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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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geschrieben worden sein konnte. Die Schrift kam Tabori augenblicklich bekannt vor, über die willkürliche Mischung aus Klein- und Großbuchstaben hatteer sich während seiner Dienstzeit in Lepckes Notizen mehr als genug geärgert …
    Er blickte auf, weil Lisa Türen knallend aus ihrem Zimmer kam und mit schnellen Schritten die Treppe nach oben stürmte. Sie riss die Tür zum Gästezimmer auf, gleich darauf kam sie zurück, sie schien so sauer zu sein, wie Tabori sie lange nicht gesehen hatte.
    »Hier! Lies das!«
    Sie streckte ihm einen Zettel hin.
    »Rate mal, mit wem ich gerade eben noch in deinem Bett war?«, las Tabori halblaut. »Svenja?«, fragte er unnötigerweise nach, »hat sie dir das hingelegt?«
    »Natürlich, wer sonst? Und dann hat sie sich vom Acker gemacht, dieses hinterfotzige Biest, jedenfalls ist oben niemand.«
    »Und jetzt glaubst du allen Ernstes …?«
    »Na, was wohl? Was würdest du glauben?«
    Tabori musste lachen.
    »Hör auf, Lisa, das ist lächerlich! Man kann Lepcke bestimmt eine Menge nachsagen, vor allem was Frauen angeht, aber ganz bestimmt nicht, dass er mal eben mit der kleinen Kifferin hier bei uns zu Hause in dein Bett steigt! Vergiss es. Sie wollte dir eins auswischen, das ist alles.«
    »Aber wieso? Ich meine, was soll das?«
    »Ich fürchte, sie sind beide sauer auf uns. Wie auch immer sie darauf gekommen sind, aber auf jeden Fall sind sie überzeugt, dass wir gerade versuchen, sie reinzulegen. Hier, Lepcke hat nämlich auch eine Nachricht hinterlassen.«
    Er tippte auf die Kugelschreiber-Notiz auf der Rückseite des Fotos.
    »Ich hab ihn an der Brille erkannt«, las jetzt Lisa. »Wer versucht hier eigentlich wen zu verarschen?«
    Lisa drehte das Foto um und starrte lange auf das Bild.
    »Klasse 7 oder 8«, sagte Tabori. »Heinisch ist der Dicke in der Mitte.«
    »Schon klar, steht ja hinten drauf. Aber ich habe gerade über dich nachgedacht. Du sahst damals schon aus wie …«
    »Wie was?«
    »Vergiss es. Wo haben sie das Foto her?«
    Tabori nickte mit dem Kopf zur Wand hinüber.
    »Wahrscheinlich war ihnen einfach nur langweilig und sie haben sich die Bilder angeguckt. Und dann hat Lepcke … Keine Ahnung, aber das gehört genau zu den Sachen, die Lepcke zu dem außergewöhnlichen Kriminalisten machen, der er ist. Jeder andere wäre über dieses Foto auf einer Wand mit hunderten von Fotos einfach mit einem Schulterzucken hinweggegangen, aber Lepcke erkennt ausgerechnet Heinisch. Und was immer er sich jetzt zusammenreimt, es ist klar, dass er irritiert ist, muss er ja auch sein, ich habe nie irgendjemandem davon erzählt, dass ich Heinisch kenne oder kannte! Natürlich fühlt er sich hintergangen, und wenn Svenja dann auch noch ihren Senf dazugegeben hat, wittern sie jetzt den ganz großen Verrat. Ich schätze mal, nachdem sie diesen Artikel ausgegraben hat, von dem du erzählt hast, fühlt sie sich ohnehin wie diese Hackerin in den Stig Larsson Romanen, das passt doch perfekt zu ihr.«
    »Er ist dein Freund«, wendete Lisa ein. »Und er hätte dich einfach nur zu fragen brauchen, oder?«
    »Aber er weiß nicht, ob ich wirklich noch sein Freund bin, darum geht es. Und es ist nicht das erste Mal bei diesem verdammtenFall, dass er sich nicht sicher sein kann, auf welcher Seite ich eigentlich stehe.«
    »Dann ruf du ihn an.«
    »Ich fahre hin, ich glaube, das ist besser. – Aber komm, dein Vater wartet, lass uns erst noch den Espresso mit ihm trinken, wir haben es ihm versprochen. Und ich brauche ohnehin einen Espresso, und zwar dringend, also, was ist?«
    Lisa schüttelte den Kopf. »Geh du schon mal vor, ich dusche erst noch. Ich komme nach, wenn ich mich wieder halbwegs abgeregt habe. Aber Svenja kann sich auf was gefasst machen, wenn sie das nächste Mal wieder auftaucht, das schwöre ich dir.«
    »Du spinnst«, sagte Tabori noch mal. »Was ist los mit dir? Lass dich doch von ihrem blöden Spruch nicht völlig aus dem Konzept bringen!«
    Lisa biss sich auf die Unterlippe und zog sich mit einer fast kraftlos wirkenden Bewegung einen Stuhl heran. Eine Weile starrte sie auf die Tischplatte vor sich, bevor sie sagte: »Vielleicht hast du recht, vielleicht reagiere ich wirklich über. Es ist nur … ich finde, solche Witze stehen ihr nicht zu! Es gibt für alles Grenzen, und sie hat gerade eine übertreten. Verstehst du nicht? Es geht nicht darum, was sie geschrieben hat, sondern dass sie es geschrieben hat, um mir eins auszuwischen, und zwar deutlich unter der Gürtellinie,

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