KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
eines Mords geworden. Entweder hat sie Angst um ihren Bruder, oder sie versucht, ihn zu beschützen. Damit muss man erst mal klarkommen. Ist doch logisch, dass sie nervös ist.«
Schwachsinn. Sicher, sie hatte Angst, und sie war auf der Hut, aber da steckte mehr dahinter. In dem Punkt irrte er sich nicht. Er hatte sie berührt. Er hatte ihre Anspannung gespürt und ihren Kummer und Schmerz in ihren Augen gesehen.
»Nein, ich deute gar nichts falsch, Donovan.«
Donovan seufzte. »Das Problem ist doch Folgendes: Wenn sie überfallen worden ist, aber nie Anzeige erstattet hat, dann hat sie es wahrscheinlich niemandem erzählt. Nicht einmal ihren engsten Freunden. Leider gibt es bei Verbrechen gegen Frauen sehr oft keine Anzeige.«
Garrett fluchte, denn er wusste, dass Donovan recht hatte. Falls Sarah etwas zugestoßen war, dann war die Wahrscheinlichkeit groß, dass die einzige Person, die davon wusste … sie selbst war. Und das Schwein, das sie angegriffen hatte.
»Verflucht noch mal«, schimpfte Garrett. »Das ist vielleicht kompliziert.«
»Ich suche weiter. Sobald ich was finde, rufe ich dich an.«
»Danke, Mann. Wie geht es Sophie? Hast du mit Rachel gesprochen?«
Donovan kicherte. »War ja klar, dass du dich nach den beiden erkundigen würdest.«
Garrett knurrte. »Ich habe es vor meiner Abreise nicht mehr geschafft, bei Rachel vorbeizuschauen. Ich will bloß wissen, ob alles in Ordnung ist. Ich mache mir Sorgen um sie. Und Sophie? Die hat ausgesehen, als wäre sie im vierzehnten Monat schwanger.«
»Du bist über die Freisprechanlage zu hören.«
Garrett zuckte zusammen. »So eine Scheiße. Sie hat aber nichts mitbekommen, oder?«
»Sie hat soeben zu weinen angefangen, und Sam hat gedroht, dir den Arsch aufzureißen.«
»Sie weint?« Oh Mann, er musste ihr Schokolade schicken. Viel Schokolade. Schwangere waren völlig unzurechnungsfähig.
»War nur ein Scherz«, sagte Donovan lachend.
»Arschloch.«
»Rachel geht es gut. Sie ruft mindestens einmal pro Tag an und erkundigt sich nach dir.«
Garrett wurde ganz warm ums Herz. Er vergötterte Rachel buchstäblich. Schon immer. Bei dem Gedanken, dass sie sich Sorgen um ihn machte, wurde er ganz sentimental.
»Und Sophie ist wieder ein wenig ruhiger geworden, sehr zu meiner und Sams Erleichterung. Heute lag sie den ganzen Tag auf der Couch, während Sam sie von hinten und vorne umsorgt hat. Sie ist erschöpft, und ich glaube, wenn sie nicht bald entbindet, dreht Sam endgültig durch. Er hat schon angekündigt, den Arzt windelweich zu prügeln, wenn der nicht bald die Geburt einleitet.«
Sosehr Garrett seine Schwägerin und seine ganze Familie liebte, im Moment war er heilfroh, weit weg von Sam zu sein. Wenn es um Sophie ging, war der Mann ohnehin empfindlich, und bis Frau und Kind die Geburt gesund überstanden hatten, würde Sam ein einziges Nervenbündel bleiben.
»Wie geht es Dad? Lässt der es wenigstens langsam angehen?«
Donovan lachte. »Mom und Rusty treiben ihn in den Wahnsinn. Mindestens zweimal am Tag ruft er hier an und fleht, einer von uns solle ihn retten. Sie lassen ihn nicht essen, was ihm schmeckt, und sie passen auf, dass er sich nicht überarbeitet.«
Garrett grinste bei der Vorstellung, wie sein kräftiger Vater von den beiden Frauen herumkommandiert wurde. So lief es normalerweise immer bei den Kellys. Wenn Marlene Kelly sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, kannte sie kein Erbarmen. Dann nahm sie ihren Mann und ihre sechs Söhne eisern an die Kandare, und jeder Widerstand war zwecklos.
Seit Dads Herzinfarkt vor einigen Monaten hielt sie ihn an der ganz kurzen Leine und regierte zu Hause mit eiserner Hand.
»Was ist mit Beavis und Butt-Head? Sind sie immer noch auf streng geheimer Mission im Dienst von Vater Staat?«
»Äh, die beiden, tja.«
Schlagartig schlugen bei Garrett sämtliche Alarmglocken an. Seine jüngsten Brüder waren noch aktive Soldaten, und er machte sich ständig Sorgen um sie. »Oh nein, was ist los?«
»Nichts Schlimmes«, beruhigte Donovan ihn. »Gestern hat Joe Sam angerufen. Er und Nathan wollen sich nicht weiter verpflichten und haben angefragt, ob sie bei KGI unterkommen können.«
»Gott sei Dank.« Erleichtert atmete Garrett aus. Die Arbeit bei KGI war bestimmt kein Spaziergang, und es gab reichlich gefährliche Aufträge. Aber ihm war es lieber, alle seine Brüder in der Nähe zu haben, wo er sich um ihre Sicherheit kümmern konnte.
»Ja, das hat Sam auch gesagt. In einer Woche rücken
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