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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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sah, wie die fremdartigen EPS-Leitungen endlich korrekt aufleuchteten. Energie floss wieder durch die richtigen Kanäle – und das ganz ohne Explosionen.
    Permenter seufzte theatralisch und schenkte Senkowski ein Grinsen der »Hab ich’s doch gewusst«-Sorte. Sogar Shar lächelte triumphierend, doch Nog wusste, dass sein Lächeln eine sorgsam aufgebaute Maske war, die er für die Menschen um ihn herum aufrechterhielt. Der Ingenieur der Fremden wirkte ebenfalls zufrieden. Seine Chitin-Kiefer bewegten sich von rechts nach links, was wohl ein Zeichen der Freude oder der Dankbarkeit war.
    »Legen Sie los, Shar«, bat Nog.
    Nachdem Shar die entsprechenden Kontrollen berührt hatte, spürte Nog ein Zittern in den Deckplatten – ein untrügliches Zeichen einer kontrolliert erfolgenden Materie-Antimaterie-Reaktion. Nun, da die Warpenergie zumindest ansatzweise wiederhergestellt war, würden die restlichen Reparaturen bedeutend einfacher sein. Auf dem gesamten Schiff würden sich strategisch platzierte Kraftfelder aufbauen lassen, die die eingestürzten Bereiche isolierten und die bisher nur provisorischen Reparaturen der Außenhülle verstärkten.
    Aber all das muss ich nicht mehr von hier aus beaufsichtigen , dachte Nog. Er sehnte sich geradezu danach, auf die Krankenstation der Defiant zu gelangen und Dr. Bashir sein Bein zu zeigen.
    Das Zittern der Deckplatten nahm zu. Es griff auf Nog über, schoss in sein Bein. Mit einem Mal war ihm, als sei das Bein in einen ungeschützten Antimaterie-Haufen geraten. Nog schrie! Vor seinen Augen begann alles zu tanzen, Deck wurde Wand, Schott wurde Decke. Er spürte, wie sein Rücken gegen etwas Kaltes gepresst wurde. Etwas, das nicht nachgab. Als er aufblickte, sah er in die undeutbaren Augen des fremden Ingenieurs. Shar stand neben ihm, das Gesicht so anders, als sei es die Reflexion in einem Zerrspiegel.
    » Defiant !«, hörte Nog ihn brüllen. »Notfalltransport!« Dann wurde alles dunkel.

KAPITEL 7

    Zwei Wochen , dachte Ro und lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück. Irgendwo in ihrem Nacken verkrampfte sich plötzlich ein Muskel. Ro ließ die Schultern kreisen und warf das Padd mit dem Bericht – dem unvollendeten Bericht – auf ihren Bürotisch.
    Zwei Wochen, und noch immer räume ich die Thriss-Sache auf.
    Das Türsignal erklang. Ro sah durch das Glas. Wer wollte den nun schon wieder ihre Zeit für sich beanspruchen? Erst als sie sah, um wen es sich handelte, entspannte sie sich und wies den Computer an, die Tür zu öffnen.
    »Hätte nicht gedacht, Sie so spät noch hier anzutreffen, Ro.« Lieutenant Commander Phillipa Matthias lugte über die Schwelle. »Haben Sie eine Minute?«
    Ro lächelte. Sie mochte den neuen Stationscounselor. Nicht nur weil sie nett zu ihr war – und ihre mitunter launische Art hinzunehmen wusste –, sondern auch weil sie offen und direkt war. Die Sternenflotte hatte nur wenige Counselors, die so angenehm frei von berufsbedingtem Psychogebrabbel waren wie sie.
    » Eine Minute?«, wiederholte Ro, stand auf und streckte sich. Phillipa würde ihre Zeit schon nicht verschwenden. »Ich habe so viele, wie Sie brauchen. Sagen Sie, haben die Andorianer mit Ihnen gesprochen?«
    »Nun, die ärztliche Schweigepflicht verböte mir, es Ihnen mitzuteilen, wenn Dizhei und Anichent sich mir geöffnet hätten. Aber das haben sie nicht. Und ehrlich gesagt überrascht mich das auch nicht. Andorianer sind nicht gerade als Fans meines Berufsstandes verschrien.«
    »Ich frage mich, warum«, murmelte Ro nachdenklich.
    »Wegen der Antennen.«
    »Wie bitte?«
    »Diese Antennen sind ein wunderbares Werkzeug für die nonverbale Kommunikation. Mitunter sogar unfreiwillig. Andorianer sind nicht in der Lage, ein Pokerface aufrechtzuerhalten – aber sie beurteilen den emotionalen Zustand ihres Gegenübers wie kaum ein zweiter. Vermutlich legen sie deswegen keinen großen Wert auf die Anwesenheit eines Counselors. Insbesondere wenn sie derart aufgewühlt sind.«
    Ro spürte, wie sich ein weiterer pochender Warpkernbruch von einem Kopfschmerz ankündigte. Das Leid, das Anichent und Dizhei empfinden mussten, verstand sie nur zu gut. Es erinnerte sie schmerzlich an den Tod von Jalik, einem Kameraden aus Maquis-Tagen. Er war einem Minenfeld der Jem’Hadar zum Opfer gefallen. Außerdem musste sie an den grauenvollen Tod ihres Vaters denken, der vor ihren Augen von Cardassianern gefoltert worden war. Damals war sie gerade einmal zarte sieben Jahre alt gewesen.
    Ro

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