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Killer-Camping

Killer-Camping

Titel: Killer-Camping Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Wald zu erreichen. Er begann gleich hinter dem Restaurant. Die Sonne war gewandert. Wenn sie mal durch das Dach der Bäume ihre Strahlen schickte, so schuf sie helle Lichtinseln im Dämmer des Waldes. Sie zeichnete die Kreise und Figuren auf das Moos, manchmal regelrecht blendend, dann wieder als sanfter Schleier.
    Die Luft hier zwischen den Bäumen war mit der auf dem Wasser nicht zu vergleichen. Feucht, drückend, irgendwie belastend für den menschlichen Körper, schwül…
    Judd schwitzte schneller als ich, obwohl ich wieder meine Jacke übergestreift hatte. »Was ist das nur, John? Ist das normal?«
    Ich lachte leiser. »Jedenfalls spüre ich nichts von deiner erwähnten Kälte.«
    »Hast recht, aber sie ist da.«
    »Du mußt die Atmosphäre schnuppern«, erwiderte er leise. »Nur so kannst du es feststellen.«
    Wir hatten einen schmalen Pfad erreicht. Er führte in Windungen höher. Strauchwerk flankierte ihn. Es füllte die Lücken zwischen den Baumstämmen.
    Auf einer kleinen Lichtung blieben wir stehen. Wäre der Blick frei gewesen, hätten wir den Campingplatz sehen können, so hörten wir nur die Stimmen der Urlauber, die gedämpft zu uns hochklangen.
    »Schau dich mal um und genau hin«, flüsterte Judd mir zu. »Siehst du etwas?«
    Ich tat ihm den Gefallen. »Was sollte ich denn sehen?«
    »Die Schleier.«
    »Wie bitte?«
    Er legte mir eine Hand auf die Schulter und deutete mit der anderen nach vorn. »Die Schleier zwischen den Bäumen. Sie… sie hängen dort fest wie dünne Tücher.«
    »Ja?«
    »Klar doch.« Er selbst ging vor und bewegte seine Hand zwischen Strauch und Baumstamm hin und her. Dabei sah ich auch etwas blitzen und mußte ihm recht geben. Es waren tatsächlich feine Fäden, die auch Spinnen gezogen haben konnten.
    »Na, habe ich recht?«
    »Stimmt. Nur sehe ich daran nichts Ungewöhnliches.«
    »Noch nicht«, sagte er leise. »Du mußt herkommen und horchen, dann wirst du feststellen, daß sie singen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Was sollen sie? Singen?«
    »Ja, zum Henker, ja. Die singen. Die haben eine Botschaft. Hier kannst du sehr deutlich erleben und bekommst es sogar bewiesen, daß die Natur nicht tot ist, sondern lebt. Du mußt nur deine Ohren auf Lauschposition stellen.«
    Er hatte dermaßen überzeugend gesprochen, daß ich seinen Rat befolgte und mich neben ihn stellte. Ich drehte auch den Kopf so wie er, sah seinen erwartungsvollen Blick und hörte es in der Tat. Diese kleinen Spinnweben gaben Geräusche ab. Zu vergleichen mit dünnen Gummifäden, die gespannt wurden und einen Moment später wieder in ihre alte Position huschten.
    »Na?«
    »Du hast recht.«
    Er lachte leise. »Sag' ich doch. Und jetzt erzähl du mir, wo das herkommen könnte.«
    »Keine Ahnung.«
    »Weißt du was, John? Ich habe allmählich das Gefühl, in einem verzauberten Wald zu stehen. Da kannst du grinsen oder lachen, aber es ist so. Dieser Wald ist nicht mehr normal, er ist verzaubert. Hier sind möglicherweise Urkräfte freigeworden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht will uns die Natur ein Zeichen geben, daß wir sie nicht weiter zerstören.« Er wechselte das Thema. »Hast du eigentlich von dem Mord gehört, der hier im Wald geschehen ist?«
    »Gerüchteweise.«
    »Es stimmt, John, hier ist jemand ermordet worden. Ein junger Camper. Man hat ihn auf verdammt miese Art und Weise umgebracht.«
    »Kennt man den Killer?«
    »Ja.« Er blickte mich ernst an. »Man spricht davon, daß es ein Baum gewesen ist!«
    »Ein… Baum?«
    »Der stürzte um und begrub ihn unter sich. Das ist nicht alles. Die Zweige bewegten sich plötzlich und erwürgten ihn. Die legten sich wie Henkerschlingen um seinen Hals. Jetzt hören wir das Singen. Der Baum ist auch nicht grundlos umgefallen. Dahinter steckt Methode, sage ich dir. Irgend etwas geht hier vor, der Wald ist mir schon seit Tagen nicht mehr geheuer.«
    »Aber wir wollten Kenny suchen.«
    »Richtig, Kenny. Ein Muster an Zuverlässigkeit. Daß wir ihn nicht finden, macht mich nachdenklich und stutzig. Ich werde einfach die Idee nicht los, daß ihm etwas passiert ist.« Bei diesen Worten schaute er sich um, als könnte ihm der Wald eine Antwort geben. Der aber schwieg sich aus.
    »Sollen wir weitergehen?« fragte ich Judd.
    »Wäre nicht schlecht. Komm.« Er ging wieder vor. Diesmal geduckt und auch gespannt, als wartete er darauf, daß etwas passierte. Wir näherten uns dem dichten Teil des Waldes. Hier standen die Büsche manchmal wie

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