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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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zurückfahren.
    Sie konnte nur hoffen, dass Oscar Fine nicht vor ihr da war.
    ***
    Sie fuhr durch, ohne noch einmal anzuhalten, auch als sie in der Nähe von Albany feststellte, dass der Tank nur noch zu einem Viertel voll war. Aber das würde reichen.
    Sie fragte sich, wo Ethan gerade sein mochte. Nach dem miesen Spiel, das sie mit David getrieben hatte, konnte sie davon ausgehen, dass Ethan sich nicht bei seinem Daddy aufhielt. Wenn David nicht bereits verhaftet worden war, hatte er garantiert alle Hände voll damit zu tun, seine Lage mit einem Anwalt zu besprechen und sich die Presse vom Leib zu halten. Wenn er nicht sogar quer durch den Staat fuhr und verzweifelt versuchte, sie ausfindig zu machen.
    Ich wünschte, ich könnte ihm alles erklären.
    Was für ein schwachsinniger Gedanke. Um ein Haar hätte sie laut gelacht.
    Natürlich war das nicht möglich. Er würde ihr nie vergeben, selbst wenn sie die nächste Polizeiwache betrat, ihn entlastete und alles gestand. Was sie getan hatte, war unverzeihlich – danach konnte man nicht mehr von vorn anfangen. Er musste selbst sehen, wie er aus der Sache herauskam, so leid es ihr tat.
    Und bis er alles aufgeklärt hatte, würden Ethan und sie weit fort sein.
    Ethan war ihr Sohn. Er gehörte ihr, auch wenn sie sonst alles verloren hatte.
    Bestimmt war er bei ihren Schwiegereltern, jede Wette.
    Zuerst würde sie bei ihnen vorbeisehen.

48
    Am späten Nachmittag war Barry Duckworth auf dem Rückweg von Albany. Kurz vor Promise Falls läutete sein Handy.
    Zuletzt war er bei der Exxon-Tankstelle vorbeigefahren, wo der Fahrer von Lyall Kowalskis Ford Explorer – ob nun seine Frau Leanne oder wer auch immer – getankt hatte. Anhand der Quittung, die seine Kollegen im Wagen gefunden hatten, ließ sich immerhin feststellen, dass in bar bezahlt worden war; was sich logisch ins Bild fügte, da Lyall ihm erzählt hatte, dass ihre Kreditkarten gesperrt worden waren.
    In der Tankstelle hatte er ein Foto von Leanne herumgezeigt, doch keiner der Mitarbeiter konnte sich an sie erinnern. Was Barry Duckworth nicht sonderlich überraschte. An der Tankstelle herrschte Hochbetrieb; hier gingen täglich Hunderte von Kunden ein und aus; Gesichter, die von einer Sekunde auf die andere wieder vergessen waren. Auch die Uhrzeit auf der Quittung brachte ihn nicht weiter. Wie ihm mitgeteilt wurde, war das für die Überwachungskameras zuständige Computersystem defekt gewesen und erst ein paar Stunden zuvor wieder in Ordnung gebracht worden.
    Der Sicherheit halber legte er den Mitarbeitern der Tankstelle auch Fotos von Jan und David Harwood vor. Ebenso Fehlanzeige.
    Anschließend stieg er in seinen Wagen und fuhr zurück. Und dabei ließ er sich noch einmal alles in Ruhe durch den Kopf gehen.
    Von Anfang an hatte er David Harwood in Verdacht gehabt. Den Ehemann knöpfte man sich sowieso immer gleich als Erstes vor. Und seine Story stimmte hinten und vorn nicht; ein Widerspruch jagte den nächsten. Die Geschichte mit der Depression seiner Frau. Die Sache mit der Eintrittskarte, die nie gekauft worden war. Die Aussage von Ted Brehl, dem Besitzer des Ladens am Lake George. Und nach einem Motiv musste man auch nicht lange suchen: Schließlich hatte seine Frau erst kürzlich eine Lebensversicherung über 300 000 Dollar abgeschlossen; ein hübscher Batzen für jemanden, der bei einer Zeitung arbeitete, die, wie man hörte, einen Mitarbeiter nach dem anderen entließ.
    Es sah ganz danach aus, als hätte David Harwood seine Frau irgendwo oben am Lake George umgebracht. Fest stand jedenfalls, dass sie nach dem Ausflug von niemandem mehr gesehen worden war, mit Ausnahme des kleinen Ethan; nun ja, einem Vierjährigen konnte man alles Mögliche einreden. Dennoch zweifelte Barry Duckworth mittlerweile an seiner Ausgangstheorie. Und zwar, seit er David Harwood zu Leanne Kowalskis Leiche geführt hatte. Er erinnerte sich ganz genau, wie der Reporter reagiert hatte. Schließlich hatte er unmittelbar neben ihm gestanden.
    Und diese Reaktion hätte Duckworth in tausend Jahren nicht erwartet.
    Der Anblick der Leiche hatte Harwood kalt erwischt.
    Er war völlig perplex gewesen.
    Schock, Entsetzen, Grauen – all das ließ sich ohne weiteres vortäuschen. Kein großes Problem, so zu tun, als sei man am Boden zerstört. Eine Menge Leute konnten gut schauspielern. Barry Duckworth war lange genug bei der Polizei, um gewisse Tricks zu durchschauen.
    Aber warum war Harwood so verstört gewesen?
    Eine gute Sekunde

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