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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David L. Lindsay
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dem, was Sie wußten?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wieso kamen Sie auf LSD oder Angel Dust?«
    »Wir wußten, daß manche Leute so darauf reagieren; das, was man einen schlechten Trip nennt. Ich meine, das war uns bekannt.«
    »Können Sie mir noch einmal beschreiben, wie sich die Frau verhielt? Ihre Eindrücke?«
    Hirsch hatte Walthers Bericht am Schreibtisch nebenan gelesen und war gerade mit dem letzten Absatz fertig, als Haydon die Frage stellte. Jetzt faltete er den Bericht zusammen und hörte zu.
    Walther berührte unwillkürlich die Pflaster auf seinem Gesicht und rutschte auf dem Stuhl mit der geraden Lehne hin und her.
    »Es war ziemlich gespenstisch. Ich habe so etwas nie zuvor erlebt. Als sie aus dem Dunkeln auf uns zugeschossen kam, mit wehendem Haar und flatterndem Rock, die Augen und den Mund weit aufgerissen, war das… Na ja, es war erschreckend. Aber ich habe in dem Augenblick eigentlich gar nichts gedacht. Es geschah alles so schnell, und das Adrenalin war wirklich sofort in unseren Adern. Aber ich habe seitdem viel darüber nachgedacht.« Er drehte den Kopf nachdenklich zur Seite. »Ich erinnere mich nicht genau daran, ob sie geschrien hat oder nicht, aber zurückblickend meine ich, sie hat geschrien.«
    »Sie war wie eine Verrückte, haben Sie geschrieben. Sie sei wie blind auf die Scheinwerfer zugerannt.«
    »Nein, sie ist nicht blind ins Licht gelaufen, wie das ein Hund oder ein Reh manchmal tut. Sie ist absichtlich darauf zugerannt. Sie hat das Licht natürlich gesehen. Und das war seltsam, denn nur Sekunden später, als ich ihr nachgelaufen bin, ist sie gegen einen Drahtzaun gerannt, zweimal, als ob sie ihn nicht gesehen hätte. Dabei war er fast zwei Meter hoch.«
    »Und wie war das, als sie Sie gebissen hat?«
    »Ich habe mich nach unten gebeugt, um nachzusehen, ob sie verletzt war nach dem Zusammenprall mit unserem Wagen. Sie schien irgendwie betäubt zu sein. Gerade als ich mich auf ein Knie stützte, ist sie auf mich losgegangen. Das Wort ›beißen‹ bezeichnet nicht ganz, was sie tat. Sie hat mich regelrecht angefallen.«
    »Und daraufhin haben Sie sie geschlagen?«
    Walther zögerte einen Herzschlag lang. »Ja, Sir, das habe ich. Es war eine reine Reflexhandlung. Ich habe ausgeholt und sie geschlagen. Dann bin ich aufgesprungen, habe meine Dienstwaffe gezogen – und dann bin ich allmählich wieder zu mir gekommen. Mir war klargeworden, daß sie verrückt ist und sich nicht beruhigen würde, wenn ich mit meinem Achtunddreißiger auf sie ziele. Gleich danach ist sie aufgesprungen und davongerannt, und ich bin ihr nachgelaufen.«
    »Wie war ihr Zustand?«
    »Schlecht. Ihr Laufen war mehr ein Taumeln, wie unter einem Zwang, hinter dem ungeheure Energie steckt. Ich meine, sie ist gut vorangekommen, aber sie schwankte immer zur Seite, als würde sie nur so schnell rennen, um das Gleichgewicht zu behalten. So, als würde sie in die Richtung fallen, in der sie lief. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht durch meinen Schlag die Orientierung verloren hatte. Jedenfalls, als ich sie schließlich zu fassen bekam, hatte ich ziemlich zu tun, um sie festzuhalten, bis mir Silva geholfen hat.«
    »Und was geschah, nachdem Sie ihr Handschellen angelegt hatten?«
    »Sie wurde völlig steif. Sie hat sich nicht mehr gewehrt, bemühte sich auch nicht, die Fesseln zu zerreißen. Ihre Augen waren immer noch weit offen. Sie schien entsetzt zu sein. Vermutlich hatte sie Halluzinationen. Dachte vielleicht, ich würde sie töten, oder was weiß ich.«
    »Und während alledem hat sie kein Wort gesagt?«
    »O nein. Das konnte sie nicht.«
    »Sie konnte nicht?«
    »Ihr Hals war völlig zu, glaube ich.«
    »Und warum glauben Sie das?«
    »Sie hat durch den Mund geatmet, und selbst dabei schien sie nicht genug Luft zu bekommen. Ihre Halsmuskeln waren inzwischen stark hervorgetreten, und der Speichel, der ihr aus dem Mund lief, hat es ihr auch nicht leichter gemacht. Sie konnte nicht reden. Sie stieß zwar Geräusche aus, aber es war nur eine Art Gurgeln.«
    »Wissen Sie, ob sie Fieber hatte?«
    »Fieber? Das ist schwer zu sagen. Es war heiß, und wir waren gerannt. Ich schwitzte ganz schön und merkte, daß auch sie schwitzte. Vielleicht kam das vom Fieber. Jedenfalls hat sie geschwitzt, das steht fest.«
    »Und dann?«
    »Sie wurde immer steifer, und schließlich bekam sie das, was Roland und ich für Krämpfe und Zuckungen hielten. Ich habe so etwas schon öfters erlebt. Ich drehte sie auf den Bauch, versuchte, ihr

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