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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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war das und es war das einzige Mal, dass ich mit jemandem zusammengearbeitet habe.
    Die Auftraggeber hatten mir den Betbruder damals zugeteilt, als es gegen weißrussische Konkurrenten ging. Fünf Männer mussten zeitgleich in einem Frankfurter Bordell eliminiert werden. Der Kollege aus dem tiefsten Bayern ging dabei mit so unnötiger Vehemenz vor, dass ich mir beinahe auf die Schuhe gekotzt hätte. Er besaß eine Vorliebe fürs Verstümmeln, am liebsten mit seinem Jägermesser, einem zünftigen Dolch mit Hirschhorngriff.
    Bleibt noch der Krawattenträger. Sein Anzug ist so passgenau geschnitten, dass ich mich frage, wo er eine Waffe verbergen könnte. Er ist die unbekannte Größe in diesem Spiel. Daher wage ich keine Prognose.
    Die junge strickbegeisterte Mutter mit Kind scheidet wohl ebenso aus wie der Alte mit den Herzproblemen. Der ist inzwischen eingenickt und gibt dabei schlürfende Geräusche von sich, die gar nicht gesund klingen.
    17:06 Uhr
    Gut fünf Minuten später steigt der Krawattenmann in Unna-Lünern schon wieder aus. Auf dem winzigen Bahnhof ist nichts los. Ich bin überrascht, dass hier auch einer der Nordafrikaner gestenreich von seinen Begleitern verabschiedet wird.
    17:09 Uhr
    Eine Station weiter, in Unna-Hemmerde, reduziert sich die Gruppe meiner möglichen Mörder um das Ballonseidepärchen. Also sind die Wampen echt. Das beruhigt mich, denn irgendwie waren mir die zwei in ihrer bodenständigen Art sympathisch.
    »Sie fahren auch bis Soest?«, wende ich mich an die junge Mutter. Sie und ihr Junge sind voller Krümel von der Gebäckstange.
    »Bis Westönnen«, erwidert sie leise und zupft behutsam die Krümel von ihrem Sohn. »Da wohnen meine Eltern.«
    »Sie machen sich wohl nichts aus Halloween?«, frage ich.
    »Um Gottes willen!« Sie schüttelt so energisch den Kopf, dass ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fällt. »Wir gehen heute Abend in den Gottesdienst.«
    »Da-da!« Der Junge zeigt gut gelaunt mit dem Finger auf mich.
    »Das macht man nicht«, weist sie ihn leise zurecht und wendet sich mit entschuldigendem Lächeln wieder an mich. »Sie sehen ein wenig aus wie sein Opa.«
    Sie ist reizend. »Das ist doch sehr schön«, sage ich und nehme aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr.
    Der Zombie mit der Baseballkappe nestelt unter seiner Jacke und bringt einen Revolver zum Vorschein. Die junge Frau hat es nicht bemerkt, dafür aber der Jäger und die Jungs aus Nordafrika.
    »Uff!«, macht Lodenmantel und presst sich in seinen Sitz. Die Nordafrikaner erstarren, jeder ihrer ausgeprägten Muskeln spannt sich. Der Zombie mit der Waffe steht etwas wackelig auf. Der Lauf zittert in seiner Hand. Ich bin mir sicher, dass er nie zuvor getötet hat. Warum haben sie mir einen solchen Debütanten geschickt?
    Jetzt, wo er im Gang steht, kann ihn auch die Frau sehen. Sie schreit leise auf und presst ihren Jungen an sich.
    Der Alte neben mir schnarcht, der Jäger hat Speichel auf seinen Lippen und einer der Nordafrikaner streckt beruhigend die Hände nach dem Waffenträger aus.
    »Was soll das?«, fragt er auf einmal in nahezu akzentfreiem Deutsch. »Das ist kein Spaß mehr. Du machst der Frau und dem Kind Angst.«
    Mister Zombie lässt den Revolverlauf zwischen mir und dem Nordafrikaner hin- und herpendeln. »Bleib stehen, du Arsch!«
    Ich richte mich auf, suche die Augen des mutigen Afrikaners und schüttele langsam den Kopf. Lass das lieber! , will ich ihm signalisieren.
    Mister Zombie ist von der Situation überfordert. Er muss gleichzeitig den Afrikaner und mich im Auge behalten.
    »Es geht hier nur um uns beide«, sage ich. Der Junge glotzt mich mit bebenden Lippen an und ich weiß, dass er mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit von siebzig Prozent nicht auf mich schießen wird. Irgendetwas stimmt hier nicht.
    Ich habe Revolverzombie abgelenkt und der Afrikaner nutzt diesen winzigen Augenblick, um loszustürmen. Er hält den rechten Arm zu einem Handkantenschlag bereit. Keine Frage, er ist Kampfsportler. Das nützt ihm aber nichts, denn der Zombie ist trotz aller Grobmotorik seiner Gattung schnell genug, um dem Angreifer eine Kugel entgegenzuschicken. Sie trifft den Nordafrikaner in der Schulter und lässt ihn zurückprallen, als sei er gegen eine Wand gelaufen.
    Schweres Kaliber, der Revolver.
    Mister Zombie widmet dem Getroffenen seine Aufmerksamkeit lange genug, dass ich, ohne die Walther P 99 aus der Seitentasche zu holen, durch das Jackenfutter abdrücke. Der Schusswinkel ist so nicht

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