Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
sie aus dem Vorraum, den Korridor entlang, in eines der kleinen Aufenthaltszimmer gezogen.
Nun hatte er sie am Arm gepackt und knurrte: „Wo warst du heute Nacht?“
„Hier im Palast“, erwiderte sie respektvoll.
„Warum?“, forderte er. Lucia presste die Lippen hart aufeinander.
Sie erwiderte, jetzt schon leicht wütend: „Mit wem ich die Nächte verbringe hat euch doch noch nie interessiert.“
„Der Vampir?“, fragte er streng.
Sie fauchte: „Wenn ihr es genau wissen wollt, ja.“ Inzwischen kochte sie vor Zorn, was zumindest ihre Angst beiseite gefegt hatte. Er kontrollierte ohnehin fast ihr ganzes Leben, wieso zur Hölle mischte er sich jetzt auch noch in ihr Liebesleben? Zu ihrer Überraschung verschwand sein verkniffener Gesichtsausdruck und ein sattes Grinsen trat an dessen Stelle. Er ließ ihren Arm los und tätschelte ihr sacht die Hand.
Dann lobte er sie: „Das hast du gut gemacht mein Mädchen. Wirst du es wieder tun?“ Sie starrte ihn verwirrt an.
„Vermutlich, wieso?“
„Weil es dann Zeit wird, Forderungen zu stellen. Wenn du ihn das nächste Mal befriedigt hast, flüstere ihm doch ein paar kluge Dinge ins Ohr. Er soll bei seinem Freund dem König ein gutes Wort für mich einlegen. Ein Amt bei Hof wäre gut, oder eine Empfehlung für eine Beförderung in der Gilde.“ Lucia wurde übel, das durfte doch wohl nicht wahr sein.
In Ricardo brodelten Wut und Angst. Hatte er sich so täuschen können? Hatte Lucia ihm etwas vorgemacht, um ihrem Meister Vorteile zu verschaffen? Er war wie erstarrt, wenn nicht dieses furchtbare Reißen in seinem Herz gewesen wäre. In dem Moment erwiderte Lucia krächzend: „Das kann ich nicht.“
Der Magier schimpfte: „Was soll das heißen du dumme Gans? Du wirst doch wohl noch einen Blutsauger belügen können.“
„Redet nicht so von ihm“, schrie Lucia zurück. Ricardos Herz machte einen Satz, sie weigerte sich ihn zu benutzen, ja sie verteidigte ihn sogar. Aber seine Erleichterung währte nur kurz. Denn im nächsten Moment ertönte ein klatschendes Geräusch und Lucia schrie leise auf. Er fuhr herum, aber der Mauervorsprung versperrte ihm die Sicht.
Der Magier sagte eisig: „Du tust gefälligst was ich sage, oder du wirst es bereuen, du undankbare Schlampe.“ Das war zu viel, seine brennende Wut auf den Magier und das Bedürfnis Lucia zu beschützen schwemmten jeden Anflug von Vernunft weg. Er stürzte in den Raum. Der Anblick, der sich ihm dort bot, ließ ihn vor Wut fauchend die Zähne fletschen. Die makellose Haut von Lucias rechter Wange war knallrot angelaufen und Tränen schimmerten in ihren Augen. Der Magier war zu ihm herumgefahren und starre ihm entsetzt entgegen. Albinus war ein Mann um die sechzig. Aber nichts an seiner Erscheinung erinnerte an einen gütigen Großvater. Er war dürr, sein Gesicht hatte harte Linien und die blauen Augen waren eisig.
War er zuerst vor Ricardo zurückgewichen, straffte er sich jetzt, zauberte ein freundliches Lächeln auf seine schmalen Lippen und sagte respektvoll: „Werter Herr, vergebt mir meine Reaktion, ihr hattet mich erschreckt. Ihr seit bestimmt der Vampir, dem Lucia geholfen hat. Ich kann euch zu euren Fortschritten nur gratulieren. Ich bin erfreut, dass meine Schülerin euch helfen konnte.“
Ricardo knurrte: „Er erspart euch eure Lügen, ich habe euer Gespräch gehört.“ Jetzt wurde Albinus doch etwas blass.
Aber er sagte nur rasch: „Es tut mir leid, falls ihr einen falschen Eindruck gewonnen haben sollet. Ich war nur besorgt, dass sie euch oder den König verärgert haben könnte.“ Ein Blick in Lucias ängstliche Augen strafte Albinus Worte Lügen.
Ricardo war mit einer gleitenden Bewegung bei ihm, packte ihn und warf ihn hart gegen die Wand. Albinus schrie vor Schmerz auf. Am Rande hörte Ricardo wie Schritte sich dem Raum näherten, aber das war ihm egal. Er würde Lucia vor diesem Mistkerl beschützen. Er riss ihn wieder auf die Füße, presste ihn hart gegen die Wand und fauchte: „Wenn du sie noch ein einziges Mal anfassen, oder sonst irgendwie schlecht behandeln solltest, dann werde ich dich in Stücke reißen. Hast du das verstanden?“ Der Magier starrte ihn nur angsterfüllt an. Es war Lucias Schluchzen, das ihn aus seinem rot glühenden Zorn riss. Jetzt hörte er auch das Getuschel, das um ihn herum eingesetzt hatte. Ein Blick aus dem Augenwinkel zeigte ihm unzählige Höflinge und einige Diener, die in und vor dem Raum standen und ihn entsetzt anstarrten. Er ließ Albinus los,
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