Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
nicken und so zu tun, als würde ich seiner Rede folgen. Ich hörte ein paar Sätze wie »Ich weiß, dass Sie sehr an Ihrer Katze hängen« und »Wir alle wissen, dass Norton etwas ganz Besonderes ist, also werden wir alles tun, was in unserer Macht steht«, aber im Grunde war ich völlig unfähig, irgendetwas aufzunehmen.
Turetsky wusste offensichtlich, wie erschüttert ich war, denn irgendwann sagte er: »Ich denke, mit der richtigen Behandlung kommt Norton in Ordnung. Aber sollte es jemals so weit kommen, gibt es mittlerweile sogar eine neue Operation, eine Nierentransplantation für Katzen.«
Das gab mir Mut. Ich kannte Leute, die Nierentransplantationen bekommen hatten und noch zwanzig, dreißig Jahre oder sogar noch länger gelebt hatten.
»Dazu wäre ich auf jeden Fall bereit«, sagte ich.
Turetsky wollte gerade sagen, das sei nicht nötig, es sei viel zu früh, um auch nur darüber nachzudenken, aber Janis unterbrach ihn. »Nein«, erklärte sie ihm, »er meint nicht, er würde in die Operation für Norton einwilligen, er will sagen, er würde Norton seine Niere spenden.«
Der Doktor nickte anerkennend (obwohl ich mir sicher bin, dass er sich diese Sache insgeheim merkte, um sie bei etlichen Martinis auf dem nächsten Tierarztkongress zum Besten zu geben) und erklärte dann, ohne sich das Lachen verbeißen zu müssen, das sei ein sehr nettes Angebot, und eine so enge Bindung zwischen Mensch und Katze sehe man selten, die Wahrheit sei jedoch, dass meine Niere ein bisschen zu groß sei für Norton. Die Sache funktioniere folgendermaßen, sagte er – und ich muss zugeben, selbst in meinem plötzlichen Trauerzustand fand ich das extrem cool –, dass sie für Nierentransplantationen bei Katzen eine gesunde, aber herrenlose Katze nahmen, ihr eine Niere entnahmen und diese der kranken Katze einsetzten. Die einzige Bedingung war, dass der Besitzer der kranken Katze danach die Spenderkatze adoptierte und ihr ein gutes Zuhause bot. Ich dachte, das sei mehr als fair, und er sagte, die meisten Transplantationsforschungen würden in Kalifornien gemacht, und er würde mir weitere Informationen besorgen. Dann sah er Janis an, lächelte leicht und sagte: »Woher wussten Sie, dass er es so meinte? Mit der Niere?«
»Weil ich ihn kenne«, sagte sie. »Sie müssen begreifen, er würde seine sämtlichen Gliedmaßen für diese Katze opfern.«
»Ja«, sagte er. »Ich habe sie beide lange genug behandelt, und ich denke, das wird wohl so sein. Und nicht nur das. Ich verstehe es.«
Einer der Gründe, warum ich Turetsky so sehr mag, ist der, dass er es, glaube ich, sogar guthieß.
Nachdem wir nun also die erste Hürde überwunden hatten und mir klar wurde, dass ich alle meine Organe behalten durfte, begann er genau zu erklären, was ich tun musste.
Als Erstes zeigte er mir eine dreißig Zentimeter lange Plastiktüte mit einer farblosen Flüssigkeit. Ich erinnere mich, dass er irgendetwas darüber sagte, Norton würde einmal pro Woche oder einmal alle zwei Wochen eine Injektion brauchen, je nachdem, wie die Krankheit verlief. Dadurch sollte er ausreichend hydriert sein, sodass seine Niere nicht übermäßig arbeiten musste. Und ich erinnere mich definitiv, dass er etwas sagte wie »Ich werde Ihnen zeigen, wie einfach das geht.« Und dann hängte Turetsky, während Norton noch auf dem Behandlungstisch saß, den Beutel oben an einen Haken, ein ganzes Stück über der Katze, schloss eine Art Schlauch an die Unterseite an und griff sich eine Schachtel, in der, wie ich sah, lauter Spritzen lagen. Er zog eine kleine Plastikkappe von einer der Nadeln ab, sodass die Spitze zu sehen war. Dann setzte er die Nadel in das Schlauchende ein – und stach sie in meine kleine Katze.
»Es ist keine richtige Spritze«, sagte er. »Sie müssen keine Vene finden. Es ist nur eine subkutane Infusion. Sie muss nur die Haut durchstechen, egal an welcher Stelle. Dann lassen Sie sie drin, bis er hundert Milliliter Flüssigkeit intus hat.«
Meine Augen weiteten sich, als ich die klare Flüssigkeit in Norton hineinsickern und sich in Richtung seiner Hinterbeine in seinem Körper sammeln sah. Als Turetsky meinte, er habe genug, zog er die Nadel heraus, und ich starrte Norton an, der offensichtlich unbeeindruckt war, aber aussah, als hätte er eine Orange verschluckt – unzerteilt. Er hatte eine dicke, runde Beule, die unter der Haut herumschwappte.
»Das ist die Flüssigkeit«, sagte Turetsky und berührte die wabbelige Beule. »Es ist nur eine
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