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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Knurren vernehmen.
    »Jolfur! Hinter uns.« Der Warnruf kam von e i nem Getreuen am Ende der Gruppe. Jolfur wandte den Kopf und fand seine schlimmste Befürchtung best ä tigt. Auch hinter ihnen kauerte eine der riesigen schwarzen Bestien auf dem Hohlweg.
    Sie saßen in der Falle.
     
    ***
     
    Als Sandra am Dienstagmorgen erwachte, fühlte sie sich so frisch und ausgeruht wie schon lange nicht mehr. Die Kopfschmerzen waren fort, die depressive Stimmung der vergangenen Tage war wie weggebl a sen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie früh dran war. Die Stadtbücherei würde erst in einer Stunde öffnen. Sie hatte also noch genügend Zeit, um ausgi e big zu duschen und zu frühstücken.
    Schwungvoll schlug sie die Decke zurück, schwang sich aus dem Bett und zog die Jalousien hoch. Draußen niese l te es, aber das tat ihrer guten Laune keinen A b bruch. Leise vor sich hin summend, ging sie in die K ü che, setzte sich einen Kaffee auf und schaltete das Radio ein.
    »… verschwand die Maschine mit mehr als ei n hundertfünfzig Insassen plötzlich von den Rada r schirmen. Rettungskräfte sind auf dem Weg zur U n glücksstelle, um …« Sandra war schon auf dem Weg zur Dusche, als sie die Nachricht hörte.
    Ivana.
    »Nein!« Instinktiv griff sie nach der Tischkante, um sich festzuhalten. Ihre Knie waren weich, ihr Herz raste, und ihre Hände zitterten. Sie hatte die Meldung nur zur Hälfte mitbekommen, zweifelte aber nicht einen Augenblick daran, dass Ivana in der verunglüc k ten M a schine gesessen hatte.
    Und ich habe sie nicht gewarnt.
    Der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Irgendwie gelangte sie ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch fallen ließ.
    Ich bin schuld an ihrem Tod.
    Die Worte setzten sich in ihr fest. Sandra ve r suchte an etwas anderes zu denken. Doch es lief immer auf das Gleiche hinaus:
    Ich bin schuld.
    Wieder und wieder kreisten die Worte durch ihre Gedanken. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie kon n te nicht einmal weinen.
    Fast hätte sie darüber das Klingeln des Telefons ü berhört. Sandra musste nicht auf das Display scha u en. Sie wusste, dass es Manon war. Vermutlich hatte sie es auch gerade im Radio gehört.
    »Ja?« Ihre Stimme klang spröde, als sie sich me l dete. Sie musste nicht hinhören, sie wusste auch so, was Manon sagen würde.
    »Sandra? Sandra, was ist denn los?«, tönte M a nons Stimme aus dem Lautsprecher. »Sag doch was!«
    »Manon?« Sandra flüsterte fast.
    »Ja?«
    »Hast du schon die Nachrichten gehört?«
    »Ja, hab ich.«
    Manons Gelassenheit machte Sandra stutzig. »Das … das Flugzeug«, presste sie mühsam hervor.
    »Welches? Das in Guatemala abgestürzt ist?«, fragte Manon. »Was ist damit?«
    »Guatemala?«, hakte Sandra nach.
    »Ja. Was dachtest du denn? Es ist heute Morgen i r gendwo über dem Dschungel abgestürzt. Mehr weiß man noch nicht.«
    »Aber Ivana …?«
    »Ivana? Sag mal, schläfst du noch? Die wollte nach Ungarn fliegen. Nicht nach Lateinamerika.« Manon seufzte gut vernehmlich. »Außerdem ist sie schon ge s tern geflogen und heil angekommen. Sie hat mich aus Budapest angerufen, weil du nicht ans Telefon gega n gen bist.«
    »Dann ist sie nicht …«
    »Sie ist putzmunter, wenn du das meinst«, erklä r te Manon. »Und was ist mit dir? Wie geht’s dir?«
    »Gut!«, sagte Sandra aus vollem Herzen. »Sehr gut.« Das war nicht einmal gelogen. Sie fühlte sich so glüc k lich wie schon lange nicht mehr. Ivana ging es gut. Sie hatte sich völlig umsonst gesorgt.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Ich fühle mich blendend.« Sandra lachte befreit auf. »Die Nachricht hat mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich habe gar nicht daran gedacht, dass Ivana ja schon gestern geflogen ist. Gut, dass du angerufen hast.«
    »Klingt erfreulich.« Sandra konnte hören, wie M a non aufatmete. »Kann ich heute Nachmittag trotzdem vorbeikommen?«
    »Ja, klar. Ich freue mich. Bis nachher.« Sandra ve r abschiedete sich, schaltete das Telefon aus und stand auf. Im Nachhinein war es ihr ziemlich pei n lich, aus der nur halb gehörten Meldung so vorschnelle Schlü s se gezogen zu haben. Guatemala. Wenn sie das mitb e kommen hätte, hätte sie sich gar nicht erst Sorgen machen müssen. Erleichtert ging sie wieder in die K ü che.
    Eine halbe Stunde später stand sie in der Garder o be, zog sich die Jacke an, griff nach ihrem Ruc k sack und wollte gerade die Wohnungstür aufschli e ßen, als ihr ein Gedanke kam.
    Der Affe. Sie hatte den Affen vergessen.

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