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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sah es schon anders aus. Sie hat Mischner als den perfekten Pferdepfleger geschildert. Und so, wie sie es erzählt, bin ich sogar geneigt, ihr zu glauben. Ihr Mann hat keine besondere Meinung, was Mischner angeht. Wir haben nach den Alibis für die Tatzeiten gefragt, aber die scheinen wasserdicht zu sein. Also müssen wir den Täter woanders suchen.« Julia Durant machte eine Pause, während der sie sich eine Gauloise ansteckte, sich zurücklehnte und in die Runde schaute. Berger kannte ihreKörpersprache und wusste, dass dies noch nicht alles war, was sie zu sagen hatte.
    »Noch was?«, fragte er deshalb mit hochgezogenen Brauen.
    »Eine Kleinigkeit. Ich wurde vorhin auf dem Handy angerufen, es war eine Frau. Ich weiß nicht, woher sie meine Nummer hat, aber sie will mich um halb elf treffen, um mir ein paar Informationen zu geben, die uns bei der Tätersuche helfen könnten.«
    »Und Sie wissen nicht, wer diese Frau ist?«, hakte Berger misstrauisch nach.
    »Nein, mir kam nur die Stimme irgendwie bekannt vor, aber Sie wissen ja, wie das mit Handys ist, der Empfang ist nicht besonders gut, und die Stimmen klingen meist ein wenig anders, als wenn ich übers Festnetz telefoniere. Ich werde auf jeden Fall nachher dorthin fahren.«
    »Allein?«
    »Allein, ich habe es ihr versprochen. Ich will auch nicht, dass sich irgendjemand von uns in meiner Nähe aufhält.«
    »Wo findet dieses Treffen statt?«
    »In Okriftel, wo, möchte ich jetzt nicht sagen.«
    »Es ist Ihr Risiko, Frau Durant. Ich hoffe nur, dass Sie nicht in eine Falle tappen. Wir brauchen Sie noch.«
    »Herr Berger, ich kann das Risiko abschätzen. Außerdem weiß ich mich meiner Haut zu wehren. Aber das werde ich nicht müssen. Jetzt noch etwas anderes für die, die’s noch nicht wissen sollten. Wir haben jemanden in den Reitclub eingeschleust, Kollegin Sörensen vom OK. Sie ist seit heute offiziell dort Mitglied. Sollte einer von Ihnen sie kennen und sie im Zuge der Ermittlungen auf dem Reitgelände antreffen, dann ist sie eine Fremde. Nicht einmal Frau Gerber haben wir von unserer Aktion informiert, nur damit Sie alle Bescheid wissen. Und jetzt will ich Sie nicht länger von der Arbeit abhalten, ich muss kurz nach Hause und dann wieder nach Hattersheim. Noch Fragen?«
    »Wie haben Sie sich das weitere Vorgehen vorgestellt?«, wollte Berger wissen.
    »Wir bekommen morgen von Frau Gerber eine Liste sämtlicher Mitglieder des Reitclubs. Jeder Einzelne von ihnen muss befragt werden, und sollte auch nur bei einem das Alibi Lücken aufweisen, gleich nachhaken. Ansonsten werden wir die Suche nach Miriam Tschierke intensivieren, falls sie wider Erwarten nicht vorher auftauchen sollte. Und ich will jetzt auch keine Schwarzseherin sein, aber nehmen Sie’s mir nicht übel, ich glaube nicht daran, sie lebend wiederzusehen. Unser Mann geht nach Plan vor, doch wie der Plan ausschaut und welches Ziel er verfolgt, bleibt vorerst allein sein Geheimnis. Und über sein Motiv können wir nur spekulieren, aber Sie wissen ja, wie das mit dem Spekulieren ist – meistens verliert man. Eins ist jedenfalls sicher, er ist unglaublich clever …«
    »Aber nicht cleverer als wir«, bemerkte Kullmer trocken.
    »Er hat drei oder vier Menschen getötet, rechnen wir Kerstin mit dazu, sogar fünf, und damit ist er uns zumindest im Augenblick ein ganzes Stück voraus. Er besitzt einen Vorsprung, und den gilt es aufzuholen. Und wir haben ein gewaltiges Problem – er hinterlässt keine Spuren. Wozu auch passt, dass zum Beispiel die Überwachungskamera im Südring derzeit defekt ist, was sich auch der Hausverwalter nicht erklären kann. Es könnte also sein, dass derjenige entweder die Anlage stillgelegt hat oder genau wusste, dass sie nicht funktioniert. Er ist uns nicht nur einen, sondern hundert Schritte voraus.«
    »Sie hören sich sehr pessimistisch an, Frau Durant«, sagte Berger. »Glauben Sie nicht an den Erfolg?«
    »Von was für einem Erfolg sprechen Sie? Wir haben doch jetzt schon verloren, nämlich mindestens drei Menschen, wahrscheinlich sogar fünf. Für uns vollkommen sinnlos, für ihn scheint hingegen ein großer Sinn dahinter zu stecken. Aber welcher? Hätte er es nur auf Mädchen abgesehen, könnten selbst wir als psychologische Laien ihm ein einigermaßen genaues Persönlichkeitsprofil zuordnen. Aber es sind zwei Mädchen, eine erwachsene Frau und ein erwachsener Mann. Nehmen wir den Mann einmal raus,weil er offenbar ein sehr vertrauliches Verhältnis zu dem Täter hatte

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