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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Vormieters, da er sich ebenfalls nach Personen guten Leumunds umzuschauen gedenke. Hier nun erblasste die Witwe Vermieterin trotz der Champagnerröte ihrer Wangen, denn sie ward offenbar nicht gerne an Falckenbergs Bedienten, ja überhaupt an die vorigen Bewohner erinnert.
    »Bei dem Doktor Eller in der königlichen Charité könntet Ihr mehr erfahren. Ich weiß nur, dass Herr ... Falckenberg den armen Andersohn aus reiner Barmherzigkeit bei sich arbeiten ließ, obwohler eigentlich bereits damals ins Irrenhaus gehört hätte. Er war ihm, wie Sie an dem Chaos hier sehen, ja weiß Gott keine Hilfe.« Langustier dankte überschwänglich für alles und ging – nicht ohne ihre zierliche Hand einen sehr langen Augenblick in der seinen zu halten, bevor sie sich ihm lächelnd, aber bestimmt entzog.
    Bis zum mit Jordan verabredeten Zeitpunkt war es noch weithin, daher beschloss Langustier, zur Charité zu fahren und ein weiteres Gespräch mit Eller zu führen. Ein paar Groschen bewegten den nächst besten Botenjungen, ihm eine Mietkutsche aufzutreiben. Langustiers Vermutung hatte nicht getrogen: Das medizinische Arbeitstier laborierte auch an diesem Abend noch sehr rege. Eller freute sich sogar über die Unterbrechung seiner kniffligen Beschäftigung, als er den Besucher sah – er baute gerade ein Kinderskelett zusammen –, denn Langustiers Interesse an seiner Tätigkeit schmeichelte ihm. Dennoch hatte er sich ernsthaft zu fragen, was auf einmal los war in dieser Stadt? Die königlichen Inspektoren gaben sich neuerdings bei ihm die Klinke in die Hand. Erst wegen Andersohn, dann wegen Falckenberg. Er befürchtete, dass dies noch nicht alles war.
    Die beiden begrüßten einander, und Langustier bestaunte zuerst in Ruhe die akribische Knochenbastelei. Da er nun endlich die Zeit dazu aufbringen konnte, schloss sich eine ausgiebige Besichtigung des Ellerschen Kabinettes an. Der Hausherr, der sich sicher sein konnte, dass seine Erläuterungen hier auf fruchtbaren Boden fallen würden, ließ keine Sache aus, bis Langustier erschrocken die Schläge vom Glockenturm zählte und erkannte, dass es schon stark auf Mitternacht zuging. Die Verabredung mit Jordan durfte er keinesfalls versäumen.
    Doch noch blieb eine kleine Frist und er wünschte von Eller dringend zu erfahren, ob es sich lohne, Falckenbergs Diener, der ja angeblich in der Charité in Behandlung stehe, noch zum Casus seines Herrn einzuvernehmen.
    Eller, ein Mann, den nach Langustiers Einschätzung nichts so leicht aus der Fassung bringen konnte, nahm eine Flasche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit aus dem Wandschrank. Er versuchte sich diese Doppelbefragung zu erklären.
    »Hat Ihnen denn Jordan nichts von diesem Casus berichtet?«
    »Die Zeit war knapp«, entgegnete Langustier, »und mir fiel der Zusammenhang erst in Falckenbergs Wohnung auf, wo ich den Bedienten vergeblich suchte. Er sei hier im Hause, hieß es.«
    So war Jordans seltsamer Kollege nicht darüber aufgeklärt. Eller war amüsiert. So schien das öffentliche Geheimnis für des Königs Beamten immer noch tabu zu sein.
    Zwei lange nicht mehr gespülte Gläser wurden zwischen die noch unverarbeiteten Knöchelchen auf die Arbeitsplatte gestellt. Etwas von der klaren Flüssigkeit ergoss sich in jedes und verströmte einen charakteristischen Duft. Langustier, dem nach einer Flasche Burgunder und fünf Gläschen Champagner nichts Alkoholisches mehr fremd sein konnte, tat es Eller gleich und sprach dem übel stechenden Kornbrand ohne Zagen zu. Wenn es doch nun einmal der Wahrheitsfindung diente.
    »Andersohn heißt der bedauernswerte Diener, von dem Ihr sprecht. Es steht traurig mit ihm. Doch ich habe in der Tat alles versucht …« Eller goss nach.
    »Er diente dem König seit der Rheinsberger Zeit.«
    »Dem wem?«
    Langustier glaubte, sich verhört zu haben.
    »Dem König, Sr. Königlichen Majestät, Friedrich dem anderen, Eff Zwo, ganz wie Ihr wollt. Er war einst der beste Freund des eifrigen, erfolgreichen Barons von Schlütern. Doch während dieser immer weiter in des Königs Gunst aufstieg, fallierte bei Andersohn alles. Er blieb der Kammerdiener, nicht nur für den König, sondern auch für seine jungen, niedlichen Pagen, mit denen dieser sich so gerne umgab, während sein feiner Freund munter seine Stellung zu privaten Geschäften nutzte. Schlütern wirtschaftete mit Erfolgin die eigene Tasche, was keinem verborgen bleiben konnte, außer vielleicht dem König. Andersohn hingegen versuchte es nur einmal

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