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Kinderstation

Kinderstation

Titel: Kinderstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Mädchen regte und er das Zittern ihrer Lider sah, das erste Anzeichen des Erwachens.
    Als sie die Augen aufschlug, saß er neben ihr und rauchte eine Zigarette. Er lächelte sie freundlich an, nickte ihr zu und hatte den Gesichtsausdruck eines erfolgreichen Lausejungen.
    »Guten Tag, Renate –«, sagte er höflich. »Wie geht es dir –?«
    »Auch das noch«, sagte Renate Vosshardt. »Mir bleibt auch wirklich nichts erspart –«
    Sie deckte die Hände über ihre Brust und schloß wieder die Augen.
    »Hast du wenigstens einen Schnaps an Bord, du Nilpferd?«
    »Nein«, antwortete er, verwirrt über ihre Reaktion. Er hatte erwartet, daß sie sofort aufsprang und energisch verlangte, das Segelboot wieder verlassen zu können. Statt dessen streckte sie sich auf den sonnenheißen Planken aus, schloß die Augen, legte bloß – als einzige Abwehr – ihre Hände über ihre nackten Brüste und sprach mit ihm, als seien sie vor einer Stunde gemeinsam auf den See hinausgesegelt, als sei kein halbes Jahr der endgültigen Trennung zwischen ihnen gewesen.
    »Dachte ich mir. Du hast nie die Begabung eines Playboys gehabt. Ein zünftiger Junggeselle mit einem Segelboot auf dem Wörthersee hat für alle Fälle – wie etwa diesen jetzt – eine wohlsortierte Bar an Bord.«
    »Ich werde es mir merken.« Dr. Julius setzte sich auf die Bordwand. »Ich werde nächstens mit einer ganzen Butike herumsegeln. Vielleicht schaffe ich es doch noch, ein Spielknabe zu werden.«
    »Das möchte ich sehen.« Renate Vosshardt lächelte, drehte sich auf den Bauch und sah in das blaue, in der Sonne schillernde Wasser. »Nachdem wir uns also auf diese für dich typische Art wiedergetroffen haben –«
    »Verzeihung, aber mir scheint, daß du nicht aufgepaßt hast.«
    »Ich habe mich in meinem Boot gesonnt, das darf ich doch wohl noch? Bekanntlich werden die Kleinen immer von den Großen gerammt. Du hast mich einfach überfahren.«
    »Ich habe geschlafen.«
    »Auch nichts Neues!«
    Beleidigt wandte sich Dr. Julius ab und ging nach hinten zum Ruder. Es hat sich nichts geändert, dachte er wütend. Sie greift wieder an. Sie hat die gleiche schnoddrige Art behalten, die ich nie an ihr bemerkt habe, bis sie plötzlich nach der dummen Eifersucht wegen dieser Lisa Heintel zum Ausbruch kam.
    »Ich bringe dich zum Ufer zurück. Wo wohnst du?«
    »Im Hotel ›Wurgl‹. Es hat einen eigenen Bootsplatz. Und mein Kahn?«
    »Den nehmen wir in Schlepp.«
    »Wie denn? Er schwimmt fünfzig Meter von uns entfernt wie ein toter Walfisch davon …«
    Dr. Julius kam zu Renate zurück und sah hinaus auf den See. Der bemooste Kiel des Bootes schaukelte träge in der Sonne.
    »Wir fahren ran und seilen ihn an.«
    »Bitte! Ahoi, Kapitän!«
    Dr. Julius fand das dumm und wieder unangebracht. Sie will mich unbedingt ärgern, dachte er. Sie will mich aus der Ruhe bringen. Aber nicht den Bernd Julius, meine Beste. Ich lasse mich nicht provozieren.
    Er band das Segel los, drehte vor dem Wind und ließ das Boot durch das aufspritzende Wasser rauschen. Renate band sich ihr Bikini-Oberteil wieder um und klammerte sich an einigen blinkenden Haken fest. »Bist du verrückt?« schrie sie. »Sollen wir auch umkippen?«
    »Kapitän, ahoi!« rief Dr. Julius zurück. Er lachte, seine Haare wehten im Zugwind, sein weißes Hemd blähte sich. Er sah groß und stark aus, sportlich und kühn, aber im Innern hatte er große Mühe, seine eigene Kühnheit zu ertragen. Er war kein geübter Segler, er war ein blutiger Anfänger, und er ahnte Schreckliches, wenn zum Beispiel das Segel aus seiner Hand riß und herumschlug. Dann mußte das Boot einen Salto schlagen, so dachte er sich das.
    Renate stemmte die schönen Beine gegen die Bordwand. Das gekenterte Ruderboot kam schnell näher, sie rauschten direkt darauf zu.
    »Willst du es in Grund und Boden fahren?« schrie sie. »Dreh ab, Bernd! Halt an!«
    Dr. Julius vollzog ein Wendemanöver wie ein alter Routinier. Er war selbst verblüfft, wie es ihm gelang, daß das Boot sich nicht neigte und unterging, daß es brav auf dem Wasser blieb und nicht zum Flugzeug wurde. Er fuhr eine weite Kurve um das gekenterte Ruderboot und raffte dann das Segel. Sie standen. Mit dem Unterarm wischte sich Julius den Schweiß von der Stirn und aus dem Gesicht. Renate Vosshardt gab ihre Klammerhaltung auf.
    »Seit wann kannst du segeln?« fragte sie etwas kleinlaut.
    »Ich habe viele verborgene Talente.« Julius zog Hose und Hemd aus und sprang ins Wasser. Mit

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