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Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quentin Bates
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Mordfall Steindór Hjálmarsson im Jahr 2000 gegen ihn ausgesagt. Diese Nuss müssen wir unbedingt knacken. Wer hat Ómar dafür bezahlt, die Tat auf sich zu nehmen? Was ist dann schiefgelaufen, und warum ist Ómar abgehauen? Wenn wir das herausfinden können, wird sich bestimmt alles andere zusammenfügen. Ich bin sicher, dass Óskar weiß, wer Steindórs Mörder ist, aber er hat entsetzliche Angst. Jónas Valur weiß es bestimmt ebenfalls, aber er sagt nichts, vermutlich, um seinen Sohn zu schützen.«
    »Wie sehen die nächsten Schritte aus?«
    »Wir müssen Óskar knacken. Ich habe ihn schon härter angefasst, als ich in Anbetracht seines Gesundheitszustands sollte. Aber ich glaube, der Schlüssel zur Lösung liegt bei ihm.«

***
    Jón bewunderte die klaren Linien der Schrotflinte, die Patina, die das viele Polieren dem Schaft verliehen hatte, und die metallische Drohung, die der Doppellauf ausstrahlte.
    Sein Vater und er hatten jeden Winter Gänse und Moorhühner geschossen, solange der alte Mann gelebt hatte. Anfangs hatten sie beide die Flinte seines Vater benutzt, die Jón unter der Werkbank zurückgelassen hatte. Ein Jahr vor seinem Tod hatte sein Vater ihm eine eigene Flinte gekauft, und sie hatten ihre Ausbeute in jenem Winter verdoppelt – sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die die Vögel rupfen, ausnehmen und braten musste.
    Seit der alte Mann tot war, hatte Jón es nicht mehr übers Herz gebracht, in den Hügeln und auf den Feldern umherzustreifen. Die Flinten landeten im Keller. Gelegentlich reinigte, polierte und ölte er die Waffen, um sie dann wieder wegzuräumen.
    Widerstrebend spannte Jón die Flinte in den Schraubstock ein. Was er gleich tun wollte, fühlte sich nicht richtig an, trotzdem nahm er die Metallsäge und setzte sie an den Gewehrläufen an. Er schloss die Augen, als er den ersten Schnitt ausführte und die Säge sich langsam in das Metall fraß.

***
    Gunna hörte, wie die Federung des Mietwagens sich bei jeder Unebenheit der Straße beklagte. Helgi schien es nicht zu bemerken. Wahrscheinlich hatte er sich schon so an die Geräusche gewöhnt, dass er sich sorgen würde, wenn sie verschwänden.
    »Sie haben schon wieder kein Auto für uns, was, Helgi?«
    »Ja. So ist es eben manchmal. Du, ich habe nachgedacht«, sagte er und versank wieder in Schweigen.
    »Worüber denn?«
    »Über den langen Ommi. Svana Geirs wurde zwischen zwölf und fünfzehn Uhr ermordet, richtig?«
    »Soweit wir wissen, ja. Dieser Zeitraum stimmt mit dem letzten Anruf auf ihrem Handy überein. Und Miss Cruz sagte, die Körpertemperatur lässt darauf schließen, dass sie bei ihrem Auffinden schon drei bis sechs Stunden tot war.«
    »Gut. Wenn sie also um vierzehn Uhr getötet wurde, plus/minus eine Stunde, frühestens jedoch um zwölf, dann hätte Ommi es kaum schaffen können, rechtzeitig nach Keflavík zu gelangen, um Óskar Óskarsson zu vermöbeln, oder?«
    »Du willst damit sagen, dass er nicht beides getan haben kann?«, fragte Gunna.
    »So ist es. Óskar tauchte an jenem Tag um sechs Uhr abends in der Notaufnahme auf. Da waren bereits mehrere Stunden vergangen, seit er verprügelt wurde. Was denkst du? Ist Óskar Ommis Alibi?«
    Gunna kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Sie hatte diesen Gedanken auch schon gehabt, aber aus irgendeinem Grund hatte sie ihn nicht bis zu Ende durchgespielt.
    »Ich weiß nicht, Helgi. Ich weiß es wirklich nicht. Ich denke, er könnte beides getan haben, wenn er sich beeilt hat, aber es ist unwahrscheinlich, stimmt’s? Die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Ommi hätte Svana den Schädel einschlagen, wegrennen und eine Stunde später in Keflavík sein können, um Óskar zu bestrafen. Es könnte zeitlich gerade eben passen.«
    »Demnach wusste Ommi ganz genau, wo er Óskar finden würde, nicht wahr? Er hätte keine Zeit gehabt, ihn erst zu suchen.«
    »Wir können es nur mit Sicherheit sagen, wenn einer von ihnen uns einen Hinweis gibt. Wir müssen uns Ommi morgen noch einmal vorknöpfen. Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug aufs Land?«
    Der Weg zu Óskars Krankenzimmer war ihr schon vertraut. Gunna öffnete die Tür und sah einen Krankenpfleger, der gerade das Bett abzog.
    »Wo ist Óskar? Der Mann, der in diesem Zimmer lag?«
    »Ich nicht wissen. Fragen Schwester«, antwortete der Mann mit starkem Akzent.
    Auf dem Flur erwischte Gunna eine Krankenschwester, die müde aussah, obwohl ihre Schicht gerade erst begonnen hatte. Gunna beschloss, sich auf die Suche nach der

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