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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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solche Privatangelegenheiten nicht ein, wir sind doch nicht blöd! »
    »Soll das heißen, Sie kommen erst dann, wenn ein paar Leichen auf der Straße liegen?« frage ich fassungslos. »Richtig, Sie haben unsere raffinierte Strategie voll erfasst. Rufen Sie bitte erst dann wieder an, wenn es soweit ist! Jetzt blockieren Sie nicht länger die Leitung! Klick!«
    »Aber das gibt’s doch gar nicht, der Kerl hat einfach aufgelegt.
    Wenn man die Bullen wirklich mal braucht, dann kommen sie nicht«, sage ich total enttäuscht.
    »Ich habe volles Verständnis für die Polizei«, meint Opa Prizibilsky. »Die verdienen so wenig Geld, sollen die sich denn auch noch um ein paar Geiseln kümmern? Außerdem habe ich mir das schon gedacht. Wenn die Polizisten bis jetzt nicht hier waren, dann kommen die heute garantiert nicht mehr. Allein Oma Fischkopf hat die Polizei bestimmt schon mehrere Dutzend Male angerufen.«
    »Was sollen wir denn jetzt bloß machen, Osman?« höre ich die Stimme von Eminanim aus einer dunklen Ecke. »Frau, wo steckst du denn? Ich kann dich gar nicht sehen.«
    »Hier bin ich, neben der Schuhablage. Was sollen wir denn jetzt machen?«
    »Ausgerechnet du fragst so was? Schließlich warst du doch so begeistert von unseren neuen Beschützern.«
    »Ja, wenn es nur um uns beide ginge, dann hätte ich keine Skrupel, die ganze Sache voll durchzuziehen. Aber für die Kinder wird die Situation im Hause langsam wirklich unerträglich. Die beiden Mädchen haben die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Seit Stunden finden sie nicht mal einen Platz zum hinsetzen. Und Hatice ist sowieso schon sehr mitgenommen durch die letzten Tage.«
    »Was soll ich denn machen, hast du Vorschläge? Soll ich den Boss von der Bande etwa bitten, die Aktion für beendet zu erklären? Es ist schließlich nichts mehr zum Essen oder zum Trinken im Haus. Vielleicht ziehen die dann ja freiwillig in die nächste Kneipe, wenn ich dort eine Runde Freibier ausgebe!
    Sollen die doch dort die Leute nerven mit ihrer groben Art und ihren Kötern. Aber leider habe ich nicht mal genügend Geld für eine einzige Flasche Bier.«
    »Etwas Geld könnte ich schon locker machen, damit wir diese Plagegeister loswerden«, sagt Opa Prizibilsky.
    »Hey, Ratten-Uli«, rufe ich dem Stacheldrahtspezialisten zu, der immer noch an seinen Barrikaden rumbastelt. »Was haltet ihr davon, wenn wir euch einen Kasten Bier ausgeben und ihr dafür das Nachbarhaus besetzt. Denn meine Frau und ich sind wegen der Kinder zu dem Schluss gekommen, dass
    Hausbesetzung doch nicht der richtige Weg ist.«
    »Ach, stellt euch doch wegen der beiden Zwerge nicht so spießig an. Einige von uns haben auch mal klein angefangen.
    Und heute sind wir geachtete, erfolgreiche Hausbesetzer. Diese Branche bietet ungeahnte Karrieremöglichkeiten selbst für Ausländerkinder.
    An diesem Punkt mischt sich Eminanim ein:
    »Als Mutter finde ich die Situation für die Kinder nicht so schön. Ich schlage vor, dass wir die Aktion hier an diesem Punkt für beendet erklären. Wir wissen ja jetzt selbst, wie man das macht, in Zukunft werden wir uns dank eurer heutigen Hilfe völlig alleine verteidigen können. Wir bedanken uns für eure solidarische Unterstützung! Und tschüs!«
    »Nein, nein, so läuft das nicht«, klärt uns Ratten-Uli auf. »Von mir aus könnt ihr verschwinden, wohin ihr wollt. Aber unsere Guerillatruppe gibt den Kampf nicht auf. Wir räumen das Feld niemals freiwillig. So ein kampfloser Rückzug wäre für uns total peinlich. Stell dir doch mal die Situation vor: Wir gehen aus einem besetzten Haus raus, und kein Wasserwerfer ist zu sehen.
    Nirgendwo sind Tränengasbomben, kein Bullen-
    Rollkommando, das die Wohnung stürmt. Schließlich haben wir nicht nur das Haus, sondern auch einen Ruf zu verteidigen.«
    »Also für eine Hausbesetzer-Karriere bin ich wirklich zu alt.
    Und ich habe inzwischen auch keinen Ruf mehr zu verlieren.
    Wenn ihr nicht auszieht, dann verabschieden wir uns jetzt.«
    »Das ist Ihre Entscheidung, aber ich hoffe, Sie denken daran, dass das Treppenhaus vermint ist. Aber ich werde Sie nicht daran hindern, sich aus dem Fenster zu stürzen.«
    »Sag mal, Osman, könnten wir uns nicht mit den
    zusammengeknoteten Bettlaken nach draußen abseilen, mit denen du Opa Prizibilsky nach oben gezogen hast?«
    »Na gut, dann bleibt uns wohl keine Wahl. Packt alles zusammen, was wir irgendwie gebrauchen können. Ich regele inzwischen das mit den Bettlaken.«
    »Aber Herr Engin, bitte,

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