Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
ich ihn in meiner Aktentasche verschwinden. Doch sie kam immer noch nicht zu mir gerannt, was mich erleichterte.
Um Punkt fünf fuhr ich meinen Computer runter und suchte anschließend meine Handtasche und meine Aktentasche zusammen. Meine bequemen Schuhe zog ich nicht an, aber das fiel nicht weiter auf, da ich die Schuhe meistens erst unten in der Lobby wechselte. Seit Mimi mich einmal gleich, als ich durch die Tür kam, mit einem Auftrag versehen hatte und ich die meiste Zeit des Morgens in den falschen Schuhen rumlaufen musste, zog ich es vor, während meiner gesamten Zeit im Büro professionell auszusehen.
Mein Puls beschleunigte sich, als ich mich dem Coffee Shop näherte.
Rodney wartete an einem Tisch am Fenster, direkt bei der Eingangstür. Neben ihm saß Mr. Right, der süße Typ, den ich in der Bahn gesehen hatte. Ich hatte mir also nicht nur eingebildet, dass die beiden sich kannten. Als ich eintrat, erhoben sie sich. »Katie!«, begrüßte Rodney mich in einem herzlichen, freundschaftlichen Ton und ganz ohne den schmierigen Charme, den er bei unseren vorhergehenden Begegnungen versprüht hatte. »Schön, Sie zu sehen. Ich möchte Ihnen Owen Palmer vorstellen, einen meiner Kollegen.«
Owen, der genauso süß war, wie ich ihn in Erinnerung hatte, wurde doch tatsächlich rot, als er mir die Hand gab. Er schaute mir gar nicht richtig in die Augen und senkte stattdessen seinen Kopf ein wenig. Die meisten Typen, die so gut aussehen, bilden sich auch mächtig was darauf ein, aber seine Schüchternheit war absolut liebenswert. Wenn er dieser Firma angehörte, dann klang dieses Jobangebot immer besser.
»Bitten nehmen Sie Platz«, sagte Rodney. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bestellen?«
»Einen Cappuccino, bitte«, antwortete ich. Normalerweise leistete ich mir keins von den kostspieligeren Getränken, aber es sah so aus, als würde er zahlen, also konnte ich mir ja mal was gönnen.
Er verschwand Richtung Tresen, wodurch ich mit Owen allein blieb. Wie’s aussah, war es an mir, ein Gespräch in Gang zu bringen, da er in dem Muskatnusspuder oben auf seinem Cappuccino offenbar die Zukunft zu lesen versuchte. »Wohnen Sie in der Nähe des Union Square?«, fragte ich. »Ich hab Sie gestern an der U-Bahn-Station gesehen.«
Er lief erneut rot an und schaute dann mit einem schüchternen Lächeln zu mir hoch. Diesmal sah er mir beinahe in die Augen. »Ja, stimmt«, gab er zurück. Die ersten Worte, die ich ihn sprechen hörte. Er hatte eine angenehme Stimme.
»Eine super Gegend, finden Sie nicht auch? Ich wohne jetzt seit einem Jahr da und ich glaube, ich hab noch nicht mal angefangen, sie richtig zu erkunden.« Ich lachte. »Au weia, ich klinge wie eine Touristin, stimmt’s? Eine echte New Yorkerin würde nie so ins Schwärmen geraten.«
Er lächelte mich an und errötete noch mehr. Trotz seiner dunklen, fast schwarzen Haare hatte er eine helle Haut, sodass die Schamesröte sehr auffiel. Armer Kerl. Ich fragte mich, wie er wohl in der Geschäftswelt überlebte. Vielleicht war er ein echtes Ass, wenn’s um Schriftliches ging. Meetings war er nicht gewachsen, aber seine Memos waren mörderisch gut.
Rodney kehrte an den Tisch zurück und stellte einen kleinen Swimmingpool aus Cappuccino vor mich hin. Ernsthaft, in dem Ding hätte ich ein heißes Bad nehmen können. Ich schwor, ihn nicht ganz auszutrinken, nicht, wenn ich diese Woche nochmal schlafen wollte.
Er setzte sich wieder, wartete, bis ich einen Schluck getrunken hatte, und sagte dann: »Ich bin sicher, Sie haben eine Menge Fragen.«
»Ja, allerdings. Zigtausende. Sogar jede, die man nur haben kann. Ihre E-Mails waren nicht besonders informativ. Sie haben mir nicht geschrieben, in was für einer Art von Unternehmen Sie tätig sind.«
Die beiden Männer wechselten einen Blick, aus dem ich nicht schlau wurde, dann wandte Rodney sich wieder an mich: »Es ist schwierig, diese Art von Information in einer E-Mail angemessen darzustellen.«
»Es ist schwer, unser Gewerbe so zu beschreiben, dass es nicht beunruhigend klingt«, fügte Owen hinzu. Der erste vollständige Satz, den ich ihn sagen hörte. Geschäftliches schien ihm leichter über die Lippen zu gehen. Vielleicht wusste er einfach nicht, wie man mit Frauen sprach.
Dann erst begriff ich, was er gesagt hatte. Dass sein Gewerbe beunruhigend klang. Sexsklaverei, ich wusste es. Ich räusperte mich, damit meine Stimme nicht schwankte, und sagte: »Ah, welches Gewerbe betreiben Sie denn?«
Sie sahen
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