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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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Vater zu beschwichtigen versucht.
    »Versucht ist ein Wort für Verlierer, Jack.«
    Arno rammte sein Messer in den Sand. Er stocherte ein bisschen damit herum.
    »Ich hasse solche Ausreden: vergeblich versucht …, immer wieder versucht … Weißt du, Jack, ich versuche nicht. Ich tue etwasoder lasse es bleiben. Jetzt zum Beispiel werde ich dich umbringen.«
    Jacks rüttelnde Kopfbewegungen hätte man als begeistert zustimmendes Nicken deuten können.
    »Du fällst in einen Schock, Jack.« Arno runzelte die Stirn. »Ein Mann, der unter Schock steht, verkraftet Stress nicht so gut. Schade. Na, da habe ich mir wohl ins eigene Fleisch geschnitten, wenn du verstehst, was ich meine. Und wer, wenn nicht du?«
    Jack hörte, wie Flüssigkeit aus einem Krug in eine Tasse gluckerte.
    »Hier. Das Letzte, was du zu trinken bekommst.«
    Becker drückte Jack die Tasse in den Mund, bevor der merkte, dass es Benzin war.
    Arno lachte und wickelte ein Taschentuch um einen Palmwedel, während Jack den Brennstoff ausspuckte.
    »Ich habe gehört, du bist ein Artist. Du schluckst Feuer? Flambé soll sehr an dir interessiert sein. Wer sagt, dass man einer alten Tunte keinen neuen Tricks beibringen kann?«
    Also zeig mir, was du kannst, Jack! Das wird der letzte Akt, versprochen.«
    »N-n-n-nein! BITTE!«
    Arno zündete ein Streichholz an und hielt es unter die Fackel.
    »Du warst doch im Krieg, Jack. Da musst du doch oft Männer mit verbrannten Lungen gesehen haben. Das ist natürlich nicht das Gleiche.«
    »Arno! Nein!«
    Mit seiner freien Hand packte Becker Jack bei seinen gepflegten Haaren.
    »Wenn ich erst mit dir fertig bin, fällst du zwischen den Missgeburten gar nicht mehr auf.«
    Becker hielt Jack die Fackel ins Gesicht.
    »Schön aufmachen.«
    »Mmmpf!« Jack wandte sein Gesicht ab.
    »Blas mir einen, Jack.«
    Da kam die Fackel. Jack sah, wie sie näher kam, und spürte die beißenden Benzindämpfe in Mund und Rachen!
    Mit gleichmäßigem Druck ausatmen, das hatte Flambé gesagt. Immer ausatmen … Immer! Aber Jack war vollkommen erschöpft und dabei, in einen Schock zu verfallen. Wie viel Luft konnte noch in seinen strapazierten Lungen stecken?
    Er hatte keine Möglichkeit, Nase und Lippen zum Schutz anzufeuchten. Aber er konnte den Mund nicht für immer zuhalten. Jack konnte spüren, wie die Benzindämpfe tief in seine Lungen vordrangen. Und dann hatte er das unwiderstehliche Bedürfnis, zu husten und zu niesen.
    Becker drückte ihm die Fackel ins Gesicht …
    »BLAS SCHON, JACK.«
    Und Jack blies. Er blies tief aus seinen Lungen heraus. Er blies aus seinen Eingeweiden heraus. Er blies aus seinen Zehenspitzen heraus und schließlich spie er einen Feuerstrahl einen Meter weit in die Abendluft und gerade als er auf ewig in die Finsternis zu stürzen drohte …
    Das riss Arno Becker die Fackel weg.
    Jack schnappte nach Luft, als würde er durch eine Wolldecke atmen. Sein Gesicht war verbrannt und mit Blasen übersät.
    »Nicht schlecht, mein Hübscher«, sagte Becker höhnisch, während er wieder Benzin in die Tasse goss.
    »Nun zeig es mir noch mal.«
    Jack wusste, er würde es nicht noch einmal schaffen. Er hatte nichts mehr zu bieten. Nichts mehr zu geben.
    »Ganz schön außer Atem, was, Jack?«
    Becker goss gerade Benzin auf ein paar neue Stofffetzen, da ertönte ein heiseres Motorengeräusch.
    »Was zum Teufel …«, Arno drehte sich ärgerlich um.
    Sie konnten hören, wie der große Laster rumpelnd die Landstraße entlangraste. Die Scheinwerfer schnitten wie Sensen durch die Wipfel der Kiefern.
    »Ich fürchte, ich muss die Sache verkürzen«, sagte Becker seufzend, ließ Stofflumpen und Benzinkanister fallen und griff nach seinem Messer.
    Becker kniete lächelnd neben Jack.
    »Vielleicht um einen ganzen Kopf verkürzen.«
    Jack wand sich wie wild, als Becker einen Schnitt in das Seil um seinen Hals machte. Ein Streifen Mondlicht rann an Beckers Klinge entlang wie eine Träne.
    »Du … verdammter … dämlicher … Kraut.«
    »Was?« Becker zögerte, als die fremden Scheinwerfer näher kamen. »Was war das?«
    »Ich … weiß … wo es ist.«
    Jacks Sprache war schleppend, denn angesengtes Fleisch hing in Fetzen um seinen Mund.
    »Das Geld … die Wertpapiere … ich weiß es.«
    »Du lügst.«
    Die Klinge drückte kalt gegen Jacks Kehle.
    »Du lügst«, wiederholte Becker frostig. »Du willst nur deinen Hals retten.«
    »Dann bring mich doch um.« Jack wackelte mit seinen Zehenstümpfen. »Und du wirst es nie

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