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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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gesammelt, bereitete er ein Hexengebräu, das auf unerklärliche Weise auch die gewünschten wertvollen Substanzen enthielt. Er und Luton zelebrierten das Trinken dieser scharfen Brühe wie einen heiligen Akt, fest daran glaubend, es würde Evelyn heilen und Fogarty davor bewahren, angesteckt zu werden - und das Wunder wirkte. Nach dem Fleischverzehr, um die Muskeln zu stärken, und der Brühe, die den Blutkreislauf und das Schutzsystem des Körpers neu belebte, kam der Tag, an dem Luton seinem Diener das Bein hinstrecken konnte, damit der Ire seinen Finger ins nackte Fleisch bohrte. Zur
    Freude beider Männer erwies sich das Fleisch als fest und elastisch; es blieb nicht länger ein Abdruck als rauhes Zeichen des Todes, es spannte sich erneut und nahm die frische rote Farbe der Gesundheit an.
    Trotzdem blieb Fogarty dabei, weiter im Boden nach Wurzeln herumzusuchen, bis zu dem Frühlingstag, an dem Luton sagte: »Fogarty, ich glaube, es ist soweit. Wir sind jetzt beide kräftig genug, die Berge in Angriff zu nehmen.« Das Boot wurde beladen, das Schreckenslager abgebrochen, an den beiden rauhen Gräbern von Harry und Trevor ein letzter Gruß gesprochen, dann setzten die beiden Männer, ihre Beinmuskeln gestärkt, die Reise den Peel River hinauf wieder fort - wie zuvor ein Abwechseln von Staken und Schieben.
    Hier gab es keine Stromschnellen, die es im eisigen Wasser zu durchwaten galt, und nach einer Zeit kamen sie an eine Stelle, an der sich der Peel teilte, ein Nebenfluß nach Westen abging, der andere nach Süden. Im Lager, das sie für die Nacht aufschlugen, überlegten sie, welchem Kurs zu folgen war. Noch einmal wurden die Karten hervorgeholt, als könnten sie nicht jedes Detail längst auswendig aus dem Kopf aufzeichnen. Schließlich richtete sich Luton auf, nahm die Karten, breitete sie auf dem Boden aus, legte als Gewicht einen schweren Stein darauf, stellte fest: »Sie haben uns gute Dienste geleistet, aber jetzt sind wir schlauer« und ließ sie unbeachtet liegen. Dann fügte er hinzu: »Ich fürchte, wir nehmen Kurs auf Amerika, wenn wir uns Richtung Westen halten. Wir steuern nach Süden.« Ihr Kompaß zeigte beständig Südsüdwest, bis sie ein in westlicher Richtung fließendes Gewässer schnitten.
    Luton und Fogarry kämpften sich mit ihrem Halbboot die restlichen Meilen den Peel aufwärts und kamen schließlich in das Hochland, wo der letzte Nebenfluß nur noch so wenig Wasser heranführte, daß sich kein Gefährt mehr auf ihm halten konnte. Sie mußten sich von der »Sweet Afton« trennen; als ganzes Boot hatte es ihnen auf dem Mackenzie brav gedient, und wenn sie das halbe Boot durch die besseren kanadischen Flüsse und diese in der richtigen Reihenfolge gesteuert hätten, hätte es sie längst auf den Goldfeldern abgesetzt. Sie waren ein wenig traurig, daß sie es auf den Strand gesetzt, am Fuß der Berge, die es jetzt zu überwinden galt, aufgeben mußten, und Lord Luton meinte anerkennend: »Gutes Boot, gut gebaut. Dein Fehler war es nicht.«
    Nach einem Salut machten er und Fogarty sich auf, die Rockies zu erklimmen.
    Zwei Tage lang versuchten sie angestrengt, eine angenehme Methode auszuklügeln, mit der sich ihre gesamte Habe auf dem Rücken tragen ließ, wobei durch Packen und Umpacken der Ausrüstung viele erfindungsreiche Strategien erprobt wurden. Nachdem sich zahlreiche, zunächst vielversprechende Lösungen als untauglich erwiesen hatten, fand jeder für sich die Anordnung, die für ihn am besten war. Als Fogarty seine Last hochwuchtete und den Druck auf den Schultern zu spüren bekam, sagte er zu Luton: »Jedes Packpferd, das ich in meinem Leben für seine Faulheit schlecht behandelt habe, rächt sich nun und lacht sich tot über mich.«
    Sie teilten ihre Sachen in vier ordentlich verschnürte Bündel ein: zwei über vierzig Pfund schwere Rucksäcke, für jeden einen, und zwei bedeutend kleinere Tornister, die sie in die Hand nahmen oder unter den Arm klemmten. Bei der Zuteilung der Rucksäcke achtete Lord Luton peinlich darauf, daß ihm der schwerere der beiden aufgebürdet wurde, und es war immer er, der am zügigsten ausschritt, wenn sie morgens losmarschierten. Doch Fogarty, der hinterdreinzottelte, hielt ein wachsames Auge auf ihn; irgendwann im Laufe des Tages legte er dann eine Pause ein, in der er heimlich die Rucksäcke vertauschte und sich die schwerere Last auflud, und so näherten sie sich dem Höhenzug. Luton hatte natürlich schnell begriffen, was sein
    Wildhüter da

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