Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
blechen, auch wenn er besser zahlte als die meisten.
Einmal, nein, zweimal, hatte er für Bernard abkassiert. Er hatte nur seinen Namen auf einen Zettel schreiben müssen. So einfach war das gewesen. Für seine Mühe hatte er sich ordentlich bezahlen lassen, zwar nur zwei Riesen, aber immerhin.
Jonas D. – D. wie in depraved – schlenderte mit den Bestellungen für den nächsten Tag nach Hause. Er freute sich an dem ersten Grün der Bäume und beschloss, sich später am Nachmittag die Frauen auf der Wiese vor der Stadtbücherei anzusehen. Das mit den Frauen setzte seinen Ersparnissen zwar sehr zu, aber man musste schließlich bereit sein, für seinen Spaß Opfer zu bringen!
Er lächelte erwartungsvoll, als er sah, dass Bernard und noch ein Typ vor seiner Wohnung in der Kaliforniegata auf ihn warteten.
»Danke, danke für die Hilfe, Wiederhören.«
Hill legte auf und spürte bis in die Beine, wie anstrengend es gewesen war, in Finnland anzurufen.
Ihm gefiel zwar das singende Finnlandschwedisch, das hier im Süden so exotisch klang, aber das Risiko, sich misszuverstehen, wenn man in einer anderen als in seiner Muttersprache kommunizierte, war trotzdem groß, und man musste höllisch aufpassen.
Die Sekretärin hatte ihn gleich mit dem Dozenten Jukka Heilenen verbunden, von dem sie annahm, dass er sich mit dem beschäftigte, woran der Kommissar so interessiert zu sein schien.
Und so war es auch gewesen.
»Doch, das stimmt. So viel kann ich sagen, ohne gegen die Geheimhaltungsvorschriften zu verstoßen. Wir beschäftigen uns genau mit einem solchen Auftrag, wie Sie ihn beschreiben. Dafür gäbe es nämlich viele wichtige Anwendungen, nicht nur militärische, wenn es uns wirklich gelänge, hypereffektive Penetrationswellen für dichte Objekte zu erzeugen.«
Da hatte er ihn wieder, diesen wissenschaftlichen Kauderwelsch.
»Sie meinen – die Möglichkeit durch Schwarz zu sehen«, meinte Hill, da er bereits Bescheid wusste.
»Genau. Ganz genau«, erwiderte Heilenen anerkennend.
»Ist es Ihnen bereits gelungen?«
Heilenen schwieg lange.
»Worum ging es bei Ihrer Ermittlung noch, hatten Sie gesagt?«
»Mord. Doppelmord, eventuell dreifacher Mord«, erwiderte Hill.
»Um die Wahrheit zu sagen, begreife ich nicht ganz, was unsere Forschungsresultate damit zu tun haben sollen. Lichtstrahlen töten schließlich niemanden. Ausgenommen Hochenergielaser natürlich.«
»Glauben Sie mir, die Sache ist sehr wichtig. Der Zusammenhang ist zwar nur indirekt, aber außerordentlich bedeutsam. Vielleicht hilft er uns dabei, weitere Morde zu verhindern.«
»Okay. Die Antwort lautet nein.«
»Nein?«
»Nein, es ist uns nicht gelungen – noch nicht.«
Hill seufzte so enttäuscht, dass das vermutlich bis über die Ostsee zu hören gewesen war. Die nächste Frage ergab sich von selbst.
»Gibt es vielleicht außerhalb von Ihrem Institut jemanden, dem das gelungen sein könnte?«
»Nein, soweit ich weiß, nicht. Unser Institut ist auf diesem Gebiet international führend. Wir halten uns jedoch auf dem Laufenden, was andere ähnliche Forschungsprojekte auf der ganzen Welt angeht. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass jemand weitergekommen sein sollte als wir.«
Schon bei dem bloßen Gedanken klang er gekränkt.
»Aber möglich wäre das schon?«
Plötzlich war Hill wieder ganz eifrig. Er ließ sich ganz von seinem Instinkt leiten.
»Theoretisch ja. Natürlich. Aber kaum, ohne auf unsere Forschungsergebnisse zurückzugreifen. Wie gesagt sind wir auf diesem Gebiet führend.«
»Wie könnte man sich – natürlich wieder rein theoretisch – die praktische Anwendung vorstellen?«
Es galt zu lernen, zu imitieren und zu imponieren, und Hill bekam dann auch wirklich seine wohl verdiente Banane, als Heilenen ihm antwortete.
»Langwelliges rotes Licht könnte man dazu verwenden, um zwischen Kohlschwarz und anderer Materie zu unterscheiden.
Ungefähr wie bei einer Wärmekamera. Sodass man beispielsweise helle Materie, die von schwarzer Materie umgeben oder bedeckt ist, durch die minimale, aber doch vorkommende Wärmeerhöhung der Wellenlänge für schwarzes Licht ablesen kann.«
Puh! Es schwindelte Hill, als er versuchte, der Erklärung des Wissenschaftlers zu folgen. Aber Dozent Heilenen schien das nicht weiter zu bekümmern.
»Durch die Projizierung der helleren und somit kälteren Teilchen würde sich ein Bild ergeben.«
»Das klingt doch nach einer Art Wärmekamera, oder?«
»Das stimmt. Aber es geht um die Suche
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