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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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durch?«
    »Klar.«
    »Und du glaubst allen Ernstes, dass der Onkel sie ins Flugzeug setzt?«
    Die Fahrstuhltüren glitten auf. Billy trat vor mir in die Kabine.
    »Wir werden sehen.« Ich stellte mich zu ihm und drückte auf den Knopf.
    In der weitläufigen Lobby im Erdgeschoss herrschte hektisches Treiben, und auf dem Weg zum Ausgang mussten wir uns durch Menschenmassen kämpfen. Durch die großen Glasfenster sahen wir einen geräumten Weg, der sich durch matschige graue Schneehaufen schlängelte.
    »Karin, du machst dir doch hoffentlich nichts vor, oder? Sie kann dir deine Tochter nie und nimmer ersetzen.«
    Meiner Meinung nach bestand keine Notwendigkeit, ihm auf diese Frage zu antworten. »Ich sagte bereits, dass ich der Dinge harre, die da kommen.«
    Hinter der Drehtür empfing uns ein Schwall eisiger Luft. Anstatt den Reißverschluss hochzuziehen, gab ich mir einen Ruck und ging einfach in die Kälte hinein.

KAPITEL 14
    Da es den Besuchern nicht erlaubt war, hinter die Absperrung zu treten, lief ich vor dem Gepäckband nervös auf und ab. Mein Schädel brummte ordentlich, was dem übermäßigen Champagnerkonsum am vergangenen Abend geschuldet war. Zusammen mit Billy und meiner Mutter hatten wir bis ein Uhr Karten gespielt. Dann war Billy zu Fuß nach Hause gegangen, und meine Mutter hatte es sich auf dem Schlafsofa im Wohnzimmer bequem gemacht. Keiner machte Anstalten, mich von meinem Vorhaben abzubringen. Meine Pappenheimer kannten mich und gingen zu Recht davon aus, dass ich trotz aller durchaus berechtigten Einwände an meinem Entschluss festhalten würde. Nichtsdestotrotz war mir klar, was sie dachten. Macs Kommentar, bevor ich das Haus verließ, wollte mir nicht aus dem Kopf gehen.
    »Fahr nach dem Flughafen in die Waschstraße. Das Auto ist ganz schön dreckig.«
    Er nahm an, dass Dathi nicht auftauchte und ich dafür Zeit hatte.
    Ihr AirIndia-Flug sollte nachmittags um Viertel vor drei eintreffen. Da sie noch durch den Zoll gehen und ihr Gepäck holen musste, kam sie sicher nicht vor halb vier heraus. Ich würde mindestens bis sechs Uhr ausharren, denn es bestand die Möglichkeit, dass sie aus irgendeinem Grund aufgehalten wurde. Mit ihren zwölf Jahren war sie bestimmt noch nie so weit gereist – und dann auch noch allein. Erwartete sie, dass Chali sie am Flughafen in Empfang nahm? Wie würde sie reagieren, wenn sie ihre Mutter nicht sah? Würde ich sie besser kennen, hätte ich auch besser einschätzen können, was mir bevorstand. Hatte man das arme Mädchen über den Tod ihrer Mutter in Kenntnis gesetzt? Meiner Einschätzung nach hatte Onkel Ishat das Geld eingesteckt und überließ es mir, die schlechte Nachricht zu überbringen.
    Genug der Zweifel, ermahnte ich mich selbst. Dathi saß in dem Flugzeug, das in diesem Augenblick New York anflog, folgte den Anweisungen der Bordcrew und legte den Sicherheitsgurt an. Dann wartete sie zusammen mit den anderen Passagieren im Gang darauf, den Flieger zu verlassen, marschierte tapfer durch einen langen Flughafenflur, fand den entsprechenden Schalter, zeigte die erforderlichen Unterlagen, erhielt die Einreiseerlaubnis, wartete am richtigen Band auf ihr Gepäck und hob allein den schweren Koffer herunter oder bat jemanden, ihr dabei zur Hand zu gehen.
    Vom vielen Auf- und Abgehen war mir inzwischen so heiß geworden, dass ich den Mantel ausziehen musste. Als ich ihn fallen ließ und ein Mann versehentlich darauf trat, riss ich sofort ungehalten an dem Stoff. Meine übertriebene Reaktion ärgerte ihn, und der Blick, mit dem er mich bedachte, war überaus frostig. Vor lauter Nervosität stiegen mir Tränen in die Augen. Dass ich auf ein Mädchen wartete, das ich nicht kannte und das vielleicht überhaupt nicht auftauchen würde, kam mir mit einem Mal albern vor. Der Mann wollte noch etwas sagen, verkniff sich aber seinen Kommentar und ging weiter. Garantiert hielt er mich für übergeschnappt.
    Hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen?
    Zu guter Letzt setzte ich mich auf einen freien Platz und schloss die Augen. Immer wieder ging ich im Geist die Dokumente durch, die Chali für Dathis Reise besorgt hatte: Pass, Visum, Flugticket, ein Dokument, das es ihr erlaubte, allein zu reisen, und von einem Mitarbeiter des indischen Konsulats abgestempelt worden war. Oma Edha hatte sogar einen Arzt aus ihrem Dorf dazu gebracht, Dathi ein Gesundheitszeugnis auszustellen. War es möglich, dass ein Dokument fehlte und man ihr die Einreise verwehrte?
    Schwer zu sagen, wie

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