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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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hat. Ich werde ihnen sagen, dass sie mein Leben ruiniert haben, bevor ich endgültig Schluss mache.
    Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken.
    »Alles okay?«, fragte Dad.
    »Ja«, sagte ich.
    »Ist doch ein gutes Zeichen«, meinte er. »Dass wir sie nicht gefunden haben. Ich glaube, wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass sie sich nichts angetan hat.«
    Dad gab sich große Mühe, doch unsere Fahrt zur Brücke war nichts weiter als ein Schuss ins Blaue gewesen. Dass wir Jan nicht gefunden hatten, bedeutete lediglich, dass sie offenbar nicht dort gewesen war. Fest stand, dass wir nicht wussten, wo sie sich aufhielt, vorausgesetzt, dass sie noch lebte. Aber dass Dad nach einem Silberstreif am Horizont suchte, konnte ich ihm nicht verübeln.
    »Hmm«, sagte ich. »Ja, sieht so aus.« Jan hatte auch die große Brücke in Promise Falls erwähnt, doch dort hätte es mit Sicherheit Zeugen für einen Selbstmord gegeben. Die Polizei wäre im Nu informiert gewesen.
    Dad deutete nach vorn. »Hast du das gesehen? Verdammt noch mal, ist es so schwer, den Blinker zu setzen? Das darf doch nicht wahr sein!«
    Als ich nicht antwortete, schien Dad zu begreifen, dass ich Wichtigeres im Kopf hatte. »Hast du mal über meine Idee nachgedacht?«, fragte er schließlich. »Ob Jan vielleicht versucht, ihre Familie zu finden?«
    »Ja, habe ich.«
    »Hast du eine Ahnung, wie du Kontakt zu ihnen aufnehmen könntest? Deine Mutter hat gesagt, Jan würde nie über ihre Eltern reden. Weißt du überhaupt, wo sie leben?«
    »Ich glaube, ich könnte sie ausfindig machen«, sagte ich.
    »Ja? Und wie?«
    »Sie wohnen in Rochester«, erwiderte ich. »Ich kenne die Adresse.«
    »Hat Jan dir erzählt, wo sie leben?«
    »Nicht direkt.«
    »Tja, ich an deiner Stelle würde mal dort anrufen und fragen, ob sie sich bei ihnen gemeldet hat. Vielleicht ist Jan dort, die Fahrt nach Rochester dauert ja nicht lang.«
    Die Fahrt? Wir saßen in meinem Wagen, und Jans Auto stand bei uns zu Hause.
    »Drei, vier Stunden höchstens, oder?«
    »Knapp drei«, gab ich zurück.
    »Also, ich bin dafür, wir rufen dort mal an. Auch wenn’s ein Ferngespräch ist.«
    Womit Dad meilenweit über seinen Schatten gesprungen war. Es war ihm ein Gräuel, wenn von seinem Apparat Ferngespräche geführt wurden.
    Ich warf ihm einen Seitenblick zu. »Danke, Dad. Aber die legen wahrscheinlich sofort auf, wenn sie Jans Namen hören.«
    Er schüttelte den Kopf. »Was sind denn das für Eltern?«
    »Tja.«
    »Wir haben dich ja auch nicht gleich enterbt, nur weil du mal ein bisschen über die Stränge geschlagen hast.« Dad lächelte gezwungen. »Und du konntest einem manchmal ziemlich auf den Geist gehen.«
    »Glaube ich gern.«
    »Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen machen, gute wie schlechte.«
    »Ist das der Grund, warum du nie den Oberlehrer spielst?«
    Er lachte. »Klugscheißer.«
    Mittlerweile waren wir zurück in Promise Falls. Es war fast dunkel; die Straßenlaternen brannten bereits. Als wir um die Ecke bogen, beschlich mich ein dumpfes Angstgefühl. Plötzlich erwartete ich, Streifenwagen mit blinkenden Blaulichtern vor dem Haus zu sehen. Dann aber fiel mir ein Stein vom Herzen. Weit und breit war keine Polizei zu sehen.
    Meine Mutter stand in der Haustür und kam die Treppe herunter, als wir in die Einfahrt bogen. Sie blickte uns mit großen Augen an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte ich. »Wir haben Jan nicht gefunden.«
    »Sie … sie ist also nicht …«
    »Nein«, sagte ich. »Gibt’s was Neues? Hat sich die Polizei gemeldet?«
    Sie schüttelte den Kopf. Als wir das Haus betraten, hockte Ethan auf der dritten Stufe und setzte zum Sprung an.
    »Ethan, du weißt doch, dass …«
    Aber im selben Moment landete er auch schon auf dem Dielenboden. »Schaut mal!«, rief er, rannte die Treppe wieder hinauf und sprang gleich noch einmal.
    »Er ist nicht zu bändigen«, sagte Mom. »Wahrscheinlich hätte ich ihn keine Cola trinken lassen dürfen.«
    Wenn Ethan seine fünf Minuten hatte, waren für Mom stets irgendwelche Nahrungsmittel oder Getränke schuld. Obwohl das überhaupt keine Rolle spielte, soweit ich wusste.
    Ich gab ihr einen Kuss, ging in die Küche und kramte Detective Duckworths Visitenkarte mit seiner Handynummer hervor.
    »Duckworth.«
    »David Harwood«, sagte ich. »Ich wollte nur kurz fragen, ob Sie etwas herausgefunden haben.«
    »Tut mir leid«, sagte Duckworth. »Es gibt nichts Neues.« Er klang angespannt.
    »Aber die Suche

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