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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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    Unser Verkehrszentrum meldet: In Spaichingen läuft der Verkehr über die Hauptstraße nur stockend. Die neue Ampelanlage auf Höhe der Alten Halle ist ausgefallen, der Rückstau reicht in der einen Richtung bis Aldingen und in der anderen bis Balgheim. Außerdem sind im Stadtgebiet alle Parkplätze belegt.
    Und hier kommt ein Musikwunsch von Hörer Walter aus Neuhausen. Er ist mit seinem Lkw unterwegs auf der A81 und grüßt seine Kollegen von der Baufirma mit ›Perfect Blue Buildings‹ von den Counting Crows.
     
    Verena und Thorben hatten es nur mit Mühe geschafft, sich durch die Massen der schwarz gekleideten Trauergäste bis in die Aussegnungshalle hindurchzuzwängen. Wieder und wieder hatte die Kommissarin ihren Dienstausweis gezückt, um sich zwischen den plaudernden Menschen einen Weg zu bahnen. Spannung lag in der Luft, und obwohl die Trauergäste nur tuschelten, hatte es beinahe den Anschein, als würden sie ein fröhliches Fest besuchen. Hier und da war leises Lachen zu hören, der neueste Tratsch wurde ausgetauscht und natürlich wollte jeder mehr und andere Details zum Tod des Bürgermeisters wissen als der andere.
    Die Kommissare stellten sich ganz hinten an die Wand – freie Sitzplätze waren in der Kapelle keine mehr zu bekommen. Verena verstaute den Dienstausweis in ihrer Daunenjacke. Verstohlen blickte Thorben Fischer zu ihr hinüber, als der frische Duft ihres Deodorants ihm in die Nase stieg.
    Sie hat schöne Haare, dachte er und rief sich gleich darauf zur Räson. Himmel – das ist meine Chefin!
    Verena stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, die Hinterköpfe der Trauergemeinde Namen und Gesichtern zuzuordnen. In der ersten Reihe hatten die Witwe, Jens-Uwe Engel nebst Gattin und eine Reihe ihr unbekannter Herren und Damen mit grauen Haaren Platz genommen. Verena entdeckte Bärbel, die inmitten der Trauernden saß, und sich wieder und wieder mit einem längst zerfledderten Taschentuch über das Gesicht wischte. Sie sah Gemeinderäte, den rasenden Mike und Heidi Hafen.
    »Ach du Scheiße«, zischte sie, ein wenig zu laut. Zwei alte Trauerdohlen wandten sich um und blickten die Kommissarin missbilligend an.
    »Wir haben den Hafen vergessen!«
    Thorben Fischer wurde blass um die Nase. »Aber ich dachte, wir hätten ihn …«
    »Entlassen? Nein, verdammt, der sitzt immer noch.« Verenas Wangen leuchteten. Was Fischer sexy fand. Am liebsten hätte er sie geküsst. Oder wenigstens gestreichelt.
    »Dann muss er wohl weiter sitzen, wir lassen ihn nachher laufen«, flüsterte er und legte Verena beruhigend eine Hand auf die Schulter. Der rote Stoff ihrer Daunenjacke knisterte leise, wurde aber im selben Moment vom Einsetzen der Musik übertönt. Schumanns Wiegenlied schwoll aus den Lautsprechern. Thorben ließ seine Hand, wo sie war. Hinter Verena und Fischer öffnete sich die Doppeltür. Pater Pius, gekleidet in eine frisch gesteifte schwarze Kutte, betrat mit langsamen Schritten die Kapelle. Hinter ihm wurde der Sarg von den vier Männern der freiwilligen Feuerwehr Spaichingen hereingeschoben. An den blauen Uniformen hatten sie schwarze Armbinden angebracht.
    Die Blumen auf dem Sarg wippten sachte mit den Köpfen, als der Sarg durch den Mittelgang gerollt wurde. Die Trauergäste standen auf und wandten sich um. Verena starrte direkt in das vom Weinen aufgequollene Gesicht von Bärbel. Stumm nickte sie ihr zu, doch die Wirtin versteckte ihre Augen hinter einem Taschentuch.
    Als wäre dieser Gang viele Male geprobt worden, bugsierten die Floriansjünger in ihren frisch gereinigten, dunkelblauen Uniformen den Sarg nach vorne, brachten ihn in Position und verneigten sich mit den letzten Tönen des – wie Thorben fand – abscheulichen Liedes. Pater Pius trat an den Altar, den Rücken der Gemeinde zugewandt. Einige Momente lang herrschte absolute Stille in der Halle. Dann wandte der Pater sich um und bedeutete mit einem Kopfnicken, dass die Trauergäste sich setzen konnten. Scharren. Gemurmel. Wieder Stille.
    Verena sah, dass es Pius schwerfiel, zu sprechen. Lange, fast zu lange, sah er schweigend erst die Witwe, dann den Sarg, dann wieder die Witwe an. Schließlich räusperte er sich, griff nach dem Holzkreuz, das über seiner Brust baumelte, und begann zu reden. Mit leiser Stimme erst, doch dann wurde seine Rede flüssiger. Lauter. Und tröstlicher.
    Verena machte

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