Killers: Roman (German Edition)
nicht verkneifen. » Beweist es mir.«
Orson nickte Luther zu, der zum Kofferraum des Lexus ging.
» Schlüssel«, rief er Orson zu.
Langsam fischte Orson einen Schlüsselbund aus seiner Hose und warf ihn Luther zu. Der fing ihn und steckte seine Waffe wieder ein. Kork ging zu ihm, hielt die Knarre aber noch immer auf Orson gerichtet, der mit gesenkten Armen einfach dastand.
Luther öffnete den Kofferraum.
» Piss die Wand an«, staunte Kork.
Er sah einen Mann, einen völlig nackten Mann, der in Klarsichtfolie eingepackt war. Nur sein Kopf lugte hervor. Zwischen seinen Lippen steckte ein Knebel. Er war alt, ungefähr fünfzig, weiß und ziemlich behaart. Seine grünen Augen waren vor Furcht weit aufgerissen.
» Glaubst du, dass die Krähen schon genug haben?«, fragte Luther und zuckte mit dem Mund.
Kork senkte seine Pistole. Er überlegte, wie unwahrscheinlich es wohl war, dass er mitten in Indiana auf zwei Gleichgesinnte stoßen könnte. Dann erinnerte er sich, dass laut FBI in den USA bis zu fünfhundert Serienmörder lebten. Also standen die Chancen vielleicht gar nicht so schlecht, wie er anfangs geglaubt hatte.
Luther ging um den Wagen Richtung Maisfeld, schritt zur hinteren Beifahrertür des Lexus und öffnete sie. Er suchte einen Augenblick lang nach etwas und kehrte dann wieder zum Kofferraum zurück.
» Willst du mitmachen, Kork?«, fragte Luther.
Kork starrte auf den Mann mit den aufgerissenen Augen. Es schien ganz so, als ob er noch unversehrt war– einmal abgesehen davon, dass man ihn in Klarsichtfolie eingepackt hatte.
Frisches, unberührtes Fleisch.
» Kork?«
» Klar. Klar doch! Wollt ihr hier und jetzt mit ihm spielen?«
» Kommt auf Luther an. Ich weiß, dass es ihn in den Fingern juckt, seitdem wir Winston in Gary aufgelesen haben.« Orson wandte sich an Luther. » Luther, bist du dir sicher, dass Kork mitmachen soll?«
Luther starrte Charles an. Seine Augen glichen zwei schwarzen Löchern.
» Solange er keinen Ton von sich gibt und sich nicht einmischt, ehe wir ihn dazu einladen.«
» Charles?«, fragte Orson Kork. » Passt dir das in den Kram?«
Kork hatte schon viele Leute umgebracht– allein. Aber diejenigen, die ihm am meisten Spaß gemacht haben, an die er sich am besten erinnern konnte, hatte er zusammen mit seiner Schwester Alex ermordet. Orson hatte vollkommen richtig gelegen, als er behauptete, dass Charles nicht gerne teilte. Aber mit dem Abschlachten von Menschen war das etwas anderes. Teilen erhöhte den Nervenkitzel.
» Als ihr angehalten habt, um mir zu helfen, habt ihr vorgehabt, mich neben ihn zu legen, stimmt’s?«, vermutete Charles.
» Nun, das hatten wir in Erwägung gezogen, ja«, entgegnete Orson. » Wir pflücken so ziemlich alles, was uns in den Weg kommt. Und was hat es mit dem Leichnam im Maisfeld auf sich?«
» Lötlampe gegen Hure.«
» Ich habe mir schon gedacht, dass hier irgendwo gegrillt wurde. Also, willst du mitmachen?«
» Einhundertprozentig!«
Luther schien abgelenkt. Er kniete auf der hinteren Stoßstange und lehnte sich über den vor Angst bebenden Menschen in der Klarsichtfolie. Er starrte ihm mit brutaler, rachsüchtiger Intensität in die Augen.
» Was du mit meiner Familie angestellt hast«, flüsterte Luther, » mit meiner Schwester…« Er holte etwas aus seiner Tasche. » …wirst du mit tausendmal mehr Schmerz bezahlen, als du aushalten kannst.«
» Was hat er vor?«, wollte Kork wissen.
» Ach, warte es nur ab«, entgegnete Orson.
Luthers Gesicht war jetzt nur noch wenige Zentimeter von dem seines Gegenübers entfernt. » Du hast meine Schwester umgebracht, nicht wahr?«
Der Mann schüttelte wie wild mit dem Kopf.
» Nein? Willst du es etwa leugnen?«
Wildes Nicken.
» Damit hast du dir gerade eine noch schlimmere Bestrafung eingehandelt.«
Jetzt zeigte Luther dem Mann das Ding, das er gerade aus seiner Tasche gezogen hatte– ein kleiner Zylinder aus Metall mit sechs winzigen Klingen an einem Ende.
» Das hier ist ein künstlicher Blutegel. Althergebracht. Ist dazu da, Löcher in die Haut zu machen.«
Orson legte eine Hand auf Luthers Schulter. » Aber nicht im Kofferraum.«
» Dann hilf mir, ihn… Winston… da rauszuholen«, forderte Luther ihn auf.
Die beiden hoben den eingewickelten Mann an, der eine am Kopf, der andere an den Füßen. Charles half ihnen und schnappte sich einen Arm unter der wild hin und her schwingenden Hüfte des Mannes. Er schrie und schrie und schrie unter seinem Knebel, und Kork
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