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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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noch nicht viel sagen.«
    »Hast du den Angreifer gesehen?«, wollte Ívar Laxdal wissen.
    »Nein. Ich habe mich auf dem Parkplatz mit Jónas Valur unterhalten, er war nicht sonderlich erfreut, mich zu sehen. Ich erinnere mich, dass er über meine Schulter hinweg etwas gesehen hat. Ich wollte mich gerade umdrehen, da traf mich ein Schlag. Ich bin sofort aus den Latschen gekippt.«
    »Also könntest du ihn nicht identifizieren?«
    »Fehlanzeige. Hat derselbe Angreifer Jónas Valur ein wenig härter erwischt als mich?«
    »Es sieht so aus. Es muss ganz schnell gegangen sein, weil der Mann direkt auf dich gefallen ist. Hast du eine Vorstellung, wie lange du dort gelegen hast?«
    »Ich habe keine Ahnung«, entgegnete Gunna. »Jónas Valur hatte einen Koffer dabei, einen kleinen mit Rollen. So einen Trolley, wie ihn die Piloten am Flughafen immer dabeihaben. Habt ihr ihn gefunden?«
    »Nein, keine Spur davon. Sein Auto war auch weg. Es wurde am Busbahnhof abgestellt.«
    »Was? Am Busbahnhof Hlemmur?«
    »Nein. BSÍ.«
    »Wer zum Teufel hat den Wagen benutzt?«
    »Die Fingerabdrücke werden gerade untersucht, wir sollten es bald wissen. Aber ich glaube, wir gehen jetzt besser, damit du dich ausruhen kannst«, sagte Ívar Laxdal. Er zeigte auf Steini und Laufey, die am Eingang standen und ihr zuwinkten. »Außerdem hast du wichtigeren Besuch als uns.«
    »In Ordnung«, antwortete Gunna und stand mühsam auf. »Helgi und Eiríkur kommen zurecht, nicht wahr?«
    »Gunnhildur, sie machen das prima, und sie schenken Sævaldur Bogasons zahlreichen nützlichen Vorschlägen nicht die geringste Beachtung. Ich dachte, ich sollte dir das sagen, damit du beruhigt sein kannst.«
    »Gut. Ich komme morgen zurück und mache weiter, wo wir aufgehört haben.«
    »Du kommst in einer Woche wieder zur Arbeit, wenn es nach mir geht«, erwiderte Ívar Laxdal eindringlich. »Lass uns gehen«, sagte er auf Englisch zu Miss Cruz.

***
    Gunna saß vor dem Fernseher und hatte den Ton leise gestellt. Sie war entschlossen, nicht an die Arbeit zu denken, aber es gelang ihr nicht. Ihr Kopf schmerzte dumpf, und sie war sehr dankbar für die extrastarken Schmerzmittel. Steini hatte es sich mit einem Buch in einem Sessel bequem gemacht.
    »Du gehst aber morgen nicht arbeiten, Mum, oder etwa doch?«, fragte Laufey.
    Gunna gähnte. »Doch, morgen Nachmittag. Ich muss um zwölf ins Krankenhaus zu einer Nachuntersuchung, und danach gehe ich für ein oder zwei Stunden ins Präsidium.«
    Laufey runzelte die Stirn und ging in die Küche.
    »Laufey, was hast du denn da an?«, rief Gunna ihr nach. Ihr Stirnrunzeln war beinahe so missbilligend wie das ihrer Tochter.
    »Eine neue Hose. Ich habe sie letztes Wochenende gekauft, als ich mit Finnur in Reykjavík war.«
    »Sie ist, naja, ein bisschen sehr eng, findest du nicht? Solltest du nicht einen Rock oder sonst etwas darüber tragen?«
    »Die Hose ist okay. Alle tragen jetzt so was, Mum.«
    Steini schüttelte den Kopf, als wollte er sagen, dass er sich dieser Diskussion nicht gewachsen fühlte.
    »Ich weiß, Schätzchen. Aber sie ist so, wie soll ich sagen – gewagt. Du könntest genauso gut nichts tragen.«
    »Mum!«
    »Es stimmt aber. Ist überhaupt noch Platz für Unterwäsche unter dieser Hose?«
    »Ja, natürlich. Was soll das? Kann ich nicht das Gleiche tragen wie alle anderen?«
    »Doch«, sagte Gunna und bedauerte, dass ihre Frage so eine scharfe Reaktion hervorgerufen hatte. »Es ist nur so, dass jeder Mann, dem du begegnest, dich komisch anschauen wird. Stimmt’s, Steini?«
    »Lass mich aus dem Spiel«, brummte Steini und hielt sich sein Buch vor das Gesicht.
    »Ach, Mum, sei doch nicht so altmodisch«, schimpfte Laufey, marschierte erhobenen Hauptes in ihr Zimmer, wo sie die Tür lautstark schloss.
    »Oh je, warum habe ich bloß etwas gesagt?«, stöhnte Gunna. »Ich sollte es inzwischen besser wissen.«
    »Sie wird allmählich ein großes Mädchen, sie ist fast schon erwachsen.«
    »Ich weiß, und genau das macht mir Sorgen«, erwiderte Gunna und reckte sich, um an ihr klingelndes Handy zu gelangen. »Gunnhildur.«
    »Hallo, Chefin. Högnis Fingerabdrücke befinden sich überall in Jónas Valurs Wagen. Wie geht’s deinem Kopf?«, fragte Eiríkur.

18. KAPITEL
    Sonntag, der Achtundzwanzigste
    Gunna weigerte sich hartnäckig, den Aufzug zu benutzen, und nahm die Treppen in zwei Etappen in Angriff. Auf halber Höhe legte sie eine Verschnaufpause ein, bis das Klopfen in ihren Schläfen sich beruhigt hatte.

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