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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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Köpfchen gestreichelt und die Freude allein genossen. Er konnte unmöglich verstanden haben, was sie damals empfunden hatte. Sie verstand es selbst nicht.
    »Alden ist für ›Mary‹. Findest du das zu simpel?« Mattie lag da und stillte ihr einen Tag altes Kind.
    »Mach ihm die Freude. Wir werden ihr dann einen richtigen Namen geben«, lächelte Mamah.
    »Ihr beide seht wunderschön aus, wie ihr so daliegt. Sie sieht genauso aus wie du.« Sie verspürte einen Stich und machte sich daran, die kleinen Kleidchen zusammenzufalten, um nicht zu weinen.
    Mattie blickte auf. »Hast du Edwin wissen lassen, dass du wegfährst?«
    »Ich schicke ihm heute ein Telegramm.«
    Matties braune Augen betrachteten forschend Mamahs Gesicht. »Dann wirst du also am Montag abreisen.«
    »Am Montag.« Mamah holte tief Luft. »Ich bringe am Sonntag die Kinder. Wir wohnen diese eine Nacht in eurem Gästezimmer, wenn dir das recht ist.«
    »Ja.«
    »Ich denke, dass Edwin in zwei Tagen hier sein wird. Bist du dir sicher, dass dein Kindermädchen und Aldens Mutter zurechtkommen werden?«
    »Ja. Die Kinder sind kein Problem.«
    »Verzeih mir, dass ich meine Probleme in dein Haus getragen habe, besonders jetzt. Ich wollte dich in dieser Sache nicht zur Komplizin machen.«
    Matties Blick ruhte auf dem Baby, das an ihrer Brust lag. »Es gibt nicht ein Wort, das ich zu dir sagen könnte, das du nicht selbst schon gedacht hast, Mamah.« Sie lockte den Mund des Babys sachte mit ihrer Brustwarze, um es zum Saugen zu bringen. »Man kann die Sache gegen das Licht halten und hundert Facetten erkennen, und wie ich dich kenne, hast du hundertundeine gefunden.« Sie blickte auf. »Geh. Schau, ob du mit diesem Mann leben sollst. Und wenn er in zwei Monaten im Nachthemd immer noch so bezaubernd ist, wie du jetzt glaubst, dann komm zurück und bringe die Angelegenheit in Ordnung. Tue das Richtige gegenüber Edwin und den Kindern. Lass genügend Zeit verstreichen und bringe die Scheidung mit Anstand hinter dich.«
    Mamah beugte sich zu ihnen und küsste das Baby auf die Stirn, dann legte sie ihre Wange an Matties. »Sei gesegnet«, flüsterte sie.
    Am Sonntagmorgen ging Mamah die Mapleton Street hinunter zur Water Street. Im Union-Depot trat sie an den Schalter von Western Union.
    »Ihr Mann kommt«, sagte der Angestellte. Mamah stellte fest, dass er mit ihr sprach. »Am Mittwoch«, sagte er und händigte ihr frohgemut Edwins Telegramm aus.
    Zorn stieg in ihr auf. Wahrscheinlich war es unmöglich, die ankommenden Telegramme nicht zu lesen. Dennoch sollte der Inhalt privater Korrespondenz unangetastet bleiben. »Ich muss ein Telegramm verschicken.« Sie nahm ein Formular vom Schalter und füllte es aus. »Frank Lloyd Wright, Hotel Plaza, New York. ›Reise morgen ab. M . B . B .‹«
    Der Mann nahm das Formular entgegen und las den Text. Er nahm den Bleistift hinter seinem Ohr hervor und kratztesich damit am Kopf. Dann wandte er sich ihr zu, und die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick. »Gibt es eine Frage?«
    »Nein, Ma’am«, sagte er. Er wandte sich wieder dem Telegrafen zu.
    Ihre Ohren brannten, während sie wartete, um zu sehen, ob die Nachricht tatsächlich abgeschickt wurde. Der Mann begann, ihre Worte in den unwiederbringlichen Punkten und Strichen einzutippen.
    Als er fertig war, ging Mamah quer durch die Halle zum Eisenbahnschalter und kaufte sich eine Fahrkarte.
    Zurück in Matties Gästezimmer, schrieb sie einen Brief an Edwin und legte ihn in die Schreibtischschublade.
    »Papa kommt in dieser Woche«, sagte sie zu den Kindern, als sie sie fürs Zubettgehen bereitmachte.
    Martha hob die Arme, damit sie ihr das Nachthemd über den Kopf streifen konnte. »Ich will nach Hause«, jammerte sie.
    »Er wird mächtig staunen, wie groß du geworden bist, Martha. Und du auch, Johnny.« Mamah sprach langsam. »Und jetzt hört mir genau zu. Ich reise morgen nach Europa. Ihr werdet zwei Tage hier bei den Browns bleiben, bis Papa kommt. Ich mache ein wenig Ferien.«
    John brach in Tränen aus. »Ich dachte, wir wären in den Ferien.«
    Mamah wurde das Herz schwer. »Ferien ganz für mich allein«, sagte sie und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Louise und Papa und Tante Lizzie werden gut auf euch aufpassen, solange ich weg bin. Und Großmama ist gerade dort zu Besuch. Sie wird sich sehr freuen, euch wiederzusehen.«
    John klammerte sich jammernd an sie. Sie streichelte ihm über den Rücken und hielt ihn fest.

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