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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ach, machen wir’s uns gemütlich, mit allem, was so dazugehört, ein gutes Essen, etwas Wein, etwas Felgenreiniger. « Und dabei hat er wahrscheinlich etwas zu viel davon erwischt. Jedenfalls stand er auf oder er wollte aufstehen, und in die Senkrechte muss er noch gekommen sein, aber dann gaben seine Beine unter ihm nach, aber komplett, denn nur mit der Sturzhöhe von etwa 1,80 Metern ist zu erklären, dass er mit seinem Kopf den stabilen gläsernen Couchtisch durchschlagen hat. Die Glasplatte zersplitterte an der Ecke in mehrere Teile, und eine der dabei entstehenden scharfen Kanten schälte ihm dabei großflächig die Kopfhaut vom Schädel.
    Ab hier wird die Reihenfolge schwerer nachzuvollziehen. Man kann davon ausgehen, dass er zunächst benommen, wenn nicht sogar bewusstlos war und dann wieder zu sich kam, blutüberströmt und völlig desorientiert. Denn anstelle einen Arzt zu rufen, rappelte er sich auf und versuchte, ins Badezimmer zu kommen. Das konnte man an den blutigen Handspuren an der Wand sehen. Dabei hatte er auf der Suche nach Halt praktisch sämtliche Kommoden und Regalflächen zwischen Hüft- und Schulterhöhe abgeräumt, weshalb die Wohnung auch aussah wie nach einer Hausdurchsuchung durch Vampir-Polizisten. Im Flur riss er ein Bild von der Wand, es fiel zu Boden, der Glasrahmen zersplitterte. Ins Bad hat er es dann immerhin geschafft, dort betrachtete er offenbar seine noch immer stark blutende Verletzung, vielleicht hat er sich nicht mal erkannt, von Selbstversorgung war in jedem Fall keine Spur zu sehen. Er wird wohl ächzend ein wenig vom Waschbecken zur Badewanne gewankt sein, schnaufend, ratlos, schockiert, einmal hat er nach dem Duschvorhang gegriffen, und wie in dieser berühmten Szene in Psycho ist der Vorhang dann abgerissen, tk, tk, tk, eine Öse nach der anderen, wir haben den Vorhang schließlich auf dem Boden gefunden, neben zahlreichen blutigen Handabdrücken, die bezeugten, wie er sich bemüht hatte, wieder hochzukommen. Tatsächlich hat der Mittdreißiger im Badezimmer vor allem jede Menge Blut verloren und verteilt, aber es sah nicht so aus, als ob er versucht oder es gar geschafft hätte, sich irgendwie notdürftig zu verarzten. Letzten Endes kam er dann zu dem nicht ganz unvernünftigen Schluss, dass er sich wohl besser wieder hinlegen sollte. Blutverlust ist anstrengend. Blutverlust macht müde und unkonzentriert.
    Also wankte er zurück ins Wohnzimmer, bemusterte auf dem Rückweg erneut die Wände mit blutigen Handabdrücken und brach dann wieder zusammen. Und ab da war er praktisch nicht mehr hochgekommen, was auch daran gelegen haben dürfte, dass er sich bei diesem zweiten Sturz in den Scherben am Boden das Knie zerlegt hatte. Als man ihn fand, war das komplette Kniegelenk noch immer so freigeschält, als hätte man es soeben für eine Operation vorbereitet. Zwei Tage lang kann er nur noch auf dem Sofa gelegen haben und zum Schluss nur auf dem Boden, was man wiederum daran merkte, dass die Flecken auf dem Sofa und auf dem Boden nicht mehr nur aus Blut bestanden, sondern mit jeder Menge Exkremente vermischt waren, schließlich hatte er mit der schweren Verletzung und der tiefen Bewusstlosigkeit auch die Kontrolle über die Körperfunktionen verloren. Letzten Endes war diese unappetitliche Mischung, die genau so roch, wie es sich liest, auch die Hauptursache für den Anruf der jungen Frau.
    Zum Telefon war ihr Lebensgefährte dann nicht mehr gekommen, vielleicht war ihm diese Lösung auch nicht eingefallen, im Delirium passieren die merkwürdigsten Dinge. Es ist möglich, dass er dann um Hilfe gerufen hat, gehört hat ihn jedenfalls niemand, nur eine Nachbarin erinnerte sich an ein dumpfes, ständiges Klopfen in der Nacht von Samstag auf Sonntag, das im Nachhinein wohl hätten Signale von der Art sein sollen, mit denen auch Verschüttete auf sich aufmerksam zu machen versuchen. Aber in einem Mietshaus mit Dutzenden von Parteien ist Aufmerksamkeit natürlich schwerer zu bekommen als in einem frisch eingestürzten Stollen. Die Nachbarin hatte angenommen, dass da wohl jemand seine Wohnung renovierte oder irgendetwas bastelte. Und oft klingt vom Empfangspunkt einer Nachbarwohnung aus ein regelmäßiges Klopfsignal auch einfach nur nach Technomusik. Vielleicht hätte er SOS klopfen sollen, dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz, aber wer weiß schon, ob eine Nachbarin Morsezeichen versteht? Und ob einem dieses Signal überhaupt noch einfällt, wenn einem dauernd die eigene

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