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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gelegter Wachhund, der aufmerksam jeden musterte, der sich dem Haus seines Herrn näherte.
    Jenseits der Bucht konnte man deutlich das Band der Stadtmauer erkennen. Hunderte rote und braune Häuserdächer ragten über die Mauern. Über allem jedoch erhoben sich die Kuppeln der Sophienkirche und des kaiserlichen Palastes, fast wie zwei Äpfel, die halb aus einer riesigen
Obstschale herausragten. Der Falkner schmunzelte. Was für ein unsinniges Bild. Er wandte sich an seinen Gastgeber, einen fülligen Genuesen in mittleren Jahren. »Ein wirklich schönes Haus habt Ihr hier.«
    »Nur leider liegt es auf der falschen Seite der Bucht.« Der Mann wischte sich über die schweißglänzende Stirn. »Wenn diese verfluchten Venezianer nicht wären! Sie haben drüben auf der anderen Seite ein ganzes Viertel. Und wir müssen unsere Stapelhäuser hier in Galata errichten. Alles, womit wir handeln wollen, muss über die Bucht geschafft werden.« Er schnaubte verächtlich. »Das macht noch einmal zusätzliche Kosten. Dabei haben es die Venezianer beileibe schon gut genug! Wusstet Ihr, dass sie auf keine ihrer Waren Zölle zahlen müssen? Hier in Konstantinopel nicht und auch nirgends sonst im byzantinischen Reich! Aber lasst uns in den Schatten gehen. Es ist nicht gut, in der Sonne zu stehen und sich zu ärgern. Mögt Ihr etwas trinken? Gestern habe ich eine Ladung vorzüglichen kretischen Wein erhalten.«
    »Ein Becher mit frischer Milch wäre mir lieber.« Lupo spürte, wie ihn sein Gastgeber mit einem Blick bedachte, als habe er nach etwas Unanständigem verlangt. Ein Becher Milch, das war dem mächtigen Handelsherrn Tommaso Moroni vermutlich zu bäurisch.
    »Aus dem Brief, den mir der Kapitän Eures Schiffes übergab, geht hervor, dass Ihr ein Vertrauter des Papstes Alexander seid.« Der Kaufmann bedachte den Falkner mit einem fragenden Blick.
    »Ein Diener des Papstes wäre wohl treffender. Ich bin hierhergekommen, weil ich drei Männer suche.«
    Tommaso ließ sich auf einem schweren Eichenstuhl nieder,
der in einem schattigen Winkel der Terrasse stand, und faltete die Hände über seinem reich bestickten Wams. »Drei Männer …« Er hatte jetzt einen sehr geschäftsmäßigen Ton angeschlagen. »In dem Brief steht, dass der Magistrat von Genua wünscht, dass ich Euch nach besten Kräften unterstütze. Aber drei Männer in Konstantinopel zu finden … Da müsste ich schon etwas mehr wissen.«
    »Es sind drei staufische Ritter, die noch nicht sehr lange in der Stadt sein können.«
    Der Kaufmann lächelte. »Das hört sich doch schon besser an. Es gibt nicht so viele Gasthäuser, in denen drei Ritter abgestiegen sein könnten. Wenn sie nicht Gäste in einem Privathaus sind, wird es mich höchstens zwei bis drei Tage kosten, um herauszufinden, wo sie stecken.«
    »Wenn wir sie gefunden haben, werde ich Euch vielleicht um einen weiteren Dienst bitten müssen, der Euch ein wenig mehr Mühen abverlangt …«
    Der Kaufmann zwinkerte Lupo verschwörerisch zu, als hätte er schon verstanden. »In wenigen Tagen findet ein großes Rennen im Hippodrom statt. Vorher gibt es immer Streitereien in den Straßen. Manchmal geht sogar ein Haus in Flammen auf. Wenn in dieser Zeit drei Fremde verschwinden sollten, dann wird dies niemand ungewöhnlich finden.«
     
    Ludwig stand im Schatten der Tür des Gasthofs und schaute Heinrich und Anno nach. Die beiden gingen wieder zu den Quartieren der Söldner. Der Sennberger hatte schon immer Spaß daran gehabt, sich in Übungskämpfen hervorzutun, aber dass Heinrich jedes Mal mitging … Ludwig zuckte mit den Schultern. Sein bärtiger Freund musste wissen, was gut für ihn war. Konstantinopel bekam Heinrich ganz offensichtlich
nicht. Wenn er daran dachte, was für einen Auftrag ihm Heinrich heute Morgen gegeben hatte …
    Seine beiden Gefährten waren jetzt fast aus Ludwigs Gesichtsfeld verschwunden. Er musste den Hals recken, um sie noch sehen zu können. Aufmerksam musterte der Ritter die Straße vor dem Gasthaus und die Gasse, in der seine Kameraden verschwunden waren. Leise zählte er bis zehn, dann trat er aus dem Schatten der Tür und folgte ihnen ohne Hast. Auf Heinrichs Wunsch hatte er sich wie ein orientalischer Tagelöhner verkleidet. Er trug Sandalen, ein schmutzig braunes, knielanges Gewand und ein Tuch, das er sorgsam um den Kopf geschlungen hatte, um die langen Haare zu verbergen. Nicht einmal seine Stiefschwester hätte ihn so wiedererkannt!
    Er beeilte sich, um bei dem Gedränge auf den

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