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Karlas Umweg: Roman (German Edition)

Karlas Umweg: Roman (German Edition)

Titel: Karlas Umweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bringen.
    »Paterne«, sagte ich, als die Wachteleier im Spinatnest verschluckt waren.
    »So, ja. Paterne«, sagte Marie und trank einen großen Schluck Wein.
    »Schirmherr, Dirigent, Carmen, Paris, Weltkarriere«, half ich ihr auf die Sprünge.
    »Ich habe läuten hören«, sagte Marie hinter vorgehaltener Hand, »dass er für seine nächste Carmen-Inszenierung in Paris noch nicht festgelegt ist. Die Berganza und die Baltsa haben beide abgesagt. Sogar die Ernakova und die Simmeonato. Es wäre die Chance meines Lebens!!«
    Antworten konnte ich nicht, da der Kellner die Vorspäsn-Teller abräumte und sich der Frage nicht enthalten konnte, ob’s rreecht gwesn sei. Ich zischte »Pscht!«, wie im Kino, wenn einer mit der Popcorntüte raschelt.
    »Du die Carmen? In PARIS?«, fragte ich laut und wichtig, damit der Oberkellner nur ja nicht so schnell wiederkehren würde.
    »Schrei nicht so«, zischte Marie und guckte verstohlen um sich. »Das ist eine völlig inoffizielle Angelegenheit. Paterne veranstaltet hier in Salzburg ein Vorsingen. Er will sich die besten Teilnehmerinnen aus dem Wettbewerb anhören.«
    »Ja, aber du bist doch hundert Mal besser als die Mädels vom Wettbewerb! Du bist in der Jury!! Du singst im Abschlusskonzert die Zugabe! Wieso hast du Angst, er könnte dich nicht für gut befinden?«
    »Ach, Karla, du hast keine Ahnung«, seufzte Marie. »Bei solchen Entscheidungen geht es nicht nur darum, welchen Rang man als Sänger innehat. Der Dirigent urteilt natürlich auch nach dem äußeren Erscheinungsbild! Und ich bin bei so etwas krank vor Lampenfieber!«
    »Dann nimm doch von dem Beruhigungszeug, das dir der Dr. Holzapfel verschrieben hat.«
    »Nein, das macht müde. Ich muss geistig wach sein!«
    Ach so, dachte ich. Also keine Beruhigungsmittel.
    »Ich muss ihm als Frau gefallen, weil ich ihm als Carmen gefallen muss«, startete sie erneut einen Versuch, mein Verständnis zu erringen. Aha, dachte ich, sie ist zäh. Sie will mir meinen Segen abringen, mit ihrem eigenen Vater zu schlafen. So weit sind wir also schon.
    Es wäre jetzt vielleicht an der Zeit, ihr reinen Wein einzuschenken, überlegte ich. Aber das besorgte schon der aufdringliche Kellner. »Noch a Schluckerl vom Wäißen?«
    Na, meinetwegen, dachte ich. Wir tranken.
    »Auf Paterne«, sagte Marie mit leuchtenden Augen.
    »Ja, und auf meinen Papa auch«, sagte ich und küsste das Glas. Marie lachte.
    »Du bist wirklich süß …«
    Nun war es aber Zeit für einen neuen Auftritt des Oberkellners. Schließlich hatten wir schon vier zusammenhängende Sätze gesprochen, ohne dass er uns in grober Weise dazwischengefahren war. »Creme de Bouillon vom Stäänbutt«, bemerkte er ungefragt, als er zwei winzige Tässchen mit einer bräunlich trüben Brühe vor uns absetzte.
    »Ist ja gut«, sagte ich zu ihm. Er entfernte sich gekränkt.
    »Du willst Paterne also gefallen«, hob ich an. »Als Frau und Sängerin und Carmen. Grüne Augen und grünes Kleid unter diesem Kronleuchter hier.«
    »Stell dir vor, du willst einem Menschen gefallen, warum auch immer, und du wirst aber pausenlos von irgendwelchen Männern verfolgt«, sagte Marie, »die mit dir im Stadtpark oder an der Salzach oder wo auch immer spazieren gehen wollen. Da bist du doch schon gleich unten durch.«
    »Im Zweifelsfall geht Taktstock über Wanderstock«, musste ich zugeben. Ich dachte an die heiteren Skatabende mit Papa und Stefan früher in Bad Orks, als Papa uns die Sache mit den Jungs, die Trümpfe sind, so geduldig erklärte und im Wäschekeller nichts Vernünftiges kam.
    »Ach so, der Harald, ja, der ist das eine Problem«, sagte Marie und begann, die lauwarme Fischbrühe zu vertilgen. »Das zweite und weitaus größere Problem ist aber mein lieber Vorgesetzter und Jury-Chef Heyko Zurlinde.«
    Harald, der Herz-Bube, Zurlinde immerhin Pik. Echtwein vermutlich nur Karo. Paterne der Kreuz-Bube. Klar. Durchblickt. Der Rest alles Luschen.
    »Wieso? Der war doch bis jetzt immer sehr nett zu dir«, reizte ich über achtzehn.
    »Darum geht es doch nicht!«, wehrte Marie ab. Der Kellner näherte sich vorsichtig. Ich guckte ihn bitterböse an. »Sie wünschen?!«
    »Die Tossn, bittschön wenn’s recht ist!«, sagte der Kellner. Ich reichte sie ihm ungeduldig an und hielt ihm noch die Löffel hin. »Da!« Völlig pikiert machte sich der Kellner davon, nicht ohne seiner starken Irritation durch heftiges Kopfschütteln Ausdruck zu verleihen.
    »Wären wir doch in eine Frittenbude gegangen«,

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