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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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dann Blättchen zusammengeklebt und einen riesigen Joint gedreht. Ich hatte totalen Schiss, aber ich hab das einfach überspielt. Ich habe nicht sehr tief inhaliert, aber mir wurde trotzdem schwummerig, und ich hatte Angst, was passieren würde. Aber alle waren ganz locker drauf, und dann fing Karen an zu kichern, und das war so komisch, dass ich auch lachen musste wie verrückt. Stefan wurde ziemlich sauer. »Was habt ihr blöden Hühner denn?« Da hat Karen mich hochgezogen und ins Badezimmer geschleppt. Wir konnten nicht mehr vor Lachen, sind auf den Boden gerutscht und mussten uns am Badewannenrand festhalten. Ich schwöre, ich habe vor lauter Lachen geheult, und Karen ging es auch nicht anders. Als wir uns endlich wieder eingekriegt hatten, war ich ganz schlapp. Wie wir dann ins Wohnzimmer zurückgekommen sind, hatten die Jungs schon das nächste Ofenrohr angezündet, und Kai hat mich angelächelt und neben sich auf die Matratze geklopft. Und dann hat er mich geküsst! Mit Zunge und allem, und es war total schön. Wir haben uns hingelegt, und er hat wieder so süß gelächelt und mein Gesicht gestreichelt, und dann hat er nur noch verträumt geguckt.
    Jetzt weiß ich gar nichts mehr. Sind wir jetzt zusammen? Oder hat er mich nur geküsst, weil er high war?
    Ich konnte dann auch nicht mehr länger bleiben, weil meine Eltern auf einer Feier waren und ich das Vieh versorgen musste.
    Ich habe meiner Mutter gebeichtet, dass ich verliebt bin, und sie war so toll, das hätte ich nie gedacht. Sie wollte alles hören, was ich über Kai weiß. Ich habe natürlich einiges weggelassen. Jetzt will sie ihn unbedingt kennenlernen, ich soll ihn für Sonntag einladen. Das kann ich aber nicht, weil wir ja gar nicht richtig miteinander gehen. Und ich glaube, ehrlich gesagt, auch nicht, dass Kai meine Eltern kennenlernen will, selbst wenn wir fest zusammen wären.
    Auf jeden Fall musste ich meine Mutter gar nicht lange fragen, sie kam von selbst drauf und sagte, wir müssten mir die Pille besorgen.
    Am Donnerstag habe ich einen Termin beim Frauenarzt. Ich war noch nie beim Frauenarzt, und ich habe ziemlichen Bammel davor. Meine Mutter ist da keine Hilfe, sie war selbst noch nicht beim Frauenarzt. Na ja, da muss ich wohl mal wieder alleine durch.
    Gott, wenn meine Eltern nicht wären … Ich will hier bloß noch weg.
    Aber dann denke ich auch immer, dass es eigentlich schön ist bei uns und dass ich mithelfen muss, dass es so bleibt. Dass man uns keine Kernkraftwerke vor die Nase setzt. Dass wir die Schöpfung erhalten müssen. Einer muss es doch tun! Wer denn, wenn nicht wir? Die alte Generation will doch bloß Geld machen.

Acht
    Ackermann lenkte seinen Wagen auf die Autobahn und entspannte sich.
    »Ich bin immer froh, wenn ich aus dem Großstadtgewusel raus bin.«
    Penny nickte. »Ich habe früher ein paar Jahre in London und Edinburgh gelebt. Damals hat es mir gefallen, aber mittlerweile fühle ich mich in einer Kleinstadt viel wohler.«
    »Hat wohl wat damit zu tun, wo man herkommt«, sinnierte Ackermann. »Wie groß is’ Worcester eigentlich?«
    »Ich denke, etwa so groß wie Kleve. Aber ich komme ursprünglich gar nicht aus Worcester. Geboren und aufgewachsen bin ich in Pershore, und das ist noch kleiner. Und du?«, fragte sie. »Bist du in Kranenburg geboren?«
    »Jawoll, un’ die meiste Zeit hab ich auch da gewohnt.«
    Und weil Penny ihm so freundlich zulächelte, erzählte er ihr von Guusje, seiner holländischen Frau, mit der er schon seit achtundzwanzig Jahren verheiratet war. »Die große Liebe, auch heut’ noch.« Von den drei Töchtern, die schon erwachsen waren, und wie sehr er sich Enkelkinder wünschte. »Mir fehlt dat Leben inne Bude.«
    »Dann sind deine Mädchen wohl alle schon aus dem Haus?«
    »Mehr oder weniger. Nadine und Jeanette studieren in Nimwegen. Nur Joke, unsere Jüngste, wohnt noch bei uns. Is’ ‘n Spätzünder, dat Kind, hat sich mit de Schule ‘n bissken schwergetan. Aber im Oktober geht se jetz’ auch studieren. Wat bestimmt nich’ leicht wird, die is’ nämlich ‘n Mamakind. Guusje kriegt jetz’ schon dat heulende Elend.«
    »Sind denn schon Schwiegersöhne in Sicht?«
    Ackermann lachte. »Hör mir bloß auf! Wat die bis jetz’ angeschleppt haben, kannste inner Pfeife rauchen. Wird wohl noch wat dauern mit den Enkelkindern.« Er schaute sie an. »Jetz’ erzähl mir aber lieber ma’ wat von dir.«
     
    Nur drei Kilometer hinter ihnen auf der Autobahn fuhren van Appeldorn und

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