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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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gerissener Fuchs«, lachte er und schlug mir auf die Schulter, als er aufstand, um sich die Flasche zurückzuholen. »Der Rektor hat also eine Tochter, eh? Ich hatte im Christ Church weniger Glück, da bekam ich nur alte Männer mit Hängebacken und sommersprossige Jünglinge zu sehen. Hast du deine italienische Magie bei ihr angewandt?«
    Ich lächelte, schaute jedoch zur Seite. »Ich mache mir nur Sorgen, weil sie glaubt, sie könnte in Gefahr sein, sonst nichts«, erklärte ich, ohne auf sein höhnisches Prusten zu achten. »Sie wollte es mir nicht sagen, aber ich glaube, es könnte mit dem Tod von Roger Mercer zusammenhängen, und wenn darüber hinaus eine Verbindung zwischen diesem Todesfall und dem katholischen Verschwörernest im Catherine Wheel besteht …«
    »Dann musst du bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit in dieser Schänke weitere Nachforschungen anstellen.« Sidney gab mir die Flasche, die jetzt merklich leichter geworden war, zurück. »Ich kann das nicht übernehmen, mein Gesicht ist zu bekannt. Genau so etwas verlangt Walsingham von dir, Bruno! Du könntest vorgeben, einer von ihnen zu sein, gewinne ihr Vertrauen, schleich dich bei ihnen ein. Du hast ein paar exzellente Trümpfe in der Hand, das muss ich schon sagen: die Bücher und die Worte aus der Heiligenlitanei, die der Junge nachgeplappert hat. Vielleicht treffen sie sich ja einfach nur, um eine Messe zu lesen, oder aber sie schmieden sogar mit der Unterstützung von Frankreich und Spanien ein Komplott gegen unsere Regierung. Finde so viel darüber hinaus, wie du kannst!«
    Ich nickte, obwohl mir die Vorstellung, Jenkes und die anderen rauen Burschen im Catherine Wheel an der Nase herumführen zu müssen, nicht behagte.

    »Und jetzt«, Sidney erhob sich und reckte seine langen Arme über dem Kopf, »habe auch ich Neuigkeiten für dich. Der Jagdhüter des Shotover Forest vermisst tatsächlich einen Jagdhund. Einen von fünf Irischen Wolfshunden, die er vor einer Woche für eine Jagdgesellschaft gemietet hatte – der Mann, dem er zugeteilt worden war, behauptete, der Hund habe sich vor einem Geräusch erschreckt und sei ihm davongelaufen. Offenbar haben sie den ganzen Wald nach dem Tier abgesucht, es aber nicht wiedergefunden.«
    »Hat der Jagdhüter denn ebenfalls den Namen des fraglichen Jägers genannt?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Das hat er allerdings.« Sidney lehnte sich gegen den Kaminsims. Er war sichtlich stolz darauf, so viele Informationen zusammengetragen zu haben. »Es war ein gewisser Master William Napper von Holywell Manor, Oxford. Gleichwohl wird jeder Jäger bestätigen, dass ein gut dressierter Wolfshund nicht einfach so wegläuft – diese Tiere sind disziplinierter als die meisten Soldaten Ihrer Majestät.«
    »Napper?« Ich hob überrascht den Kopf. »Das ist merkwürdig.«
    »Warum?«
    »Wegen deines neuen Freundes Gabriel Norris – ich glaube, er hat sein Pferd in den Ställen von Holywell Manor eingestellt. Heute Morgen habe ich gesehen, wie er dorthin unterwegs war.«
    Sidney legte nachdenklich den Kopf schief, und in diesem Moment fiel mir etwas auf, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Das muss ein Zufall sein. Diese Familie ist natürlich gut bekannt«, fuhr mein Freund fort, dabei trat er zum Fenster, um in den Hof hinauszublicken. »William Napper war schon immer das, was wir einen Kirchenpapisten nennen – er unterwirft sich den Regeln unserer Kirche und besucht wie jeder gute Bürger den Gottesdienst, obwohl jeder weiß, dass er im Herzen einem anderen Glauben anhängt. Sein jüngerer Bruder George freilich ist in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Er studierte in Reims
und ist zurzeit im Wood Street Counter in Cheapside inhaftiert. Eigenartig, dass der junge Norris Kontakt mit diesen Leuten pflegt! Ich nehme an, wir müssen ihn ebenfalls im Auge behalten.« Er drehte sich zu mir um. »Bruno, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Nur eine Sekunde, Philip.« Ich war zwar nicht übertrieben ordentlich, doch ich hatte die Bücher und Papiere auf dem Schreibtisch ganz sicher nicht in einem solchen Durcheinander zurückgelassen, wie ich es jetzt vorfand. Ich sprang vom Bett auf und hob ein paar Bogen an, um meinen Verdacht zu bestätigen, im Anschluss blätterte ich fieberhaft die restlichen Unterlagen durch: Jemand hatte meinen Schreibtisch durchsucht! Roger Mercers Almanach und all die Theorien, die ich im Zusammenhang mit seinem Tod schriftlich festgehalten hatte, waren

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