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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Arbeit schwer im Verzug, sei gerade mal vor drei Monaten eingestellt worden und habe sich bereits eine Woche Urlaub geben lassen, um auf Kreuzfahrt zu gehen. So hatte er, obwohl er am Boden zerstört war, nicht gewagt, sich schon wieder freizunehmen. Und dann fügte er arglos hinzu: »Ich wusste nicht, dass ihr mich sucht.« Calabrò meinte: »Da habe ich ihm gesagt, er solle sich so bald wie möglich im Kommissariat einfinden. Er meinte, er kommt morgen früh.«
    »Zum Geier, Calabrò, wir warten doch nicht, bis es dem gnädigen Herrn gerade in den Kram passt. Holt ihn her. Oder wollen wir warten, bis er abhaut?«
    Sein Gegenüber zuckte mit den Achseln: »Wenn er es gewesen wäre, wäre er längst abgehauen. Montagmorgen war er außerdem bei der Arbeit, das hat mir sein Chef bestätigt.«
    »Hat er die Stechuhr bedient?«
    »Ja, um Viertel nach zehn. Er sagt, er sei zum Tatzeitpunkt im Zug gewesen, der fährt um acht Uhr fünfunddreißig aus Rapallo ab, in Genua ist er dann umgestiegen.«
    »Wenn er mit dem Auto gefahren wäre, hätte er es zeitlich schaffen können.«
    »Wir werden überprüfen, ob ihn jemand im Zug gesehen hat.«
    Giampieri zog sich in sein Büro zurück und kontaktierte Venuti und die Serra. Er berichtete von Jacky, erfuhr im Gegenzug aber keine wichtigen Neuigkeiten. In Rapallo |80| sollten sie ruhig mit den Verhören und Überprüfungen fortfahren, dachte er. In der Zwischenzeit gab er in seinen Computer alle bisher gesammelten Informationen ein.
     
    Gegen drei kam er auf eine etwas unsaubere Idee, die er aber oft bei den Ermittlungen zum Einsatz brachte, und bisweilen mit gutem Ergebnis. Er wählte sich ins Internet ein, rief »Hotmail« auf und gab die E-Mail-Adresse ein, die Mantero angegeben hatte. Er probierte auf gut Glück ein paar Passwörter aus, unter anderem »Barbara« und »Babi«, aber das wäre wie ein Sechser im Lotto gewesen. Er klickte »Passwort vergessen?« an und las die Sicherheitsfrage. Viele Leute schrieben so blödes Zeug wie: »Wie heißt dein Sohn?« oder »Welches ist dein Lieblingsverein?«, ohne daran zu denken, dass etwaigen Hackern dadurch Tür und Tor geöffnet wurden, aber für die meisten User war es völlig undenkbar, dass sich irgendwer für ihre E-Mails interessieren könnte. Giulio Mantero gehörte nicht zu ihnen, die Frage, die er gewählt hatte, war ziemlich verzwickt, wenn auch nicht unlösbar: »Wie hieß Großmutter Erminias kleine Hündin?« Er versuchte es mit Laika, sowohl mit k wie mit c, dann mit Bianca, Bella, Kira, Lilli, Lassie, aber das war, als zielte man mit einer Kalaschnikow auf einen Stealth-Bomber, und bald war das Magazin leer: Beim neunten Fehlversuch blockierte das Sicherheitssystem den Zugang.
    Er wollte gewissenhaft sein und noch ein wenig zu Giulio Mantero recherchieren, fand sogar eine Homepage des Brokers, allerdings nichts Persönliches, nur Berufliches. Das Anfangsbild war ein vollbeladenes Containerschiff, daneben nur wenige Informationen zu den angebotenen Dienstleistungen, dann kam eine Zugangskontrolle für die Kunden, schwer zu knacken, das Passwort bestand aus Buchstaben und Zahlen. Im Innern der Site konnten die |81| Kunden wahrscheinlich den Kurs ihrer Papiere und den Stand etwaiger Transaktionen kontrollieren. Er wagte sich mit einigen Kombinationen vor, bis das Sicherheitsprogramm ihm mitteilte, dass er, falls er das Passwort vergessen habe, eine Mail schicken könne. Man werde dann Kontakt zu ihm aufnehmen. Schwer vorstellbar, dass Mantero alleine eine solche Website managt, dachte er. Auch schwer vorstellbar, dass Barbara es tat. Wahrscheinlich kümmerte sich eine Agentur darum, aber auf der Site gab es keinen entsprechenden Hinweis.
     
    Um Punkt vier rief erneut der Polizeichef an.
    Er hatte noch nie so viel Präsenz und Anteilnahme gezeigt. Wahrscheinlich stand seine Karriere mit diesem Fall am Scheideweg, und genauso wahrscheinlich war, dass er Giampieri die Sache nicht ganz zutraute. Seine Philosophie war, niemandem auf die Zehen zu treten, zumindest niemand Wichtigem, seine Verdienste herauszustreichen und seine Fehler zu vertuschen oder – falls dies nicht möglich war – die Verantwortung dafür auf andere abzuwälzen. Er achtete darauf, dass er in den richtigen Salons verkehrte, Freundschaften schloss und allen als ein Mensch von Anstand und Besonnenheit erschien.
    »Ingenieur, ich bin glücklich, dir mitteilen zu können, dass du dank einer gemeinsamen Kraftanstrengung, für die ich Botschafter

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