Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
der daraufhin zitternd an der Wand hinabrutschte. Ricardo beachtete ihn nicht weiter und wandte sich Lucia zu. Ihr Anblick zeriss ihm das Herz. Seine wunderschöne Lucia zitterte am ganzen Körper und wurde von Schluchzern geschüttelt. Er streckte die Hand nach ihr aus, da krächzte Albinus: „Nimm die Finger von meiner Schülerin. Sie kommt mit mir nach Hause.“ Ricardo fuhr wieder zu ihm herum und fauchte ihn mit gebleckten Zähnen an, was einen kollektiven Aufschrei im Raum zur Folge hatte. Als er gerade wieder nach dem Magier greifen wollte, stoppte ihn Sandros Stimme.
Der König befahl: „Lass ihn in Ruhe.“ Ricardo starrte ihn ungläubig an, aber Sandro wirkte völlig ernst. Er wandte sich an Albinus: „Ich muss mich für ihn entschuldigen. Er hat sich noch nicht ganz unter Kontrolle. Aber eure Schülerin hat ihm schon sehr geholfen. Ich hoffe ihr nehmt diesen Vorfall nicht zum Anlass, um sie von ihrer Aufgabe zu entbinden. Ich würde das wirklich sehr bedauern.“ Ricardo glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können, war Sandro verrückt geworden? Aber er konnte dem König nicht vor allen Höflingen widersprechen, das hätte den mühsamen Aufbau des neuen Königreiches Ketaria empfindlich geschadet, also biss er nur hart die Zähne aufeinander.
Albinus quälte sich auf die Füße und verneigte sich, wenn auch sichtlich mit Schwierigkeiten, vor dem König. Er sagte höflich: „Natürlich werde ich das nicht tun. Aber ich werde sie erst mal mit nach Hause nehmen. Damit sie sich von dem Schock erholen kann. Er hat sie eben doch sehr erschreckt.“ Das war doch wohl die Höhe, alles in ihm schrie danach dem Mistkerl auf der Stelle seinen verlogenen Hals herumzudrehen, aber Sandros strenger Blick hielt ihn zurück.
Der König erwiderte unbewegt: „Das ist sehr schade, ich hätte sie heute noch hier im Palast gebraucht. Aber als ihr Meister, habt ihr natürlich das Recht nach ihr zu rufen.“
Albinus setze ein Lächeln auf und antwortete: „Das war mir nicht bewusst Hoheit. Natürlich bleibt sie dann hier. Schickt sie mir einfach zurück, wenn die Aufgabe erledigt ist. Wir haben dann nämlich Wichtiges zu bereden.“ Ricardo warf ihm einen mörderischen Blick zu. Ehe die Situation eskalieren konnte, trat Julia an Sandros Seite und klatschte in die Hände.
Sie sagte streng: „Das war es Leute, verschwindet jetzt.“ Die Höflinge verzogen zwar unwillig die Gesichter, gehorchten aber. Die nächsten paar Stunden würden sie wohl wieder einmal über die unmögliche Königin lästern.
Als der Letzte weg war, ebenso wie Albinus, der zu seiner Befriedigung nach draußen gehumpelt war, seufzte Sandro: „Wo bleibt eigentlich dein politisches Geschick, mit dem du mir sonst so auf die Nerven gehst? Du kannst einem Meister der Gilde nicht einfach mit dem Tod drohen.“
Ricardo knurrte: „Er hat Lucia geschlagen und beschimpft.“
Sandro seufzte: „Das ist schlimm, aber es hilft ihr nicht, wenn du ausflippst. Wir werden sie von ihm wegholen, aber das muss gut geplant sein, oder sie wird dabei zu Schaden kommen.“ Julia war in der Zwischenzeit zu Lucia getreten und hatte ihr sanft den Arm um die Schultern gelegt.
Sie sagte leise: „Ihr zwei könnt euch ja um eure Strategie kümmern, ich übernehme unser armes Vögelchen.“ Ricardo versteifte sich und stand im nächsten Moment neben ihnen.
„Ich werde mich um Lucia kümmern", bestimmte er energisch.
Julia sah ihn streng an und erwiderte: „Ich weiß du liebst sie, aber im Moment ist sie bei jemand, der nicht vor Wut kocht, besser aufgehoben. Beruhige dich erst mal, ich bringe sie dir zu Beginn des Banketts zurück, lass ihr jetzt erst mal eine Pause.“ So ungern er es zugab, ein Blick in Lucias blasses Gesicht gab ihr Recht.
Widerstrebend gab er nach: „Also schön, aber wenn ich irgendetwas tun kann, dann rufst du mich sofort.“ Er wandte sich an Lucia: „Ruh dich aus, falls du mich brauchen solltest, ich bin die ganze Zeit erreichbar.“ Sie nickte ihm nur zu, klammerte sich dabei aber an Julias Arm fest, und sah ihn aus großen Augen an. Seufzend ließ er die Beiden gehen, er musste eindeutig noch an seiner Beherrschung arbeiten, sonst würde er sie immer wieder zu Tode erschrecken.
11.Kapitel
Einige Stunden später
Julia hatte sich, nach dem Vorfall, rührend um sie gekümmert. Dabei hatte sie ihr immer wieder versichert, dass Ricardo nur die Nerven verloren habe, und er nichts Dummes tun würde. Was Julia allerdings nicht verstanden hatte, war, dass
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