicht zurückbringen!«
»Na ja, hat sie aber«, wandte die Leiche ein. »Ich denke, wir sollten auf die Knie fallen und Gott danken.«
»Blasphemie!«, donnerte der Gewandete.
»Zweites Rennen in Belmont!«, rief jemand durch den Saal. »Zehn zu eins, wenn die Bahn matschig ist.«
»Wovon reden Sie da?«, wollte der Gewandete gereizt wissen.
»Hatten Sie nicht gerade gefragt, wie die Quoten auf Blasphemie lauten? Er läuft
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