Kommandosache HC-9
konnte mir vorstellen, was unter den wilden Bergen der fernen arktischen Insel gespielt wurde. Elis’ knappe Schilderung hatte mir alles gesagt. Ich kannte ähnliche Bauarbeiten aus eigener Erfahrung.
Dort entstanden gigantische U-Boot-Bunker, Nachschubdepots für alle Waffenarten, unterirdische Abschußpisten für interkontinentale Atomraketen, Kraftstationen, Radarzentralen, Werftanlagen für Unterwasser-Flotteneinheiten, Versorgungsstationen zur Aufladung der U-Boot-Atommeiler und natürlich auch Depots für Kernwaffen.
Das brauchte mir niemand zu erklären. Ich stellte deshalb auch keine Fragen. Ich rief mir das Kartenbild ins Gedächtnis und kam zu der Erkenntnis, daß Elis Teefer nicht zuviel behauptet hatte, als sie von einem schlagkräftigen Bollwerk in nächster Nähe der asiatischen Grenzen sprach. Auf Tanaga waren wahrscheinlich Tausende von Menschen damit beschäftigt, einen riesigen Stützpunkt unter den tarnenden Felsmassen der großen Insel zu erschaffen. Es war klar, daß es dort unzählige Geheimnisse gab, die den GAS-Geheimdienst anlocken mußten, wie ein Honigbrötchen die Bienen.
Relings Lächeln verstärkte sich. Meine Blicke wanderten zu meiner Kollegin hinüber.
»Die Bauarbeiten nähern sich ihrer Vollendung«, fuhr sie fort. »Die U-Boot-Bunker sind fertiggestellt. Die Schleusenanlagen funktionieren tadellos. Die Verbindungswege unter der Insel existieren bereits, doch müssen sie noch ordentlich ausgebaut werden. Der Nachschub an allen erdenklichen Gütern klappt einwandfrei, beziehungsweise er klappte einwandfrei. Seit genau sieben Tagen ist der U-Transporter ›Titan‹ spurlos verschwunden. Es handelt sich um einen unserer modernsten Transporter mit Atomantrieb. Besatzung hundertzweiundsechzig Mann einschließlich Kommandant, zwölftausendzweihundert Tonnen Wasserverdrängung, Aktionsradius unbegrenzt, Geschwindigkeit zweiundfünfzig Seemeilen bei reiner Unterwasserfahrt. An Bord der ›Titan‹ befanden sich keine Güter, da sie sich auf dem Rückweg in die Staaten befand. Das Boot beförderte aber einen unserer bekanntesten Kernphysiker, Professor Edgar D. Morrow, der bei einem vorhergehenden Transport die fachgerechte Lagerung von sechs Wasserstoffsprengköpfen, Einbauformat BM-235, überwacht hatte. Professor Morrow sollte mit der ›Titan‹ nach San Francisco zurückkehren. Er hatte einige sehr wichtige Unterlagen bei sich, die zusammen mit ihm und dem Transporter verschwunden sind. Das wäre an sich alles, Sir.«
Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Ich wischte mir über die schweißbedeckte Stirn.
»Soll ich die Klimaanlage kälter stellen?« fragte der Alte beißend.
Ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.
»Das heißt also mit anderen Worten, daß wir in einer ganz dicken Suppe stecken! Ein Atomtransporter der Navy ist verschwunden und mit ihm ein Wissenschaftler, der sein Gewicht in Diamanten wert ist. Soll ich den Fall bearbeiten?«
Der Alte nickte zustimmend.
»Alles vorbereitet, Konnat. Sie werden eine harte Nuß vorfinden, doch stehen Ihnen zwei Mitarbeiter zur Verfügung, auf die Sie sich unbedingt verlassen können. Leutnant Teefer fliegt in zwei Stunden nach Frisco. Sie werden am späten Nachmittag folgen. Nach der Ankunft werden Sie mit Ihrer Kollegin zusammentreffen und sie als Doktor Mauryn Fiskul kennenlernen. Agent MA-23 hält sich bereits seit vier Tagen auf der Insel auf. Er bekleidet die Stellung eines Sicherheitsdienstoffiziers der Marine. Das gesamte Bauvorhaben ist der Marine unterstellt Chef der Sektion ›Aleuten‹ ist
Weitere Kostenlose Bücher