Kasey Michaels
fort von ihr sein, wie es nur ging. Doch als sie schon die Hand
auf der Klinke hatte, konnte sie einfach nicht widerstehen. „Sicher, bis in die
Küche bist du ja
nie gekommen, nicht wahr? Ein Jammer, dass von Tanners Zimtschnecken keine mehr
da waren. Gute Nacht, Jasmine.“
Jasmines
Blick huschte zu ihrem Retikül, dann straffte sie ihre Schultern und schaute
Lydia an.
Wie
schauten diese sonst so geistlosen Augen plötzlich ... listig drein? Einem
hübschen Mädchen stand dieser Ausdruck wenig gut an. „Ja“, sagte sie, dann
seufzte sie. „Lydia, darf ich dich etwas fragen?“
Lydia wolle
in ihr Bett, und sie wollte fort von Jasmine, Letzteres mehr noch als
Ersteres. „Hat es nicht bis morgen Zeit?“
Jasmine
schnüffelte, ihre Unterlippe zitterte wieder. „Muss es dann wohl.“
„Ach, gut
denn. Worum geht es?“
Die
zitternde Lippe bog sich zu einem halben Lächeln. „Die Leute sagen oft etwas,
meinen es aber im Grunde nicht, oder?“
Wie um
Himmels willen kommt sie jetzt darauf, fragte Lydia sich. „Ja, das mag so
sein.“
„Wenn also
jemand sagt, er wird etwas tun, wenn der andere etwas nicht tut, dann
wir dieser Jemand es vielleicht in Wirklichkeit doch nicht tun?“
Lydia
überlegte. „Nun, das hängt vermutlich von der jeweiligen Person ab. Redest du
hier von einem Ultimatum?“
Nun
runzelte Jasmine die Stirn. „Ein Ultimatum?“
Sie war
wirklich anstrengend! „Ja, zum Beispiel wie: Wenn du nicht zu fragen aufhörst
und mich zu Bett gehen lässt, werde ich dich ohrfeigen, doch du sagst, du wirst
trotzdem weiterfragen.“
„Also wärst
du ärgerlich, wenn ich weiterfrage.“
Beinahe
hätte Lydia die Augen verdreht, aber sie unterdrückte den Impuls, denn daran
erkannte jeder ihren Widerwillen. Nur wahrscheinlich nicht Jasmine. „Ja, dann
wäre ich ärgerlich, und ich kann mich nicht enthalten, darauf hinzuweisen, dass du schon wieder gefragt hast.“
„Trotzdem
wirst du mich nicht ohrfeigen.“
„Nein, wohl
nicht. Jasmine! Was genau willst du eigentlich wissen?“
„Ach,
nichts“, trillerte Jasmine, wieder ganz munter. „Du hast meine Frage
beantwortet. Dass Leute sagen, dass sie auf etwas bestehen, und dann nicht tun,
was sie behauptet haben zu tun, wenn man sich weigerte, das zu tun, was sie
wollten.“
Langsam kam
Lydia der Verdacht, dass sie gar nicht wach war, sondern gefangen in einem
üblen Traum. „Wenn du bitte was tust?“
„Das, was
derjenige sagte, dass du es tun sollst, damit er nicht etwas tut, natürlich.
Und dann tut er es nicht, ich meine, was er zu tun gedroht hat. Jetzt geht es
mir viel besser. Danke.“
„Da ist
wohl nichts zu danken. Gute Nacht, Jasmine.“
Zurück in
ihrem Zimmer lehnte Lydia sich matt gegen die Tür, froh, dem wirren,
unverständlichen Gerede entkommen zu sein.
Trotzdem
konnte sie nicht vergessen, dass Jasmine sie belogen hatte, dass sie draußen im
Freien gewesen war. Sie fragte sich, worauf sie da gestoßen war, und was es zu
bedeuten hatte, wenn ihre Schlussfolgerungen stimmten.
Schlimm war
allerdings, dass sie unmöglich Tanner davon berichten konnte; schließlich ging
es um seine Cousine, und wenn sie ihm von Mr Beattie erzählte, würde sie
zugeben müssen, dass sie spioniert hatte – und das, bevor Tanner bei ihr
gewesen, sie sich geliebt hatten. Als sie immer noch annehmen musste, dass er
letztlich doch den Wunsch seines Vaters ehren und Jasmine heiraten würde.
Dann fiel
ihr Justin ein. Ja, sie würde tun, was sie sich zuvor schon einmal überlegt
hatte. Sie würde es Justin erzählen, und der würde es Tanner sagen. Wenigstens
würde ihr so die Peinlichkeit der unmittelbaren Konfrontation erspart bleiben.
Ein leises
Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren, und sie sprang geradezu zur Seite,
weil sie fürchtete, Jasmine
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