Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
so gut.«
Der Patient blickte finster und schien sich unbehaglich zu fühlen. »Was?«
»Was hast du vor zehn Jahren gemacht?«, fragte Bjössi.
»Ich war in Reykjavík. Warum?«
»Das wissen wir schon. Ich möchte etwas über das Blacklights hören. Daran erinnerst du dich doch, nicht wahr?«
»Ja«, gab Óskar zu. »Warum?«
»Sagt dir der Name Steindór Hjálmarsson etwas?«
»Sollte er?«
Gunna zog einige Unterlagen aus ihrer Mappe, die von einer Büroklammer zusammengehalten wurden.
»Das hier ist eine Zeugenaussage von Óskar Óskarsson, die besagt, dass du damals gegen zwei Uhr dreißig einen hitzigen Streit zwischen Ómar Magnússon und Steindór Hjálmarsson im Blacklights beobachtet hast. Du und zwei weitere Türsteher, deren Zeugenaussagen ebenfalls vorliegen, haben die beiden voneinander getrennt.«
»Kann sein«, erwiderte Óskar schulterzuckend. »In dem Club gab’s oft Streitereien.«
»Ja, aber dieser Streit war ungewöhnlich«, erklärte Gunna. »Du hast weiterhin ausgesagt, dass du Steindór aus dem Gebäude gebracht hast und Ómar Magnússon ihm gefolgt ist. Also versuch nicht, mir weiszumachen, dass du dich nicht daran erinnerst, Skari. Mit dieser Zeugenaussage hast du schließlich dazu beigetragen, dass dein Kumpel Ommi zu einer Haftstrafe von fünfzehn Jahren verurteilt worden ist.«
Óskar schluckte, und sein Blick huschte unruhig hin und her.
»Hat Ommi eine offene Rechnung beglichen, als er dir ein blaues Auge verpasst hat und für ein paar gebrochene Rippen und die anderen Verletzungen gesorgt hat?«
»Nein. Ich habe doch schon gesagt, dass es so ein Pole gewesen ist. Ein richtiger Mistkerl.«
»Nein, Skari«, schaltete sich Bjössi sanft ein. »Es war der lange Ommi. Du hast ihn beschissen, und als er herauskam, hat er es dir heimgezahlt.«
»Nein, nein, nein!«, rief Óskar mit Nachdruck. »Lasst mich in Ruhe! Ich bin sauber, ich habe eine reine Weste. Also lasst mich endlich zufrieden.«
»Lass uns die Sache mal anders betrachten, ja, Skari?«, schlug Gunna ruhig vor, da Óskars Gesichtsausdruck immer panischer wurde und seine Augen allmählich hervortraten. »Ich habe das Gefühl, dass du dir das alles nur ausgedacht hast. Angenommen, ein kleines Vögelchen hätte mir gezwitschert, dass deine Aussage von vorne bis hinten gelogen ist. Was wäre dann?«
Gunna hielt die Aussage hoch und zeigte auf eine Unterschrift. Überraschung zeichnete sich auf Bjössis Gesicht ab. Er lehnte sich zurück, um zuzuhören.
»Das ist doch deine Unterschrift, nicht wahr?«
»Was meinst du?«, sagte Óskar wütend.
»Ich meine, du hast ausgesagt, dass Ómar sich direkt neben Steindór Hjálmarsson befand, als er tödlich verletzt wurde. Habe ich recht?«
»Ja.«
»Der lange Ommi war dein Freund, dein bester Kumpel. Ihr seid zusammen aufgewachsen. Man hilft der Polizei nicht dabei, den besten Kumpel reinzureiten. Du hättest einfach sagen können, dass du nichts gesehen hast. Du hättest dich raushalten können. Aber die Aussagen von Svana und dir haben mit dafür gesorgt, dass der lange Ommi eingesperrt wurde. Er war dein bester Freund und Svanas früherer Liebhaber, einer von vielen – du gehörst auch dazu, wie ich gehört habe. Stimmt das?«
»Na ja, Svana und ich hatten auch eine Zeitlang was laufen. Aber was Ommi angeht, ich habe nicht …«
»Was hast du nicht?«
»Ich habe keine Aussage gemacht, um ihm eins auszuwischen oder so.«
»Warum dann?«, fragte Gunna zuckersüß. »Warum hast du deinen Freund bei der Polizei verpfiffen? Du hegst doch nicht etwa eine besondere Zuneigung zu uns, oder doch?«
»Teufel, nein!«, fauchte Óskar durch seine kaputten Zähne hindurch.
»Warum also?«
»Ich habe nichts zu sagen«, antwortete Óskar entschlossen.
Gunna lehnte sich zurück und sah Bjössi an, dessen Gesicht ein einziges großes Fragezeichen war.
»Gut, versuchen wir es mit einer anderen Theorie, okay? Berichtige mich, wenn ich falsch liege, ja?«, fuhr Gunna fort. »Natürlich lässt du keinen Kumpel hängen. Aber vielleicht wollte er ja, dass du aussagst, er wäre Steindór Hjálmarsson gefolgt.«
In Óskars Augen stand wieder nackte Panik, und er blickte verzweifelt zur Tür, als hoffte er, irgendjemand möge hereinkommen und das Ganze beenden. Gunna beugte sich erneut vor und sah ihm direkt ins ramponierte Gesicht und die panischen Augen.
»Wer hat Steindór Hjálmarsson in Wahrheit angegriffen, Skari? Wen hat Ommi die ganzen Jahre gedeckt? Wer hat ihm eine
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