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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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runtergewirtschaftet. Seine Frau hat schlimmes Rheuma, aber das kümmert ihn nicht weiter. Ständig lässt er sie mit dem Betrieb hier allein und geht lieber auf die Jagd. Küppers dahinten ist auch so einer. Der war mal ein guter Koch, und sein Landhaus florierte, aber dann hatte er nur noch seine Vereine im Kopf. Heute öffnet er das Restaurant nur noch in der Spargelsaison. Es ist mir ein Rätsel, wie er über die Runden kommt.«
    »Rente, wahrscheinlich.«
    »Hm, der neben Küppers ist übrigens der alte Schulrektor, Adolf Pitz. Der hat sich mal berufen gefühlt, bei uns im Theater Regie zu fuhren. Hat er aber bald wieder aufgegeben, war ja mit Arbeit verbunden. Seitdem mache ich das wieder. Seine Frau ist bei uns Kassenführerin. Die ist nett.«
    Ein weiterer Mann war hereingekommen und hatte sich zu den Thekenstehern gesellt. »Mach mal eine Runde Wacholder, Manni«, befahl er. »Geht auf mich.«
    Van Beek salutierte albern.
    »Und wer ist jener feine Herr?«, wollte Bernie wissen.
    Lettie schnaubte. »Oh, das ist Goossens, der Kaiser von Kessel. Dessen Wort war hier mal Gesetz, jeder Furz von dem wurde eingerahmt. Aber heute ist das nicht mehr so. Die Zeit hat ihn überholt, ihn und seinesgleichen. In den letzten Jahren sind viele junge Familien von außerhalb hergezogen. Für kleine Kinder ist es ja auch herrlich hier. So«, sie streckte die Arme aus und reckte sich, »genug gelästert.«
    Bernie schmunzelte. »Sag mal, kann man in dem Laden hier auch was essen?«
    »Kalte Frikadellen.« Letties Miene wurde finster.
    »Aber davon würde ich die Finger lassen. Du hast also Hunger. Ich hätte ja Lust auf einen Döner. Lass uns doch rüber zu Ahmed in die Imbissbude gehen. Dann kannst du mir auch erzählen, wie es mit euren Ermittlungen läuft. Falls du das darfst.«
    »Gern, und du sagst mir, was du bei den Grünen über die Kiespläne erfahren hast. Ach ja, ein Kollege lässt fragen, ob es im Dorf irgendwelches Kroppzeug gibt.«
    »Kroppzeug?«
    »Na, Verrückte, Bekloppte, Geisteskranke.«
    Lettie kicherte. »Jede Menge, wenn du mich fragst, nur ist es noch keinem von denen bescheinigt worden.«
    Van Beek sah, dass sie aufstanden, und winkte. »Die Getränke gehen aufs Haus«, rief er. »Als Willkommensgruß. Schönen Abend noch, Lettie.«

Elf
    Wir haben endlich die Bürgerinitiative »Stop Kalkar « gegründet und planen für den Herbst eine große Demo auf dem Marktplatz und am Brüter.
    Aus unserer WG ist nur Karen mit dabei, die anderen haben es nicht so mit Politik.
    Im Moment büffeln wir alle für unsere Abschlussprüfung. Nur Stefan nicht, der ist ja schon Geselle und hat eine gute Stelle als Koch in einem Hotel in Goch.
    Und Kai auch nicht, der hat nämlich im letzten Herbst seine Lehre geschmissen, er kam mit seinem Chef nicht klar. Darauf hin haben ihn seine Eltern rausgeworfen, was ihm aber nichts ausgemacht hat, weil er ja sowieso schon die meiste Zeit bei mir wohnte. Er meinte, dann wäre er ab jetzt eben Bauer und würde sich um den Hof kümmern. Na ja …
     
    Die Prüfung ist geschafft, wir haben alle bestanden. Der Chef hat mir nicht mal gratuliert, aber der hat mich ja schon seit Monaten wie Luft behandelt.
    Die anderen haben alle eine Stelle gefunden. Karen ist in ihrem Betrieb in Kempen übernommen worden. Ihre Eltern haben ihr einen alten Käfer gekauft, damit sie von Kessel aus zur Arbeit kommt. Volker hat eine Stelle in Geldern, er fährt jeden Tag mit dem Zug, für den Weg zum Bahnhof nimmt er mein altes Mofa. Er und Monika haben sich getrennt, und sie ist zu ihren Eltern zurück. Für sie ist ein alter Kumpel von Stefan eingezogen, Ronald, der ist schon vierundzwanzig und Künstler. Schweißt den ganzen Tag hinten in der Scheune irgendwelchen Schrott zusammen und sagt nicht viel. Na ja, wenigstens legt er jeden Monat Geld in die Gemeinschaftskasse, was bei Monika nicht immer der Fall war.
    Ich habe lange überlegt, aber ich werde mir keine Stelle suchen. Ich will den Hof erhalten, das wäre auch im Sinne meiner Eltern. Und der macht Arbeit genug. Ich habe den Nutzgarten vergrößert und baue jetzt auch Kartoffeln an. Ich finde es gut, wenn wir möglichst autark sind und nur wenig von anderen kaufen müssen. Dann habe ich mir das tolle Buch gekauft, von dem alle so schwärmen: › Das Leben auf dem Lande ‹ , und ab jetzt mache ich selbst Butter, Quark und Käse und backe Brot. Und wenn erst das Obst und die Beeren reif sind, koche ich nicht einfach nur ein, sondern mache auch Saft,

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