Kesseltreiben
Schnittges und hingen, jeder für sich, ihren Gedanken nach.
Schließlich brach van Appeldorn das Schweigen.
»Was für ein Mensch war Finkensieper, wenn man nach seiner Wohnung geht? Beschreib ihn mal.«
Schnittges spürte heißen Zorn in sich aufsteigen.
»Hatten wir das nicht schon vorgestern? Personenbeschreibung, Schnittges!«
Van Appeldorn hielt seinen Blick fest auf die Straße geheftet und biss die Zähne zusammen.
»Okay«, sagte er endlich, »was macht dich so sauer?«
»Dein Ton, Norbert«, blaffte Schnittges. »Wir wissen, dass du jetzt der Boss bist. Aber deshalb brauchst du uns nicht alle wie Anfänger zu behandeln. Wir sind nämlich keine.«
»Das weiß ich doch.« Van Appeldorn war blass geworden.
Schnittges wischte sich durchs Gesicht. »Entschuldige, es steht mir nicht zu, dich zu kritisieren. Vergiss es also.«
Van Appeldorn sagte nichts, setzte aber den Blinker und bog zum Rastplatz ab. Er dachte an Toppe.
Erst als er den Wagen geparkt und den Motor ausgeschaltet hatte, sprach er wieder. »Du musst dich nicht entschuldigen, Bernie. Lass uns einen Kaffee trinken gehen und über Finkensieper reden.«
Kurz nachdem sie die Autobahn verlassen hatten, ging ein Platzregen nieder, und als sie am Präsidium ankamen, war die Luft wie in einer Waschküche.
In Cox’ Büro warteten Penny, Ackermann und Toppe.
Cox hob fragend die Kaffeekanne, aber beide Männer winkten ab. »Wir haben unterwegs Kaffee getrunken«, sagte van Appeldorn. »Aber ein Wasser könnte nicht schaden.«
Toppe, der am offenen Fenster stand, hielt ihm eine Sprudelflasche hin. Heute trug er weder Jackett noch Krawatte, hatte die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt, und Penny stellte plötzlich fest, wie attraktiv er war.
Er grinste in die Runde. »Dann bringt mal meine kleinen grauen Zellen in Schwung.«
Van Appeldorn überließ es Schnittges, Finkensiepers Wohnung zu beschreiben, und legte die Aktenordner, die sie gefunden hatten, und das Fotoalbum auf den Schreibtisch. Dann setzte er sich, hörte Pennys Bericht zu und versuchte, Ackermann auszublenden, der ihr immer wieder ins Wort fiel.
»An Wehmeyers Idee mit der Verwechslung könnte etwas dran sein«, meinte Schnittges und starrte in die Ferne, wie er es oft tat. »Vielleicht galt der Anschlag tatsächlich jemand anderem.«
Cox ächzte vernehmlich und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Das hilft uns im Moment aber überhaupt nicht weiter.«
»Man kriegt diesen Kerl irgendwie nicht zu fassen«, murmelte van Appeldorn und schaute dann auf. »Bis jetzt haben wir jedenfalls keine Leiche bei ihm im Keller entdecken können.«
»Wir wissen aber, dass Finkensieper in letzter Zeit seinen Lebensrhythmus geändert hat«, meldete sich Penny zu Wort. »Er hat sich freigenommen, und das hat er vorher noch nie getan.«
»Ja, irgendwat muss vor zwei oder drei Wochen passiert sein«, ergänzte Ackermann. »Aber Wehmeyer wusste von nix.«
»Hatte Sebastian Finkensieper noch andere Freunde?«, wollte Cox wissen.
»Wehmeyer sagt nein.«
»An welchen Tagen genau hat er sich freigenommen?«, fragte Toppe.
Penny blätterte in ihren Notizen. »Am 5. April, das war Gründonnerstag, dann am 13., das war ein Freitag. Und dann am Sonntag, dem 15., hat er seinen Chef um eine Woche Urlaub gebeten.«
»Den er ganz offensichtlich in Kessel verbracht hat.«
Toppe zündete sich eine Zigarette an.
»Ja«, sagte van Appeldorn. »Laut van Beek hat er am 15. im Gasthof eingecheckt.«
»Und laut van Beek war Finkensieper in Kessel, um mit ein paar Bauern zu verhandeln. Was aber, laut Wehmeyer, gar nicht seine Aufgabe war.« Toppe neigte den Kopf. »Kann es sein, dass van Beek lügt? Wenn ja, warum? Oder hat Finkensieper ihm tatsächlich diese Geschichte erzählt?«
»Wenn ja, warum«, unterbrach Ackermann ihn. »Hat er sich dat als Ausrede ausgedacht, weil er verheimlichen wollte, wat er in Wirklichkeit in Kessel getrieben hat?«
»Wir sollten uns eine Liste seiner Handyanrufe besorgen«, sagte Schnittges. »Wir müssen unbedingt herausfinden, mit wem Finkensieper in den letzten drei Wochen telefoniert hat.«
Cox räusperte sich. »Mit Verlaub, das habe ich schon angeleiert. Aber ihr wisst ja, was diese Provider für Luschen sind. Ja, selbstverständlich machen sie uns sofort eine Auflistung, und dann dauert es Tage, wenn nicht Wochen. Aber ich bleibe am Ball.«
Penny überlegte. »Wenn es stimmt, was Wehmeyer uns über Finkensiepers
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