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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Wissenschaftsoffizier war zwar erstaunlich schweigsam, doch Nog hoffte, ihn mit dem Aufenthalt auf dem fremden Schiff aus seinem Schneckenhaus zu locken und ihn zu ermutigen, zu verraten, was ihn belastete.
    Nog sah, dass Shar, der gedankenverloren einen Hyperspanner in der Hand hielt, plötzlich in seine Richtung schaute. Die Antennen des Andorianers zuckten vor offenkundiger Neugierde. »Geht es dir nicht gut, Nog?«, fragte er leise und in vertraulichem Ton.
    »Alles bestens«, log Nog. Ehrlich gesagt ging es ihm alles andere als gut. Der Juckreiz, der ihm bei der Landung der Sagan erstmals auffiel, hielt noch immer an, schien sogar zuzunehmen. Noch vor vielleicht vierzig Minuten war Nog gewillt, Ezris Annahme hinzunehmen und ihn als psychosomatisch abzuspeichern – als einen Tick, der darauf zurückging, dass er wider besseres Wissen einen Jem’Hadar auf Deep Space 9 akzeptieren musste. Nun aber war ihm, als bauten Hunderte fleischfressender hypyrianischer Käferlarven einen Bau in seinem biosynthetischen Bein. Konnte das noch auf etwas zurückgehen, das »nur« in seinem Kopf existierte?
    Er schwor sich, auf die Krankenstation der Defiant zu rennen – nicht zu gehen! –, sobald er sicher war, dass dieser Witz von einem Warpkern nicht gleich explodieren würde. Bis dahin musste er den Schmerz ertragen. Ihn durch Konzentration ausblenden. Runterschlucken.
    Halten Sie’s aus, Kadett! Halten Sie’s aus!
    So war es in seinen ersten Tagen an der Akademie gewesen. Neue Kadetten hatten es sich nicht leisten dürfen, Schwäche zu zeigen. Erst recht keine Ferengi-Kadetten. Aus Gründen, die sich ihm momentan entzogen, brachte es seinem Selbstvertrauen gar nichts, sich daran zu erinnern, dass seit seiner niederen Kadettenzeit mehr als zwei Jahre vergangen waren.
    Shars noch immer fragender Blick riss Nog aus seinen Gedanken. Zum Glück waren Permenter und Senkowski gerade mit der Rekalibrierung ihrer Geräte ausgelastet. Nog versuchte, Shar mit seinem besten Tongo -Gesicht abzuspeisen, wollte gleichzeitig aber nicht so verschlossen wirken wie Shar, wann immer man diesen nach seiner Familie fragte. Der Versuch half ihm, sich von den Schmerzen in seinem Bein abzulenken.
    Doch dann sah er den Chefingenieur des fremden Schiffes! Er hatte zwei seiner unfassbar dünnen unteren Extremitäten ausgestreckt und umklammerte damit einen der zahlreichen Griffe, die hier jede Wand bedeckten. Das Wesen schwang sich spinnengleich zur Decke und nutzte seine drei verbliebenen Gliedmaßen, um Werkzeuge und technische Geräte einzusammeln.
    Beim Anblick dieser Kreatur, deren Bewegungen so offensichtlich an eine talarianische Hakenspinne erinnerten, war es schlicht unmöglich, nicht an Beine zu denken – schmerzende oder andere.
    Shar starrte Nog an. Seine Antennen zitterten vor lauter ungestellten Fragen.
    Nog aber kniete sich hin und zog einen EPS-Mustersucher aus seinem offenen Werkzeugkasten. Als er wieder aufstand, kostete es ihn Mühe, den Schmerz im linken Bein zu überspielen. »Es geht mir gut, Shar. Wirklich. Lass uns einfach dieses Chaos in Schuss bringen, damit wir zurück zur Defiant können.«
    Das fremdartige Objekt drehte sich langsam um die eigene Achse. Es hing etwa einen Meter über dem längsten Tisch, den die Offiziersmesse anzubieten hatte. An dessen Kopfende saß Commander Vaughn und sah den pausenlosen Verwandlungen der »Kathedrale« schweigend zu.
    Wie lange sie wohl schon allein hier herumtreibt? , fragte er sich. Der Anblick dieses fantastischen, undeutbaren Dings erfüllte seine Seele mit einer nahezu religiösen Ekstase . Wie viele Äonen kamen und gingen, seit ihre Erbauer zu Staub zerfielen?
    Vaughn gegenüber saß Ezri Dax und kratzte sich gedankenverloren am Bauch. Dann deutete sie auf das Hologramm inmitten des provisorischen Besprechungsraumes der Defiant und beendete ihren Bericht von der Beinahekollision der Sagan mit dem uralten Objekt. Dr. Bashir neben ihr hörte aufmerksam zu. Die vier anderen Sessel belegten Lieutenant Sam Bowers, Ensign Prynn Tenmei sowie die Wissenschaftsexperten Cassini und T’rb.
    Vaughn schaute sich im Raum um. Bashir, T’rb und Cassini verlasen die Sensorberichte, die gerade über die Padds aller Anwesenden scrollten. Bowers hingegen – dessen Spezialgebiet nicht die Wissenschaft, sondern Taktik und Sicherheit war – schien sich kaum von dem Hologramm lösen zu können. Auch Tenmei war von dem Anblick völlig fasziniert.
    Vielleicht fällt der Apfel tatsächlich nicht

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