Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Grace ging auf diesen Scherz ernsthaft ein. »Es ist mir nicht gelungen, eine Sportskanone aus ihm zu machen. Der hat sogar noch mehr linke Füße als du, Francie.«
»Ich hab’ mir Mühe gegeben, nicht? Als er vier war, hast du mich dazu gebracht, mit ihm Baseball zu trainieren.«
»Und das war der Wendepunkt in der Geschichte des Baseballs!« Holly Graces Sarkasmus war nicht mehr zu bremsen. »Helen Keller und Little Stevie Wonder hätten es nicht besser machen können. Ihr zwei seid wirklich die unmöglichsten –«
»Du hast mit ihm auch nicht mehr Glück gehabt. Er ist vom Pferd gefallen, als du ihn zum Reiten mitgenommen hast, und hat sich einen Finger gebrochen, als du das erste Mal einen Fußball auf ihn geworfen hast.«
»Darum will ich ja unbedingt, daß er Dallie kennenlernt.
Jetzt, da Teddy schon ein bißchen größer ist, hat Dallie vielleicht eine Idee, was er mit ihm machen könnte.« Holly Grace mümmelte gedankenverloren auf einem Büschel Kresse herum. »Vielleicht liegt es an der Vererbung. Wenn Dallie Teddys Vater wäre, hätten wir dieses Problem nicht. Der Sport liegt allen Beaudines im Blut.«
Hast du eine Ahnung! dachte Francesca in ihrem warmen Bad. Schmunzelnd seifte sie sich die Arme ein und fuhr mit dem schaumbedeckten Schwamm genießerisch über ihre Beine. Manchmal fragte sie sich ernsthaft, was für ein abwegiges Chromosom wohl ihren Sohn hervorgebracht hatte. Holly Grace war sehr enttäuscht, daß Teddy nicht besser aussah, sie hingegen hielt Teddys häßliches, liebes Gesicht für einen Vorteil. Teddy würde nie im Traum daran denken, sich auf sein gutes Aussehen zu verlassen. Er würde sich auf seinen Verstand, seinen Mut und sein sentimentales Herz verlassen.
Plötzlich merkte sie, daß ihr nur noch zwanzig Minuten blieben, bis der Chauffeur sie zum Diner auf Stefans Yacht abholen würde. Trotz aller Müdigkeit freute sie sich auf den Abend mit Stefan. Nach mehreren Monaten, in denen sie nur telefoniert und sich hin und wieder flüchtig getroffen hatten, war jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, sich näherzukommen. Da sie in London seit ihrer Ankunft jeden Tag vierzehn Stunden gearbeitet hatte, war ihr nicht viel Zeit für sexuelle Spielereien geblieben. Aber jetzt war die letzte Show im Kasten, morgen sollte sie nur noch vor verschiedenen berühmten Gebäuden posieren, um die aufgezeichnete Sendung mit ein paar touristischen Tupfern ausklingen zu lassen. Sie hatte sich fest vorgenommen, vor dem Rückflug nach New York wenigstens zwei Nächte mit Stefan zu verbringen.
Trotz der gebotenen Eile griff sie noch einmal zur Seife und rieb sich gedankenverloren ihre Brüste damit ein. Es war ein prickelndes Gefühl, sie freute sich schon darauf, ihr einjähriges selbstauferlegtes Zölibat zu beenden. Es war nicht so geplant,
sie sah sich nur außerstande, von einem Bett ins andere zu hüpfen. Holly Grace mochte der Liebe für eine Nacht nachweinen, Francesca empfand trotz der Regungen ihres gesunden Körpers Sex ohne Zuneigung als öde und peinliche Angelegenheit.
Vor zwei Jahren hätte sie um ein Haar einen jungen kalifornischen Kongreßabgeordneten mit viel Charisma geheiratet. Er sah gut aus, war erfolgreich und gut im Bett. Aber er geriet jedesmal aus dem Häuschen, wenn sie eine von ihren Streunerinnen mit nach Hause brachte, und lachte auch nie über ihre Witze. Schließlich hatte sie sich von ihm getrennt. Prinz Stefan Marko Brancuzi war der erste Mann seit dieser Affäre, für den sie genug empfand, um mit ihm schlafen zu wollen.
Sie hatten sich vor einigen Monaten kennengelernt, als sie ihn für ihre Show interviewte. Er war charmant und intelligent und hatte sich schon bald als guter Freund erwiesen. Aber war das schon Liebe? Oder suchte sie nur einen Ausweg aus ihrer Unzufriedenheit mit dem Leben?
Beim Abtrocknen gelang es ihr, die melancholischen Gedanken fortzuscheuchen. Sie schlüpfte in den Bademantel und trat vor den Spiegel, wo sie mit geschickten Händen Make-up auftrug, ohne sich Zeit für Korrekturen oder zur Selbstbewunderung zu nehmen. Sie pflegte sich, weil das gute Aussehen Teil ihres Jobs war, aber wenn andere ins Schwärmen gerieten über ihre grünen Augen, ihre delikaten Wangenknochen und ihr schimmerndes kastanienbraunes Haar, zog sie sich zurück. Aus schmerzlicher Erfahrung wußte sie, daß ein schönes Gesicht eher belastete. Charakterfestigkeit war eine Folge harter Arbeit, nicht von dichten Wimpern.
Kleider waren natürlich etwas ganz
Weitere Kostenlose Bücher