Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
vorbei – genau wie sie selbst. »Pass auf dich auf.«
Jesse küsste sie auf die Wange, und Kimber bemühte sich, das Klicken der Kameras zu ignorieren. Herrje, morgen kämen sie bestimmt wieder auf die Titelseiten sämtlicher Magazine. War eine Ehe wirklich schlecht für sein Image, seine Karriere? Dann war er ohne sie besser dran.
Kimber sah ihm nach, wie er zu seinem Wagen spurtete. Die Horde folgte ihm, Blitzlichter zuckten, Mädchen kreischten.
Eine unheimliche Stille folgte. Sie war allein mit Cal.
»Das ist ja wahnsinnig«, sagte sie, als die letzten Fans auf der Straße verschwanden.
»Das ist Showbusiness.«
»Wären diese ganzen Leute tatsächlich nicht mehr seine Fans, wenn wir heiraten würden?« Die Vorstellung war ihr unbegreiflich. Entweder mochte man Jesses Musik, oder man mochte sie nicht, fand sie jedenfalls.
»Sie haben es selbst gehört. Seine Fans sind hauptsächlich Frauen, die Jesse für den ultimativen Fang halten. Wenn Sie sich Jesse schnappen, stehen die Mädels im Regen. Möchten Sie direkt nach Hause?«, wechselte Cal das Thema.
»Ja.«
»Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen, um sicher zu sein, dass Sie niemand belästigt.«
Emotionslos. Rational. Cal war Business pur, immer. Genau das brauchte Jesse jetzt. Kimber hoffte inständig, dass er auf seinen Manager hören würde.
In Höhe des Parkplatzes schoss ein schnittiges schwarzes Maserati-Kabrio an ihnen vorbei und bog mit quietschenden Reifen auf die Straße. Dann war Jesse verschwunden. Wahrscheinlich für immer, und darüber war Kimber nicht wirklich traurig. Jeder von ihnen lebte sein eigenes Leben. Es war Jesses freie Entscheidung, was er mit seinem Leben machte.
20
Kimber kuschelte sich in die Laken, stopfte sich ihr Kissen unter den Kopf und versuchte, wieder einzuschlafen. Keine Chance. Das war auch kein Wunder. Ihr Leben war ein einziges Chaos – dagegen mutete eine spannende Seifenoper richtig harmlos an. Dreiecksbeziehung. Plötzliche Schwangerschaft. Irgendein durchgeknallter Stalker, der es auf sie abgesehen hatte .
Ihr fehlte echt Schlaf. Eigentlich war sie andauernd müde, ein Symptom für eine Schwangerschaft, das hatte sie mal irgendwo gehört. Sie seufzte. In ein paar Tagen hatte sie einen Termin bei ihrem Frauenarzt. Dann bekäme sie die Bestätigung, das errechnete Datum für die Geburt und Verhaltenstipps für die werdende Mutter. Danach wollte sie es ihrer Familie erzählen. Sie hatte jetzt schon Bammel vor der Reaktion ihrer beiden Brüder.
Sie wälzte sich auf dem Laken, schüttelte das Kissen aus, stopfte es sich abermals unter den Kopf. Es war genauso unbequem wie vorher.
Tock, tock, tock. Pause. Knirsch.
Was zum Henker war das? Die Geräusche waren ihr vollkommen fremd und schienen aus ihrem Wohnzimmer zu kommen. Es war zwar ihre erste Nacht nach der Rückkehr in ihr Apartment, Kimber wohnte jedoch lange genug in dem Komplex, um die gewohnte Geräuschkulisse unterscheiden zu können. Das hier passte nicht ins übliche Schema.
Die Leute über ihr hatten Kinder, die für gewöhnlich bis abends um elf herumtollten. Das frisch verheiratete Pärchen von nebenan hatte jede Nacht wenigstens einmal Sex – Kimber wusste direkt Bescheid, wenn das Bett rhythmisch gegen die Verbindungswand rumste. Aber das Geräusch hier … war befremdlich. Als versuchte jemand angestrengt, keinen Lärm zu machen.
Es hörte sich verdächtig so an, als versuchte jemand, ein Fenster ihres Apartments aufzustemmen.
Sie setzte sich leise im Bett auf und angelte auf dem Nachtschränkchen nach ihrem Handy, ihre Handfläche nass vom Angstschweiß. Mit der anderen Hand zog sie ihr T-Shirt über Bauch und Hüften. Dann schlich sie sich in den Flur, fest entschlossen, dem unheimlichen Geräusch nachzugehen. Plötzlich vernahm sie das schwache Ächzen des Holzparketts. Ein leichtes, behutsames Schlurfen, als bemühte sich jemand, möglichst leise zu sein. Ja, es waren zweifellos Schritte.
Auf nackten Füßen wirbelte sie herum und verbarrikadierte sich in ihrem Kleiderschrank. Dann wählte sie 911 und flüsterte hastig ihre Adresse. Die Dame in der Telefonzentrale bat sie, in der Leitung zu bleiben, und stellte sie zu einem Polizeibeamten durch.
Die Schritte kamen näher. Demnach war das Warten auf die Polizei keine Option. Sie würde sich selbst verteidigen müssen.
Schlagartig war sie heilfroh, dass ihre Brüder ihr jede Menge Tricks zur Selbstverteidigung beigebracht und sie überdies zu allen möglichen Karatewettkämpfen
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